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Der Feuerthron

Der Feuerthron

Titel: Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Untertanen zu bewaffnen und auf Schiffe zu laden, hatte diese Närrin Menanderah nur drei Boote ausgesandt.
    Er krallte seine Finger in die Lehnen des brennenden Thrones. Sein Körper zuckte dabei wie unter heftigen Stromstößen, doch er achtete nicht darauf, sondern richtete seinen Blick weit gen Norden. Es dauerte ein bisschen, bis er die drei Runischiffe auf dem weiten Meer entdeckt hatte. Sie segelten auf östlichem Kurs um den Geburtsort der magischen Stürme herum. Dies deutete darauf hin, dass sie in der Ostbucht anlegen wollten. Von dort war es nur ein kurzer Marsch bis zu seiner Halle.
    Er überlegte, ob er sie bis vor seinen Thron kommen lassen undihnen dann seine Macht beweisen sollte. Dann aber entdeckte er die Präsenz zweier Blauer auf dem Schiff und entschied sich anders. »Lasst die Schiffe an Land kommen und nehmt dann alle gefangen. Kümmert euch vor allem um die beiden Blauen! Sie dürfen nur in Silberfesseln und mit Silberhauben zu mir gebracht werden!«
    Dieser Befehl galt nicht dem Großadmiral, der noch immer ehrfürchtig vor dem Thron lag, sondern dem Großmarschall des Reiches. Die Gestalt dieses Mannes wurde fast vollständig von einer Rüstung aus schwarzem Stahl verhüllt. Dennoch kniete er leichtfüßig vor seinem Herrn nieder. »Es geschieht so, wie Ihr es befehlt, Eure Herrlichkeit!«
    »Dann mach dich an die Arbeit! Setz genug Soldaten ein, damit keiner entkommt!« Der Kaiser machte eine Handbewegung, als wolle er ein Insekt verscheuchen, und die beiden Männer eilten davon. Eine Weile machte ihr Herr sich den Spaß, sie über die Kristalle an ihren Helmen zu beobachten. Die kleinen Artefakte waren keine Teilstücke des Feuerthrons, sondern mit dessen Hilfe geschaffen worden, und boten ihm die Möglichkeit, seine Offiziere jederzeit überwachen und ihnen neue Anweisungen geben zu können.
    Nun kontrollierte er die Gouverneure der einzelnen Inseln und spottete über die Menschen, diese schwächlichen Geschöpfe, die sich mit ein wenig Beeinflussungsmagie beherrschen ließen. Bei den Runi würde er stärkere Mittel brauchen, um sie unter Kontrolle zu halten. Dennoch schwankte er, ob er sie ebenfalls seinem Willen unterwerfen oder auslöschen und ihre Insel mit Gurrims besiedeln sollte. Sianderilneh hatte er zu seiner willfährigen Dienerin machen können. Also würden ihm auch die anderen aus der Hand fressen, wenn er die richtigen Mittel einsetzte. Allerdings vermochte sein magischer Blick Menanderahs Cousine seit ein paar Tagen nicht mehr aufzuspüren, und das Bruchstück vom Feuerthron, das sie damals vor ihm verborgen gehalten hatte, war inzwischen so stark abgeschirmt worden, dass er es nicht mehr erreichen konnte.Aber das würde den Runi nichts nützen, denn er kannte sie besser als sie sich selbst, und so konnte er jeden ihrer Versuche, ihm Widerstand zu leisten, mit Leichtigkeit zunichtemachen. Kriechen würden sie vor ihm!
    Als der Kaiser seinen Blick in die Halle zurückwandern ließ, nahm er einen Schatten wahr, der aus dem Feuerthron aufstieg und ihn völlig einhüllte. Die magische Präsenz fühlte sich seltsam an, und die Berührung brannte in seinem Innern wie Säure. Angeekelt schüttelte er sich und erhob sich halb, um dem Ding auszuweichen. Dabei stützte er sich auf die Lehnen, spürte, wie die Kraft des Feuerthrons in ihn hineinfloss, und wunderte sich mit einem Mal über sich selbst. Nicht der Schatten ekelte ihn und auch nicht der Feuerthron, sondern dieses weiße Gewürm auf Runia, das er zertreten und ausrotten musste, um der unumschränkte Herrscher des Archipels zu werden.
    Mit diesem Entschluss setzte der Kaiser die Inspektion seiner Gouverneure fort und blickte dabei auch nach Ilyndhir. Dort nahm der vom Statthalter eingesetzte Meister des Volkes gerade seine Befehle entgegen, um sie an seine eigenen Leute weiterzugeben.
    Auf jeder Insel fanden sich Männer oder Frauen, die sich den Eroberern andienten, um in deren Schatten Macht ausüben zu können. Die nützliche Kreatur auf Ilyndhir hieß Berrell und war besonders eifrig. Der Kaiser empfand für seinesgleichen nur Verachtung, doch er brauchte diese Leute, um seine eigenen Männer vor dem letzten großen Schlag zu entlasten. Später würde er überall loyale Gurrländer als Anführer und Sklavenmeister einsetzen und das gesamte Menschengesindel arbeiten lassen, bis es vor Erschöpfung zusammenbrach.
    Im Gefühl des nahen Triumphes übersah der Kaiser vier Kinder und zwei Tiere, die in Kisten verpackt waren,

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