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Der feine Unterschied

Titel: Der feine Unterschied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philpp Lahm
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sein wird. Danach können wir noch eine Hochzeitsreise machen. Wenige Wochen später steht schon wieder die Saisonvorbereitung mit dem FC Bayern auf dem Programm.
    Wir wünschen uns eine ganz private Hochzeit, aber irgendjemand von der Presse kriegt mit, dass wir das Aufgebot bestellt haben, und schon haben wir unsere Schlagzeile: »Blitzhochzeit wegen Baby«
    Ist natürlich Quatsch, denn weder Blitzhochzeit noch Baby, und ich bin richtig froh, dass Claudia solche Berichte inzwischen ganz locker nehmen kann. Zu dem Bericht haben sie übrigens ein Foto von uns beiden gestellt, auf dem Claudia ein Kleid in Pink trägt. Aber sie hat gar kein Kleid in Pink. Das Foto war bei einer Veranstaltung aufgenommen worden, bei der wir zu zweit gewesen waren, ich in Schwarz, sie in Grau, aber die Redaktion hatte, damit es auf der Seite mehr kracht, die Farbe aufgepeppt.
    Nicht dramatisch, und natürlich harmlos im Gegensatz zu den Stories über andere Spieler, die in den Zeitungen ausgebreitet wurden. Ich habe das ja ein paar Mal aus der Nähe erlebt. Du siehst es jedem Spieler an, wenn er Probleme hat. Wir Spieler verbringen so viel Zeit miteinander, kennen einander so gut, dass jeder schon bei Trainingsbeginn weiß, wenn einer von uns private Probleme hat.
    Prominenz vervielfältigt diese Probleme. Das, was andere sich als Freiheit herausnehmen, wird durch die Öffentlichkeit zum Bumerang. Die Aufmerksamkeit, mit der dir begegnet wird, steigt exponentiell, wenn das Privatleben ins Spiel kommt.
    Das ist ein Gesetz unserer Mediengesellschaft, und damit musst du umgehen lernen, dir selbst zuliebe und aus Verantwortung gegen alle, mit denen du im privaten Leben zu tun hast.
    Wir stehen vor der Entscheidung, wie öffentlich wir unsere Hochzeit machen sollen. Eigentlich wollen wir völlig privat heiraten, aber wir wollen auch feiern, und es ist naiv zu glauben, dass bei hundert Festgästen nichts an die Presse dringt. Bevor also eine Zeitung ihre Paparazzi postiert, schließen wir einen Kompromiss.
    Es klingt vielleicht berechnend oder unromantisch, wenn wir Teile unserer Hochzeit öffentlich geschehen lassen, damit andere in Ruhe stattfinden können. Aber so funktioniert das Management der eigenen Prominenz. Wenn du dich ganz verweigerst, wird Öffentlichkeit gegen deinen Willen stattfinden. Dann hocken die Fotografen in den Bäumen. Wenn du alles öffentlich machst, wirst du zur Geisel deines Ruhms und du sprengst deine Lebensqualität in die Luft. Wenn du als Prominenter wenigstens Teile deines Lebens wirklich privat leben möchtest, dann musst du dir die mit einem gewissen Maß an Öffentlichkeit erkaufen.
    Wir beschließen also, die Hochzeit so zu organisieren, dass die Presse genug Stoff für ihre Sonntagsausgabe bekommt. Zum Standesamt laufen wir mit einer ganzen Musikkapelle durch den kleinen Ort Aying, und es sind viele Leute da und tausend Kameras und heftiges Gedränge, gut, dass wir ein paar Security-Kräfte bestellt haben, aber im Standesamt ist es dann ruhig und kühl, und wir sind ganz unter uns, und es ist schön.
    Als wir nach dem Mittagessen mit ein paar Bussen zur Kirche nach St. Emmeram fahren, ist noch immer jede Menge los, aber wir haben schon im Vorfeld abgeklärt, dass die Zeit in der
    Kirche wirklich uns allein gehören soll. Bilder macht nur unser eigener Fotograf, aber wir sind bereit, gleich nach der Zeremonie sechs Bilder freizugeben, die Claudia und mir gefallen. Sie sind der Preis dafür, dass wir anschließend in der vierspännigen Kutsche zum Brauereigasthof in Aying fahren können und in Ruhe mit unseren Freunden feiern.
    Für mich ist das ein guter Deal. Denn jetzt haben wir Ruhe. Jetzt werden weder wir noch unsere Familien und Freunde von Blitzlichtern gestört, und niemand muss Angst haben, sich morgen auf einem blöden Foto mit einem Weißbier in der Zeitung zu finden.
    Das Fest ist schön, und es bleibt sogar unbemerkt, dass unser Lieblingsmusiker Rainhard Fendrich mit seiner Band auftaucht, um für uns das Lied zu spielen, das uns so viel bedeutet, dass wir es auch in der Kirche vom Chor singen ließen: »Weu'sd a Herz hast wia a Bergwerk« - auf deutsch: tja. Gar nicht so einfach zu übersetzen.
    Auch der Hochzeitswalzer gelingt uns. Schließlich haben wir auch Tanzstunden dafür genommen.
    Natürlich kommen nach der Hochzeit jede Menge Anfragen für Interviews und Homestorys. Bei Homestorys bin ich strikt: mach ich nicht. Ich will nicht, dass jeder Mensch, der in die Illustrierte schaut, weiß,

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