Der Feuergott der Marranen
das Zauberland und dessen liebe und fröhliche Einwohner
kennenzulernen.
Ann und Tim wußten, daß der Anlaß der zweiten Reise Ellis die Botschaft KaggiKarrs gewesen war. Die Krähe hatte dem Mädchen die Bitte des Scheuchs und des
Eisernen Holzfällers überbracht, sie aus der Gefangenschaft des tückischen Urfin
Juice zu befreien. In Begleitung des einbeinigen Seemanns Charlie Black hatte Elli,
die im Zauberland die Fee des Tötenden Häuschens genannt wurde, die gefährliche
Reise angetreten und den bösen Urfin besiegt.
Jetzt hielten Ann und Tim jede Krähe im Umkreis für Kaggi-Karr. Würden sie eine
Botschaft aus dem geheimnisvollen Lande erhalten, sie würden keinen Augenblick
zögern, gegen die tückischen Zauberer und bösen Hexen in den Kampf zu ziehen!
Leider erwiesen sich die Krähen, mit denen sie sich anzufreunden suchten, nur als
einfache Vögel und nicht als Boten des Scheuchs.
Die Krähen nahmen die Bewirtungen Anns und Tims gerne an und verbreiteten in ganz
Kansas das Gerücht von den zwei guten Kindern. Unzählige Krähenschwärme gingen
auf die Dächer der Häuser und Schuppen nieder und stritten sich um jedes freie
Plätzchen auf den Zweigen der umstehenden Bäume, um etwas von den Leckerbissen
zu ergattern, die Tim und Ann für sie bereithielten…
Das war den Farmern der Umgebung denn doch zuviel. Sie sahen das reife Korn auf
ihren Feldern von den frechen Vögeln bedroht und beschlossen, sie zu vertreiben. Mit
Steinen und Stöcken, Flinten und Pistolen zogen sie gegen die Schwärme los, und der
alte Rolf hatte sogar aus seinem Schuppen die kleine Kanone geholt, die noch aus der
Zeit des Bürgerkrieges stammte. Er füllte sie mit Pulver und Schrot und feuerte auf den
größten Schwarm.
Zu seinem Entsetzen platzte aber die Kanone, und Großväterchen Rolf kam nur wie
durch ein Wunder mit dem Leben davon. Allerdings erschraken auch die Krähen so
sehr, daß sie nach allen Seiten auseinanderstoben.
„Vielleicht war Kaggi-Karr unter diesen Krähen?” seufzten die Kinder.
Zu ihrem siebenten Geburtstag bekam Ann von ihrer Schwester die Trillerpfeife
geschenkt, die diese von Ramina, der Königin der Feldmäuse, bekommen hatte. Es tat
Elli nicht leid, sich von diesem Andenken zu trennen, denn in Kansas, sagte sie, gäbe es
doch keine Wunder. Ann war freilich anderer Meinung. Noch am selben Abend ging sie
mit Tim hinter den Geflügelstall und blies dreimal in die Pfeife. Und siehe -das Wunder
geschah!
Wie aus dem Boden gestampft, standen plötzlich unzählige Mäuse da! Beim Anblick
der grauen Tierchen hätte manches andere Mädchen sicher zu schreien angefangen
und wäre davongelaufen. Nicht aber Ann Smith. Sie stand ruhig da und betrachtete
neugierig die winzigen Geschöpfe.
Den Mäusen gefiel die Beherztheit Anns. Sie rollten einen großen grauen Teppich
auf, den eine große Maus, anscheinend die Königin, betrat. Sie richtete sich auf den
Hinterpfoten auf, musterte mit ihren schwarzen Äuglein das Mädchen und piepste
etwas, was die Kinder nicht verstanden. Leider haben Menschen und Tiere nur im
Zauberland eine gemeinsame Sprache!
„Vielleicht überbringt uns die Königin Neuigkeiten aus dem Zauberland, oder sie
will uns einen Rat geben, wie wir hingelangen könnten. Wie schade, daß wir ihre
Sprache nicht verstehen!” sagte Ann zu Tim.
Dann winkte die Mäusekönigin zum Abschied dreimal mit den Vorderpfoten und
verschwand mit ihren Untertanen. Das einzige, was von ihnen übrigblieb, waren die
Spuren der kleinen Füße im Staub.
Ann und Tim trafen sich mehrmals mit den Mäusen, denn sie hofften, die Mäusekönigin
werde einmal vielleicht doch eine menschliche Sprache sprechen. Das trat aber nicht
ein.
Eines Morgens, als Ann und Tim sich in einem Winkel des Hofes erneut abmühten, aus
der Sprache der Mäusekönigin klug zu werden, tauchte unerwartet Frau Anna auf. Sie
war nicht so mutig wie ihre Tochter und stieß einen gellenden Schrei aus. Es fehlte nicht
viel, und sie wäre in Ohnmacht gefallen, aber die Mäuse verschwanden, als hätte sie die
Erde verschlungen.
„Oh, ihr schlimmen Kinder!” schrie Frau Anna zornig. „Nicht genug, daß ihr Schwärme
gefräßiger Krähen auf die Farm gelockt habt, züchtet ihr jetzt noch eine Million
Mäuse… Die werden uns noch eines Tages die Eier im Geflügelstall austrinken und das
Korn in den Speichern aufessen.” „Aber es sind ja viel weniger als eine Million, Mutti”,
entgegnete Ann. „Diese
Weitere Kostenlose Bücher