Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Feuerstein

Der Feuerstein

Titel: Der Feuerstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rae Carson
Vom Netzwerk:
gefährdet. Das schwächt sie. Sie wollen einen Seehafen. Ich sage, sollen sie
doch ihre Kräfte bei dem Versuch verschleißen, ihn zu bekommen. Die Wüstennomaden werden wissen, wie sie ihnen aus dem Weg gehen können. Wir werden sie hier erwarten, in Brisadulce. Wir werden die Zeit nutzen, um uns vorzubereiten. Wir werden Befestigungen bauen, die weit in die Wüste hineinreichen, und Fallen stellen …«
    »Und was ist mit meinem Volk?« Ariñas Stimme ist gefährlich ruhig.
    Ich sehe sie gefasst an, denn ich weiß, dass meine Logik schlüssig ist. »Gebt ihnen den Befehl, die Dörfer zu verlassen.«
    Ihr Körper steht unter größerer Spannung als eine Vihuela-Saite. Beinahe fürchte ich, dass sie über den Tisch springen und auf mich losgehen wird. »Ihr erwartet, dass diese Menschen ihre Heimat aufgeben, das Land, von dem sie leben.«
    Darauf kann ich nur nicken. »Bis dieses Gebiet wieder sicher ist, ja.« Nun wende ich mich an Alejandro. »Wenn Ihr zulasst, dass der Krieg im Bergland stattfindet, setzt Ihr ganz Joya d’Arena aufs Spiel.«
    Lord Hectors Warnung, dass Ariña mächtiger ist, als sie aussieht, geht mir wieder durch den Kopf, aber dann sehe ich Alejandros Blick und erkenne die Dankbarkeit, die in ihm liegt. Nicht nur das, ich lese auch Hoffnung darin, und mir wird klar, dass ich genau das ausgesprochen habe, was er hören wollte.
    »Glaubt Ihr«, sagt General Luz-Manuel, »dass Euer Vater, König Hitzedar, willens sein würde, uns mit Soldaten zu unterstützen?«
    Alejandro versteift sich, sagt aber nichts.

    Ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll. Laut Alodias Brief hat Papá bereits im Zuge unserer Heirat eingewilligt, Truppen zur Verfügung zu stellen, aber es ist klar ersichtlich, dass der König noch nicht einmal seinem obersten General etwas von dieser Vereinbarung gesagt hat. Ich suche in Alejandros Gesicht nach einem Hinweis, doch vergeblich.
    »Ich halte es für möglich«, sage ich schließlich. »Invierne ist auch unser Feind. Ich bin gern bereit, mich für Euch zu verwenden.«
    Alejandros Stirn entspannt sich. Er nickt kaum merklich, aber ich bin mir nicht sicher, was es bedeutet. Gut gemacht. Oder vielleicht auch: Wir reden später.
    Ariña sieht finster zu mir herüber. Ihre Augen wandern zwischen dem König und mir hin und her, als versuche sie, unseren Blickwechsel einzuordnen. Doch dann lässt sie sich wieder auf ihr Kissen sinken, die Augen leicht zusammengekniffen. Irgendwie habe ich den Verdacht, dass die Bergdörfer nicht der Hauptgrund ihrer Besorgnis sind.
    Der König lässt eine Karte von Brisadulce bringen, und es wird heiß in dem kleinen Raum, als wir über Befestigungen und Versorgungsmaßnahmen sprechen. Alejandro lässt dabei wenig Entschlusskraft erkennen, und das reizt sowohl Eduardo als auch den General. Der König erkundigt sich, wie wir den Feind vor den Toren der Stadt auf Abstand halten könnten, falls wir Invierne so weit kommen ließen. Wie wir Nahrungsmittel für die Bevölkerung lagern könnten, falls es zu einer Belagerung käme. Ich wünschte, er könnte sich dazu durchringen, in irgendeiner Form wirklich aktiv zu werden.
    Schließlich erhebt sich Conde Eduardo und streckt sich. »Ihr müsst mich entschuldigen, Majestät. Wir tagen nun
schon länger als vorgesehen, und ich werde anderswo erwartet.«
    Alejandro sieht von der Karte auf. »Aber natürlich, Eduardo. Ich danke Euch vielmals für die Ratschläge heute.«
    Während der Conde sich verabschiedet, beugt sich Lord Hector zum König und flüstert ihm zu. »Majestät. Der Prinz wird inzwischen auf Euch warten.«
    Alejandros Augen weiten sich. »Oh.« Wir alle sehen ihn fragend an, und er schenkt uns daraufhin ein kurzes Lächeln. »Ich habe dem Jungen versprochen, heute mit ihm in die Stadt zu gehen.« Er reibt sich das Kinn. »Hector, würdet Ihr ihn statt meiner herumführen? Sagt ihm, dass ich in einer Sitzung aufgehalten wurde.«
    Das Gesicht des Leibgardisten ist wie versteinert, aber er nickt und erhebt sich von seinem Kissen.
    »Lord Hector«, sage ich schnell, bevor Ariña mir zuvorkommen kann. »Ich hatte heute sowieso vor, in die Stadt zu gehen.« Das stimmt natürlich nicht, aber diese Gelegenheit darf ich nicht ungenutzt verstreichen lassen. Ich zwinge mich zu einem Lachen. »Nun bin ich schon über einen Monat hier, und ich habe noch immer keinen richtigen Rundgang gemacht! Nur zu gern wäre ich bereit, Rosario mitzunehmen.«
    Das Gesicht des Königs hellt sich auf. »Ich danke

Weitere Kostenlose Bücher