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Der Feuerstein

Der Feuerstein

Titel: Der Feuerstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rae Carson
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sie inzwischen weit von hier entfernt.«
    »Aber du bist zurückgekommen.«
    »Ich konnte dich nicht im Stich lassen.«
    Wir sehen einander an. Ich sehne mich danach, dass er mich noch einmal küsst. Vielleicht sollte ich ihm das sagen.
    Schließlich bringe ich heraus: »Wir sind noch immer sehr nahe an Inviernes Heer.«
    Sein Blick streift meine Lippen. »Ja.«
    »Du solltest das Feuer nicht brennen lassen.«
    »Äh … nein.«
    »Dann mach es aus, Humberto. Ich komme auch ohne zurecht. Morgen brechen wir auf.«
    Er schüttelt den Kopf. »Du kannst unmöglich laufen.«
    »Das kann ich ganz bestimmt. Ich fange ganz langsam an, das verspreche ich. Du kannst morgens als Erster aufbrechen und den Weg auskundschaften. Du suchst uns einen verborgenen Lagerplatz ein paar Stunden von hier entfernt, dann kommst du zurück und holst mich. Und wenn das funktioniert, dann kann ich am folgenden Tag vielleicht noch ein bisschen weiter gehen.«
    Er will protestieren, schweigt dann aber. Ich weiß, wie verzweifelt er sich danach sehnt, vom Schicksal der anderen zu erfahren und das Dorf zu warnen. »Wir werden es versuchen«, sagt er schließlich und lächelt sanft. »Siehst du? Ich habe dir gesagt, dass du viel tapferer bist, als du glaubst.«
    Sein Gesicht ist meinem so innig zugewandt, dass ich den Blick abwenden muss.
     
    Jeder Schritt schickt einen brennenden Schmerz durch meinen Rücken und meine Rippen. Im Laufen ist es gleichzeitig besser und schlimmer, denn die Bewegung vertreibt die Steifheit aus meinen Gliedern. Atmen ist beinahe unmöglich, aber mein Kopf wird klarer, mein Nacken entspannt sich, und die Prellungen auf meinen Armen und Beinen wechseln
von einer dunkelvioletten zu einer kränklich gelben Farbe. Zwar schickt der Feuerstein keine eisigen Warnungen mehr aus, aber dennoch bete ich weiterhin ständig.
    Am nächsten Tag machen wir es wieder genauso und marschieren nur wenige Stunden. Und am Tag danach kitzelt beim Frühstückstee scharfer Gewürzgeschmack meine Kehle.
    »Hast du Duermakraut hineingemischt?«
    Er steht nur da und grinst ein bisschen.
    Ich sinke wieder in seine Decken, die er mir überlassen hat. Meine Augenlider sind schon zu schwer, um ihn noch böse anzufunkeln. »… hasse dich«, murmele ich.
    »Das kannst du mir alles morgen erzählen.« Er beugt sich vor, und nur noch ganz vage spüre ich seine Lippen auf meiner Stirn.
     
    Als wir endlich weitermarschieren, freue ich mich geradezu daran, dass nach und nach immer weniger Grün die Landschaft prägt, dass sich die Luft erwärmt und uns die karge Wüste ankündigt. Als die Erde sich allmählich rot färbt und die ersten Tafelberge in ihren feurigen Schichten zum Himmel streben, fühle ich sogar einen Funken Heimweh.
    Ein Posten hält uns an, als wir uns etwa einen halben Tagesmarsch vom verborgenen Dorf befinden, und eilt dann voran, um alle auf unser Erscheinen vorzubereiten, damit man uns nicht etwa aus dem Hinterhalt erschießt. Humberto und ich sehen uns kurz an, dann beschleunigen wir unsere Schritte. Mein Gefährte schreitet mit unfehlbarer Sicherheit voran, und ich danke Gott dafür, dass er mich zu ihm geführt hat. Dieses trockene Bergland ist ein Labyrinth aus verschlungenen Schluchten und täuschend ähnlich aussehenden
Tafelbergen, und ohne Hilfe hätte ich niemals den Weg zurückgefunden.
    Aber dann taucht doch der vertraute Berg vor uns auf, mit seiner großen, halb überwölbten Höhle, die das Dorf schützend umfängt. Alle sind sie da, um uns zu begrüßen, alle lachen uns an, und meine Augen füllen sich mit Tränen. Es ist so anders als bei meiner ersten Ankunft hier, als man mir mit so viel Misstrauen und Vorsicht begegnete. Alentín humpelt mir entgegen, den einen Arm ausgestreckt. Und nun laufe auch ich los, kümmere mich nicht weiter um den verbliebenen Schmerz in meinen Rippen und schlinge meine Arme um seinen hageren Körper.
    So viele Gesichter, die ich erkenne, und dieses Mal sehen sie mich voller Offenheit und Hoffnung an. Die Kinder ergreifen meine Hände, wollen sich an meine Schenkel klammern, aber Humberto scheucht sie weg. »Sie ist verletzt!«, ruft er. »Drückt sie nicht so sehr.«
    Mein Gesicht brennt, so peinlich ist mir das. Aus irgendeinem Grund finde ich es grässlich, so umsorgt zu werden. Plötzlich sehe ich Cosmé, die sich mit ausgestreckten Ellenbogen einen Weg durch die Menge bahnt. Als sie Humberto entdeckt, wird sie ein wenig langsamer, und die Erleichterung ist ihr deutlich anzusehen. Die

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