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Der Feuerstein

Der Feuerstein

Titel: Der Feuerstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rae Carson
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sich das Schloss verändert hat. Es wirkt heller, frischer. Neugierig spähe ich in Seitenflure und kleine Nischen und versuche herauszufinden, woran das liegt. Als wir um eine Ecke biegen, streift meine Hand ein paar Palmwedel.
    Pflanzen! Das ist der Unterschied. Überall stehen Grünpflanzen. In erster Linie Palmen und Farne, dazwischen auch einige Dschungelgewächse.
    »Warum lächelst du plötzlich so?«, fragt Alejandro.
    »Grünpflanzen!«
    Er lacht leise. »Ja. Das fing an, kurz nachdem du verschwunden bist. Es sprach sich herum, dass du befohlen hattest, deine Räume mit Pflanzen zu dekorieren. Danach wollten alle Höflinge es dir gleichtun.«
    Wir haben meine Tür erreicht. Wie beim ersten Mal, als Alejandro mich hierher begleitete, fühle ich mich wie ein Übernachtungsgast auf der Durchreise.
    Er beugt sich vor und berührt meine Lippen leicht mit seinen. »Bis zum Abendessen«, flüstert er.
    Ich schlucke, als er sich verabschiedet. Ximena und Mara eilen vor mir in die Räume.
    »Oh, ist das wunderschön!«, ruft Mara mit heller Stimme.
    Ich ziehe die Tür hinter mir zu. »Die Feuersteine. Wir müssen sie finden, als Allererstes.« Mein Blick schweift durch die Räume und sucht nach der kleinen Palme.
    »Wovon sprichst du?«, fragt Ximena.

    »Vater Nicandro hat mir einige Feuersteine gegeben. Alte. Ich habe sie unter den Wurzeln einer kleinen Palme vergraben.«
    Meine Kinderfrau macht ein schockiertes Gesicht. Für sie ist es immer noch sehr ungewohnt, so offen über dieses Thema zu sprechen. Aber sie macht mir längst keine Angst mehr, und von daher achte ich nicht auf ihre Miene, sondern gehe zum Balkon und ziehe den Vorhang beiseite. Der Balkon ist leer.
    »Hier steht eine Palme!« Maras Stimme hallt durch das Atrium.
    Schnell drehe ich mich um und laufe zu ihr, sehe, wohin sie zeigt. »Das ist nicht die Richtige«, sage ich. Die Pflanze ist zu klein und zu dicht belaubt. »Meine Palme war größer.« Gerade will ich wieder ins Schlafzimmer zurückkehren, da fällt mir etwas auf. Die Fliesen rund um das Badebecken, die kleinen gelben Blumen, die darauf gemalt sind. Seltsame vierblättrige Blüten mit blauen Tupfern. Mein Feuerstein rührt sich bei dieser Entdeckung.
    »Mein Himmel, das ist die einzige Pflanze in diesem Gemach«, erklärt Ximena. »Bist du sicher, dass es nicht die richtige ist?«
    Mein Herz beginnt zu hämmern, als mir die Tragweite dieser Worte bewusst wird. »Oh, Ximena, sie sind nicht mehr da. Die Feuersteine sind weg!« Jemand muss meine Gemächer geplündert haben, um sich der aktuellen Mode entsprechend mit dekorativem Grün einzudecken.
    »Ich bin sicher, dass wir sie noch finden werden«, erklärt Ximena, die angesichts meiner offensichtlichen Panik verblüfft die Stirn runzelt.

    »Du verstehst nicht. Wir müssen sie jetzt finden, sie vielleicht sogar zerstören, bevor das Heer von Invierne die Stadt erreicht. Wenn die Animagi sie vor uns in die Hände bekommen, werden wir diesen Krieg verlieren.«

30

    E inige Stunden später muss ich die Suche abbrechen, um wie versprochen mit dem König zu Abend zu essen.
    Alejandros Räume sind genauso, wie ich sie mir vorgestellt habe: schummrig beleuchtet, in Rot- und Brauntönen gehalten und mit einem Bett und einem Nachttisch aus dunklem, unbehandeltem Holz möbliert. Die warme Luft riecht nach Gewürzen. Ich sitze im Schneidersitz ihm gegenüber auf einem riesigen Kissen mit Fransenbesatz. Dampfende Platten mit verschiedenen Gerichten auf dem Teppich bilden eine beruhigende Barriere zwischen uns.
    Als Erstes probiere ich das Pollo Pibil, Alejandros Lieblingsspeise, wie ich mich gerade wieder erinnere. Den ersten Bissen spüle ich mit einem Schluck kühlen Weins hinunter. Dann nehme ich die Teller genau in Augenschein und überlege so sorgfältig, für welche Speisen ich mich entscheiden soll, als ob das Schicksal Joya d’Arenas von meiner Wahl abhinge. Das ist immerhin besser, als darauf zu achten, dass er mich mit so beharrlichem Interesse ansieht.
    Das glückliche Kinderlächeln, das er zuvor zeigte, ist jetzt verschwunden, und Müdigkeit und Sorge sind an seine Stelle
getreten. »Ich habe heute mit dem Quorum gesprochen«, sagt er betont, während ich mir einen warmen Pilz mit Knoblauchbrotfüllung nehme.
    »Oh?«
    »Sie meinen, wir sollten dich so schnell wie möglich zur Königin krönen. Jetzt, da der Krieg …«Seine Stimme verebbt, und das Licht in seinen Augen wendet sich nach innen. Er blinzelt und setzt wieder an,

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