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Der Feuerthron

Der Feuerthron

Titel: Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Hekendialondilan gefiel, steuerte das Schiffchen sich selbst und wich dabei geschickt allen Hindernissen aus. Die Segel stellten sich so, wie der Kurs und der Wind es nötig machten, und was die Verpflegung anging, so standen zwei Bastkörbe mit Wunschbeeren im Boot und ein mit dem Rumpf verwachsener Kasten, in dem sich in Blätter gehülltes Backwerk befand. Das erhitzte sich von selbst, wenn man sich eine warme Mahlzeit wünschte.
    Das Wichtigste fehlte seiner Ansicht nach jedoch, und das war Trinkwasser. Er blickte sich suchend um und erregte damit Hekendialondilans Aufmerksamkeit.
    »Was sucht dein Freund?«, fragte diese Mera mit ihrer Gedankenstimme. Da sie meistens getadelt worden war, wenn sie laut gesprochen hatte, schämte sie sich mit einem Mal, in Gegenwart von Fremden Töne aus ihrem Mund hervorzubringen.
    »Hekendialondilan will wissen, was du möchtest?«, trug Mera die Frage weiter.
    »Ich habe Durst!«
    »Ich auch«, meldete sich Careela zu Wort. Sie hatte sich in sich selbst zurückgezogen und ihren verletzten Stolz gepflegt, denn sie konnte nicht begreifen, warum Mera von der jungen Runierin und deren Mutter beachtet worden war und sie nicht.
    Hekendialondilan wies lächelnd auf einen kleinen Eimer aus Kristall, der in einer Art Lade neben den Körben mit den Beeren stand. »Sag deinen Freunden, sie sollen damit Wasser schöpfen und einen Augenblick warten!«
    Als Mera diese Anweisung an Kip weitergab, streckte er abwehrend die Arme aus. »Ich trinke kein Salzwasser! Das können vielleicht Runier tun, aber wir nicht!«
    Mera hatte keine Lust, sich mit ihm zu streiten. Daher nahm sie den Eimer, tauchte ihn ins Meer und stellte ihn dann halb gefüllt neben sich ins Boot. Dabei beobachtete sie, was damit geschah. Bereits nach kurzer Zeit bildeten sich im Wasser Kristalle, die von der Wand und dem Boden angezogen und von dort aufgesaugt wurden. Als Mera den Finger in das Wasser steckte und prüfend daran leckte, schmeckte sie kein Salz mehr.
    »Warte noch ein wenig, bis der Zauber des Eimers auch noch das letzte Salz und andere schädliche Stoffe ausgefällt hat. Bald kannst du unbesorgt davon trinken.«
    Hekendialondilan amüsierte sich ein wenig über die Menschenkinder, die dem, was für sie alltäglich war, so fassungslos gegenüberstanden. Selbst Mera, die doch selbst eine Hexe war, zeigte deutliches Erstaunen. Als die Runi sah, dass die Außenseite des Eimers den trüben Glanz von Salzkristallen annahm, wies sie erneut auf die Lade. Dort lagen jetzt fünf Becher, die sich wie von selbst gebildet hatten.
    »Nun könnt ihr trinken!« Sie hatte sich überwunden, nicht zu senden, sondern sprach die Worte aus, damit die drei anderen sie ebenfalls verstehen konnten. Dennoch wagte es niemand, einen der Becher zu nehmen und damit Wasser aus dem Eimer zu schöpfen.
    Hekendialondilans Lachen erfüllte das Boot. »Ihr seid wirklich seltsame Geschöpfe! Erst behauptet ihr, durstig zu sein, und dann wollt ihr nicht trinken!«
    Mera bekam vor Verlegenheit einen roten Kopf und griff nach einem der Becher, die ähnlich wie das Schiff und der Eimer aus Kristall bestanden. Mit zusammengebissenen Zähnen tauchte sie das Gefäß ins Wasser, wartete, bis es voll war, und führte es dann zum Mund. Als sie trank, starrten die anderen sie mit großen Augen an.
    »Kann man das wirklich trinken?«, fragte Kip.
    Mera leerte den Becher und wollte ihn erneut füllen. Da aber erinnerte sie sich an ihre Retterin, nahm einen zweiten Becher, schöpfte Wasser hinein und trug dieses zu Hekendialondilan.
    »Hier! Du willst doch sicher auch trinken, sonst hättest du nur vier Becher gemacht.«
    »Das war nicht ich, sondern der Versorgungszauber meines Bootes. Ich danke dir trotzdem.« Die junge Runi nahm den Becher entgegen und trank.
    Inzwischen waren die drei anderen zu der Überzeugung gekommen, dass das Wasser nicht schädlich sein konnte. Kip schnappte sich einen Becher und wollte ihn füllen, doch Careela stieß ihn zurück. Da er sein Boot verloren hatte, besaß er in ihren Augen keinen Anspruch mehr auf Respekt. Rasch steckte sie ihren Becher in das Wasser und tauchte dabei ihre Hände mit hinein.
    »Bei der Blauen Göttin, wie kann man nur so dumm sein. Du verschmutzt das ganze Wasser«, schimpfte Kip.
    Hekendialondilan kicherte jetzt beinahe wie ein Menschenkind. »Der Zauber des Eimers verhindert auch das. Du könntest dich darin waschen und das Wasser hinterher unbesorgt trinken!« Allmählich fand sie Gefallen daran,

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