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Der Feuerstein

Der Feuerstein

Titel: Der Feuerstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rae Carson
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wilder Schmerz von meinem Kinn bis zum Nacken. Ich habe keine Ahnung, ob ich überhaupt etwas essen kann, so, wie ich mich fühle.
    »Oh! Natürlich, ich habe Dörrfleisch und …«
    »Was … Weiches …«
    Ich höre hastiges Rascheln. Wasser plätschert aus einem Schlauch. »Ich mache dir ein bisschen Suppe«, sagt er. »Meine ist zwar nicht so gut wie Cosmés, aber es reicht vielleicht trotzdem.«
    Nun, da er hier ist und sich um mich kümmert, lasse ich meine Augen wieder zufallen, glücklich und verwundert zugleich,
immer noch am Leben zu sein. Vorsichtig beuge ich die Zehen und bewege die Arme, um herauszufinden, wo genau es wehtut. Überall, wie ich schnell feststelle, aber besonders an meinen Rippen und meiner linken Schläfe. Ich liege mit dem Oberkörper leicht erhöht, ein weiches Bündel unter meinem Kopf, und mein rechter Arm ist mit einer Schlinge an meinen Körper gebunden. Neben mir knistert ein Feuer. Zum ersten Mal seit Tagen ist mir angenehm warm.
    »Humberto? Mein Arm …«
    Das Feuer knackt, als er das Anmachholz leicht zusammenschiebt. »Ich glaube, du hast dir ein paar Rippen angebrochen, als du den Berghang dort heruntergerollt bist. Ich habe deinen Arm in eine Schlinge gelegt, damit du ihn nicht bewegst, während du schläfst.«
    »Du hast mich fallen sehen?«
    »Elisa, du bist direkt in mein sorgsam verstecktes Lager gekugelt.«
    Mein Aufschluchzen jagt einen durchdringenden Schmerz durch meine Rippen. Tränen steigen mir in die Augen, und mein Atem wird schneller. Es war Humberto, dem ich gefolgt bin. Mein Feuerstein hat mich zu Humberto geführt.
    Es tut einfach zu weh, das Weinen zu unterdrücken. Mein Blick verschwimmt.
    »Humberto«, flüstere ich.
    »Alles in Ordnung, Elisa?«
    Ich sehe seinen Schatten über mir, wie er immer dunkler wird. »Während du Suppe kochst, werde ich … werde ich einfach noch mal ohnmächtig.«

    Ich sinke an einen herrlichen Ort, dunkel und weich. Aber irgendetwas rührt sich in meinem Verstand. Etwas, das ich Humberto sofort erzählen muss. Etwas über einen Verräter.
    Aber dann schlafe ich schon fest.

23

    A ls ich wieder aufwache, ist es schon fast dunkel. Ich öffne die Augen und zucke zusammen, als ich direkt über mir ein lächelndes Gesicht wahrnehme.
    »Ich dachte, ich hätte gehört, dass du aufgewacht bist. Hast du noch immer Hunger?«
    Ich murmele etwas. Humberto hebt meinen Kopf vorsichtig an und löffelt mir Suppe in den Mund, eine wässrige, sehr einfache, aber absolut wunderbare Brühe. Unwillkürlich muss ich kichern.
    »Was denn? Wieso lachst du?«
    »Das ist genau wie beim ersten Mal. Nachdem ihr mich entführt hattet. Außer, dass die Suppe jetzt nicht so gut ist.«
    Er lehnt sich in der Hocke leicht zurück, und sein Lächeln verblasst. »Das tut mir so leid, Elisa.«
    »Nein, die Suppe ist in Ordnung!«
    »Ich meine, wegen der Entführung.«
    »Oh.« Ich hole tief Luft und zucke dann leicht zusammen, als wieder ein heftiger Schmerz durch meine Brust peitscht.
    »Es war ein schlimmer Sturz.« Humberto gibt mir mehr Suppe. »Du hast Glück gehabt. Du hättest jetzt auch
Blut spucken können oder dir ein Bein gebrochen haben oder …«
    »Es fühlt sich aber gar nicht nach Glück an. Eher so, als würde es immer schlimmer.«
    »Geprellte Rippen tun am zweiten Tag immer am meisten weh. Danach wird es dann besser.«
    »Humberto!« Eine Welle der Übelkeit schwappt von meinem Kopf hinunter in meinen Bauch, als ich mich aufzurichten versuche. »Wir müssen sofort weiter. Wir müssen alle warnen.« Ich bin fürchterlich benommen, aber trotzdem muss es mir irgendwie gelingen aufzustehen.
    »Wir gehen nirgendwohin.« Er legt mir die Hand auf die Brust und drückt mich sanft wieder auf mein Lager. »Du solltest mindestens zwei Wochen lang ausruhen.«
    »Zwei Wochen! Humberto, wir wurden verraten. Wir müssen Vater Alentín warnen.«
    Der Löffel verharrt wie erstarrt vor mir in der Luft, und Humbertos Augen werden schmal. »Verraten?«, flüstert er. »Wie meinst du das?«
    Verlangend sehe ich den Löffel an. »Es war Belén. Ich habe ihn im Lager gesehen, wie er mit den Inviernos zusammen gegessen hat, als wären sie die besten Freunde.«
    Der Löffel zittert. Vorsichtig bewege ich mein Kinn darauf zu, den Mund geöffnet, während der Hunger noch immer an meinen Eingeweiden nagt.
    »Belén würde niemals…«
    Seufzend sinke ich wieder zurück; der Schmerz im unteren Brustbereich ist zu stark. »Wie sonst hätten sie uns finden können?

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