Der Feuerstein
erstarrt, und seine stille Wut verleiht mir die Kraft für meine nächsten Worte: »Ich habe mich sehr gefreut, als wir Eure Nachricht erhielten, Durchlaucht. Ein Bündnis zwischen meinem Volk und Eurem wäre sicherlich zu unser beider Nutzen.«
»Oh?« Seine Lippen zucken, als hätte ich gerade einen Witz gemacht, und er hebt eine Augenbraue auf ausgesprochen bekannte Weise. Es war für Cosmé sicherlich nicht besonders schwierig gewesen, ihn von seiner Vaterschaft zu überzeugen.
Der Mann mit dem faltigen Gesicht bleibt völlig ungerührt.
»Sicherlich«, betone ich, jetzt noch misstrauischer als zuvor. »Die Fähigkeiten meiner Leute, kombiniert mit den Mitteln, die Euch zur Verfügung stehen, werden Seiner Majestät den Vorteil verschaffen, den er braucht, um den Krieg gegen Invierne zu gewinnen.«
Er seufzt dramatisch. »Ich fürchte, es wird kein Bündnis geben, denn es wird auch nicht zum Krieg kommen.«
Benito zieht scharf die Luft ein. Meine Hände ballen sich zu Fäusten. »Was meint Ihr damit?«, flüstere ich.
»Ich habe einen Friedensvertrag ausgehandelt.« Stolz liegt in seiner Stimme. »Damit werden wir viele Tausend Leben retten.«
Humberto schüttelt den Kopf. »Invierne wird Eure Stadt dem Erdboden gleichmachen«, zischt er. »Ganz egal, welche Versprechungen man Euch gemacht haben mag.«
»Nein, nein, da irrt Ihr Euch«, beharrt Treviño und tritt
näher an uns heran. Der geschmacklose Anhänger gleitet mit einem leisen Flüstern über die Kette, an der er hängt, und die heiße Reaktion meines Feuersteins lässt mich zusammenzucken. »Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man sehr gut mit ihnen reden kann. Sehr angenehme Verhandlungspartner. Erst gestern erhielt ich beispielsweise eine Nachricht ihres Botschafters, der mir mitteilte, dass in ihrem Lager ein Gift verbreitet worden sei. Sie dachten zunächst, es handelte sich dabei um einen Angriff meinerseits. Natürlich versicherte ich ihnen sofort, dass das nicht der Fall war. Dann vermutete der Botschafter, dass vielleicht die Malficio dafür verantwortlich sein könnten. Und da könnt Ihr Euch sicher vorstellen, wie überrascht ich war, als ich Euch heute Morgen auf meiner Schwelle entdeckte!« Jetzt geht er im Raum auf und ab, sein rot-goldener Mantel schwingt um seine Knöchel und enthüllt ein Paar an die Stiefelschäfte geschnallte Dolche. »Um meine Stadt zu bewahren und mein Volk zu schützen, muss ich nichts weiter tun, als Euch auszuliefern. Euch alle. Das bedauere ich sehr, wirklich. Aber der Frieden ist es wert, meint Ihr nicht auch?« Er wirbelt zu mir herum und beugt sich zu mir, bis seine Nase nur noch eine Handbreit von meiner entfernt ist. »Und daher werdet Ihr, Lady Elisa, mir verraten, wo genau sich Euer Hauptquartier befindet.«
Ich schlucke und denke fieberhaft über eine schlaue Strategie nach, über irgendeine brillante Entgegnung, die uns retten oder zumindest etwas Zeit kaufen würde. Aber das Einzige, was ich herausbringe, ist: »Das werde ich Euch niemals sagen.«
Der Conde tritt wieder einen Schritt zurück und zuckt mit den Schultern. »Das werdet Ihr. Und dann werdet Ihr als Zeichen
unseres guten Willens in das Lager Inviernes geschickt. Dort will man Euch aus irgendeinem Grund unbedingt in die Hände bekommen.« Er sieht zu einem der Wächter hinüber und schnippt mit den Fingern. Eine schwere Hand packt meine Schulter, und Fingerspitzen bohren sich in die Haut unterhalb meines Schlüsselbeins.
»Nein!«Humberto springt auf. »Nehmt mich. Ich bin der Anführer der Malficio. Dieses Mädchen ist nur Tarnung.«
Die Luft in meinen Lungen wird schwer wie ein Felsbrocken. Nein, Humberto. Bitte nicht. Ich schüttele den Kopf und versuche, seinen Blick einzufangen, aber seine Augen bleiben starr auf den Conde gerichtet.
Treviño sieht den Mann neben sich fragend an.
»Er lügt«, stößt der Alte mit rauer Stimme hervor. »Sie ist die Anführerin. Und die Trägerin. Ihren Feuerstein habe ich vorhin schon gefühlt. Der Junge hier ist ein Nichts.«
Ein Priester! Sie beide, der Conde und der Priester, sehen Humberto nun an wie zwei Kojoten, die ein saftiges Kaninchen belauern.
Entsetzen breitet sich in meinem Bauch aus.
Humbertos Gesicht ist eine erstarrte Skulptur der Angst, aber plötzlich entspannen sich seine Züge und zeigen nur noch Resignation. Er dreht sich zu mir um, sieht mich eindringlich an, und es liegt unglaublich viel Wärme in seinen Augen, so viel Tapferkeit in seinem Lächeln. »Meine
Weitere Kostenlose Bücher