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Der Feuerthron

Der Feuerthron

Titel: Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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als Hannez sich nicht dem allgemeinen Flüchtlingsstrom anschloss.
    »Glaubst du, man lässt jemand wie uns auf eines der großen Schiffe? Die sind für die höheren Herrschaften bestimmt und für die richtigen Soldaten, nicht für Fischer- und Bauerngesindel.«
    »Aber wenn wir hierbleiben, bringen die Gurrländer uns um!« Thalans Stimme überschlug sich vor Angst.
    Hannez wies nach hinten, auf die Gurrländer, die eben die ersten Gefangenen zusammentrieben und entwaffneten, und schüttelte den Kopf.
    »Diesmal sind sie auf Sklaven aus! Aber nicht mit mir, sage ich.«
    »Aber ...«
    »Kein Aber! Wir schlagen uns zum Fischerhafen durch und nehmen uns dort einen Kahn. Wir müssen nur schnell sein, denn wenn die Schiffe im großen Hafen voll sind, werden die Leute sich an die Boote der Fischer erinnern.«
    Das leuchtete Thalan ein. Er folgte Hannez, prallte dabei gegen Hemor und wollte ihn einfach beiseitestoßen. Da griff Hannez ein. »Halt! Den Mann können wir brauchen! Euer Exzellenz, wollt Ihr uns bitte folgen!«
    Er packte Hemor am Ärmel und zerrte ihn mit sich. Thalan tippte sich gegen die Stirn. »Was willst du denn mit dem?«
    »Staatsrat Hemor ist immerhin der Vertreter unserer Königin, und damit eine wichtige Person, die es zu retten gilt. Wir beide sind seine Leibwächter, die ihn nicht verlassen dürfen!« Hannez grinste breit und wunderte sich über sich selbst. Eigentlich hätte er entsetzt und verzweifelt sein müssen, weil die Gurrländer einen so leichten Sieg davongetragen hatten. Doch zum ersten Mal, seit die Büttel der Königin ihn geholt und als Schiffer zur Flotte gesteckt hatten, war er wieder sein eigener Herr.
14
    Als sie den Fischerhafen erreichten , herrschte dort das Chaos. Viele der Boote segelten bereits mit ihren Besitzern, deren Familien und Freunden davon, und der Rest wurde von den Flüchtlingen aus der Stadt förmlich überrannt. Bei vielen Booten sahen die Leute an der Pinne nicht so aus, als seien sie erfahrene Seeleute, und Hannez schätzte, dass die meisten der überladenen Boote keine zehn Meilen weit kommen würden.
    Das löste jedoch nicht sein eigenes Problem. Er sah sich um, ob er ein noch leeres Boot entdeckte, doch die wenigen, die es noch gab, waren bereits das Ziel anderer Flüchtlinge. Hannez reihte sich dennoch in den Strom ein und verschaffte sich durch mehrere Schläge mit dem Schaft seines Spießes etwas Platz. Hemor trug ein Schwert, das ihm die Königin verliehen hatte. Obwohl es mit seinem juwelengeschmückten Griff eher für einen Galaempfang als für den Kampf taugte, konnte er sich damit gegen die körperlich größeren und stärkeren Gelondaner behaupten.
    Urplötzlich tauchte ein Boot vor ihnen auf. Es sah bereits voll aus, und ein junger Bursche versuchte gerade, die Leinen zu lösen. Hannez winkte seinen beiden Begleitern, mit ihm zu kommen, und sprang an Bord. Gleichzeitig richtete er die Spitze seines Spießes gegen die ihm folgenden Flüchtlinge und hielt sie für einige Augenblicke auf Abstand.
    »Kapp die Leinen«, herrschte er Hemor an, als wäre dieser sein Hilfsmatrose.
    Der Edelmann schwang sein Schwert und durchtrennte die Seile mit zwei schnellen Schwerthieben. Kaum war dies geschehen, stieß Hannez das Boot mit Hilfe seines Spießes vom Ufer ab und sah entsetzt, wie die Leute dort von den Nachdrängenden einfach ins Wasser geschoben wurden. Er hörte das Schreien und Kreischen der Menschen und streckte die Hand aus, um eine junge Frau an Bord zu holen. Doch da klammerte sich jemand anders an sie und beide versanken vor seinen Augen.
    Mit einem bitteren Gefühl im Herzen wandte Hannez dem Geschehen am Ufer den Rücken zu und nahm die Ruderpinne in die Hand. »Hat einer von euch eine Ahnung, wie man das Segel hisst?«, fragte er.
    Ein Junge von vielleicht zehn Jahren hob die Hand. »Ich!«
    »Damit bist du mein Erster Offizier. Such dir drei Leute aus, die dir helfen. Ihr anderen setzt euch gefälligst so hin, wie ich es euch sage. Oder wollt ihr, dass der Kahn absäuft?«
    »Bist du ein Schiffer?«, fragte eine grauhaarige Matrone mit einem Funken Hoffnung in der Stimme.
    Hannez nickte. »Das bin ich, werte Frau, ein Fischer von Ilynrah, wenn ihr es genau wissen wollt. Ich habe die See mehr als fünfundzwanzig Jahre befahren und werde uns im großen Archipel hinbringen, wohin du wünschst, mit Ausnahme von Runia. Gurrland sollten wir derzeit allerdings meiden.«
    Einigen an Bord gelang es sogar, über diesen bösen Witz zu lachen.

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