Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Feuerthron

Der Feuerthron

Titel: Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
Vom Netzwerk:
zu helfen, sahen aber, wie die Pfeildornen sich drohend auf sie richteten, und blieben stocksteif stehen.
    »Das darf doch nicht wahr sein!«, sendete Reodhilan höchst verärgert.
    »Sianderilnehs Heim strahlt etwas Böses aus, deshalb wollte ich es untersuchen!« Hekerenandil wusste, dass sie sich mit dieser Aussage bloßstellte. In jedem anderen Fall wäre sie für die Absicht, die Behausung einer anderen Runi während deren Abwesenheit betreten zu wollen, scharf gerügt worden. Nun aber überwog bei den meisten das Entsetzen über Wachbüsche, die eine der ihren verletzt hatten und sich nun auch gegen andere wandten.
    Reodhilan richtete ihre Sinne auf den Baum mit Sianderilnehs Behausung und tastete ihn ab. »Du hast recht! Da drinnen ist etwas, das mir einen Schauder über den Rücken jagt. Wir werden nachsehen müssen!«
    Hekerenandil fiel ein Stein vom Herzen. Wenn die Älteste ihres Volkes dies anordnete, würde es auch geschehen. Unterdessen befahl Reodhilan den zahlreich herbeiströmenden Runi, einen Zauberschirm um die Verletzte zu weben, um das Blut zu stillen, das aus ihren Wunden sickerte. Einige stellten bereits Pläne auf, wie man Hekerenandil herausholen konnte. Da meldete ein Runi die Ankunft der Königin.
    Menanderah blickte die Versammelten verwirrt an. »Warum habt ihr mich gerufen? Was ist geschehen?«
    Als Antwort sendete Reodhilan ihr die Bilder, die sie von Hekerenandil empfangen hatte. »Sianderilneh hat die Pfeilbüsche nicht nur auf den Außeninseln verändert, sondern auch auf Runia. Sie schießen ohne Warnung auf jeden, der sich ihnen nähert.«
    »Unsinn!«, tat die Königin diese Auskunft ab und trat auf Sianderilnehs Haus zu. Gebieterisch hob sie die Hand und befahl den Büschen zu gehorchen. Diese raschelten mit den Zweigen und wichen zurück. Aber als die Königin weiterging, schnellten die ersten ihre Pfeile ab.
    Den anderen Runi gelang es gerade noch rechtzeitig, einen Schutzzauber um ihre Königin zu legen und damit die meisten Pfeildornen abzuhalten. Einer drang jedoch durch und ritzte die Wange der Königin. Tiefrotes Blut, das dennoch magisch weißschimmerte, lief in einem dünnen Faden zum Kinn herab und tränkte ihr Kleid.
    Während die Königin mit ihrer Fassung rang und kaum begreifen konnte, dass sie auf ihrer eigenen Insel durch einen magischen Busch verletzt worden war, erfüllte die anderen kalter Zorn.
    »Vernichtet die Büsche!«, befahl Reodhilan und setzte ihre Fähigkeiten ein. Sofort schlossen sich andere Runi ihr an, so dass ihre Geister beinahe zu einem wurden. Dann stieß eine unsichtbare Faust auf jene Büsche nieder, die es gewagt hatten, die oberste Herrin der Insel anzugreifen. Zweige barsten und Dornen zersplitterten. Aber Sianderilnehs Pflanzen wehrten sich heftig. Pfeildornen schossen durch die Luft, Tentakelbäume hieben mit ihren schlangenartigen Zweigen nach den Runi, und für einige Zeit sah es so aus, als würden die Pflanzen die Oberhand behalten.
    »Setz deine Kraft ein, Menanderah, und zeig ihnen, dass du die magische Herrin der Insel bist«, rief Reodhilan, die gerade von einem Dorn am Arm verletzt worden war, der Königin zu.
    Menanderah schüttelte sich, als könne sie das alles nicht begreifen, befahl aber dann den anderen Runi, ihre Kräfte nur auf sie zu richten. Kurz darauf begann die Königin zu wachsen. Strahlend weißes Licht drang aus ihrem Körper und hüllte Sianderilnehs Garten ein. Die rebellischen Büsche und Bäume wanden sich wie unter Schmerzen und zerfielen dann zu weißem Staub, den ein magisch erzeugter Wind davontrug und über dem Meer verstreute.
    Nun konnten die Runi Hekerenandil erreichen und deren Wunden versorgen. Reodhilan ließ die Dornen aus dem Fleisch der Verletzten wachsen, und zwei andere Runifrauen, die für ihre starken Heilfähigkeiten berühmt waren, schlossen Hekerenandils Wunden und regten ihren Körper an, das verlorene Blut rasch zu ersetzen.
    Gleichzeitig wandten sich mehrere ältere Runi an die Königin. »Deine Verwandte hat schlecht gehandelt, Menanderah! Wir waren bereits zornig, als Hekerenandils Tochter durch Sianderilnehs Büsche verletzt wurde, doch du hast sie verteidigt und ihr Tun fürgut gehalten. Jetzt aber sagen wir dir, dass unsere Geduld am Ende ist. Ruf deine Cousine zurück, damit sie sich vor dem Großen Rat verantwortet!«
    »Sie jagt meine Tochter wie ein wildes Tier. Wenn Hekendialondilan durch Sianderilnehs Schuld etwas geschieht, werde ich diese Frau töten!« Hekerenandils

Weitere Kostenlose Bücher