Der Feuerthron
andere Leute handeln als die Gesuchten, kam ihm nicht, daher versäumte er es, sich die Gruppe noch genauer anzusehen.
Mit einem Triumphgefühl, das all die Schmerzen aufwog, die er seit seiner Vereinigung mit dem Feuerthron hatte ertragen müssen, winkte er einen seiner Diener heran. »Bring mir die gefangene Hexe aus Ilyndhir und das Gesindel, das einst so hochmütig auf den Thronen der Menschen saß. Sie sollen mit ansehen, wie ihre letzte Hoffnung schwindet.«
»Sehr wohl, Euer Glorifizienz!« Der Gurrländer nahm ein paar andere Männer mit, die am Eingang der großen Thronhöhle gewartet hatten, und eilte mit ihnen davon. Für einige Zeit war der Kaiser mit wenigen Getreuen allein. Er blickte in die Halle, die auf der tiefsten Sohle seiner Festung lag und trotz aller Leuchtsteine düster und kahl wirkte. Wer bis hierhin vordringen wollte, musste zuerst die zuoberst liegende Gardekaserne und dann das Gewirr der Vorratshallen durchqueren und über die Treppen oder mit denSchwebeplattformen weiter in die Tiefe vordringen. Die Wachtgeister der Plattformen aber hatten strikten Befehl, nur diejenigen auf die Ebene der großen Halle zu bringen, die dazu berechtigt waren, und die Treppen waren mit Wachartefakten gespickt und wurden überdies regelmäßig kontrolliert.
Mitten in diese Betrachtungen hinein bat jemand den Kaiser, Meldung machen zu dürfen. Der hob verärgert den Kopf. »Was gibt es denn?«
Einer seiner Wachoffiziere warf sich vor ihm auf den Boden und antwortete mit zitternder Stimme. »Verzeiht, Euer Glorifizienz, aber in den Magazinen sind mehrere Wachartefakte ausgefallen.«
»Dann repariert sie! Und stört mich nicht mit solchen Kleinigkeiten!«
Der Wachoffizier war erleichtert, nur gescholten und nicht bestraft worden zu sein, und verschwieg daher, wie viele Artefakte ausgefallen waren. Die Reparaturtrupps kamen nicht mehr nach, alle zu untersuchen und wieder in Gang zu setzen. Daher beeilte er sich, aus der Nähe des Kaisers zu kommen, und traf mehrere Stockwerke weiter oben auf einen seiner Männer, der mit einigen Bewaffneten den Korridor entlangstürmte.
»Was ist denn jetzt schon wieder los?«, fragte er empört.
»Zur Abwechslung mal kein kaputtes Artefakt, sondern ein echter Alarm. Im Magazin vier treibt sich jemand herum, der dort nichts zu suchen hat!«
»Ein verdammtes Spitzohr, was? Ich wusste doch, dass diese Runi uns Schwierigkeiten machen werden.«
»Es ist kein Spitzohr. Eher ein sehr dünner Zwerg«, berichtete der andere.
Der Anführer der Wache winkte spöttisch ab. »Unsinn! Zwerge gibt es in diesem Archipel nicht.«
»Dann kommt und schaut selbst!«
16
Als Kip erwachte, wusste er zuerst gar nicht , wo er sich befand. Um ihn herum herrschte völlige Dunkelheit, und als er sich aufrichten wollte, knallte er mit dem Kopf gegen ein Hindernis.
»Bei der Blauen Göttin, was ist denn da los?«, schimpfte er und begann, seine Umgebung abzutasten. Es dauerte eine Weile, bis ihm klar wurde, dass er sich in einer Holzkiste befand. Nach dem ersten Anfall von Panik begriff er, warum er in diesem sargähnlichen Kasten steckte, und schnaufte.
»Sag bloß, ich bin wirklich auf Gurrland gelandet?« Ihn schauderte bei dem Gedanken. Dann dachte er an seine Freunde und begann zu rufen. »Mera, Girdhan, wo seid ihr?«
Da niemand antwortete, wurde er lauter und dachte dann erst daran, dass er damit Leute auf sich aufmerksam machen konnte, denen er lieber nicht begegnen wollte. Er versuchte sich daran zu erinnern, wie er die Kiste von innen aufmachen konnte. Zwar hatte die Girdanierin, die ihn hier eingesperrt hatte, ihm erklärt, wie es ging, aber es war etwas anderes, die Handgriffe unter Anspannung und in völliger Dunkelheit zu machen, als unter Anleitung und im Hellen.
Dennoch schaffte er es, den Deckel zu lösen und beiseitezustoßen. Es knallte laut, als das Brett auf den Boden schlug, und Kip zog den Kopf zwischen die Schultern. Da sich aber nichts tat, wurde er mutiger und stieg aus der Kiste heraus. Draußen war es nicht ganz dunkel, denn ein paar seltsame Lampen, die stark verrußt wirkten, spendeten gerade so viel Licht, dass er die Konturen des Raumes und den Stapel erkennen konnte, auf dem seine Kiste stand. Aber anders, als er gehofft hatte, entdeckte er keinen seiner Freunde.
»Bei der Blauen Göttin! Mera und die anderen haben mich doch hoffentlich nicht allein zurückgelassen?« Er rief noch einmal, allerdings leiser als vorher, und schlich, als sich niemand meldete,
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