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Der Feuerthron

Der Feuerthron

Titel: Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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verlangt, Euer Majestät. Mein Tod ist der letzte Dienst, den ich Euch noch erweisen kann, nachdem ich seinem Willen verfallen bin und Euch verraten habe. Mit diesem Versagen will ich nicht weiterleben.«
    Kip war bisher mit sich und seinem Elend so beschäftigt gewesen, dass er nicht bemerkt hatte, in wessen Gesellschaft er sich befand. Er starrte Königin Ilna an, der er noch nie in seinem Leben so nahe gewesen war. Obwohl er wie andere aus Ilynrahs Fischersechstel oft über die hohen Steuern geschimpft hatte, empfand er nun Mitleid mit der schmutzigen, abgemagerten Frau. Ihm tat sogar Yanga leid, die mit verrenkten Gliedern gefesselt auf dem Boden lag.
    Die Königin trat auf die Hexe zu. Ein gurrländischer Soldat zückte schon den Dolch, um ihr die Stricke durchzuschneiden, damit sie den Befehl des Kaisers ausführen konnte. Doch die Königin wandte ihm den Rücken zu und kniete mit Tränen in den Augen neben der Hexe nieder, so als wolle sie sie schützen.
    »Es ist nicht deine Schuld, dass es so gekommen ist. Wir sind alle den Zauberkünsten dieses Ungeheuers erlegen.«
    »Töte sie, oder ich werde dich langsam zu Tode rösten lassen!« Die Stimme des Kaisers überschlug sich bei diesen Worten.
    Da klang eine kindlich helle Stimme auf. »Du wirst niemand mehr töten, Verräter!« Gleichzeitig schoss ein gelber Blitz auf ihn zu.
18
    Girdhan spähte um die Ecke und zuckte en ttäuscht zurück. »Da stehen drei Wachtposten! An denen kommen wir nicht vorbei.«
    »Nicht ohne Kampf!« Hekendialondilan war nicht bereit, so kurz vor dem Ziel aufzugeben, und drehte sich dann zu Mera um.
    »Jetzt muss der Bogen sprechen. Die drei Pfeile müssen fast wie einer fliegen, sonst schlagen die Kerle Alarm.«
    »Das tun die Wachartefakte sowieso! Das sind zu viele. Die kannst du nicht alle ausschalten«, wandte Mera ein. Der Thronsaal lag dicht vor ihnen, und die schwarze Magie, die die Luft, die Felsen und sogar das Holz und Metall der Türen durchdrang, machte ihr trotz ihrer blauen Farbe jeden Schritt und auch das Denken zur Hölle.
    »Bis jemand die Meldung dieser Wachartefakte weitergeben kann, sind wir längst in der großen Halle. Du hast Reodhendhor gehört. Uns trennt nur noch diese eine Treppe vom Eingang.« Hekendialondilan zupfte Mera ungeduldig am Ärmel.
    Als das Mädchen sich nicht rührte, nahm sie ihm den Bogen ab, zog mehrere Pfeile aus dem Köcher und sprang mit einem großen Satz auf die Wachen zu. Noch in der Bewegung schoss sie den ersten Pfeil ab. Bevor die Gurrländer begriffen, was mit ihnen geschah, hatte Hekendialondilan auch den zweiten und den dritten Pfeil von der Sehne schnellen lassen.
    Die Geschosse durchschlugen die Rüstungen der Krieger, und noch während diese zusammenbrachen, winkte die junge Runi ihren Freunden, ihr rasch zu folgen. »Wollt ihr den Erfolg durch euer Trödeln aus der Hand geben?«
    Sie lief so leise, wie es nur eine Runi konnte, die Stufen hinab und vernahm eine verzerrte, beinahe kreischende Stimme.
    »Töte sie, oder ich werde dich langsam zu Tode rösten lassen!«
    In dem Moment erreichte Hekendialondilan die Halle und sprang über die Köpfe der gurrländischen Soldaten hinweg, die den Treppenaufgang bewachten. Bevor einer von ihnen reagieren konnte, gellte ihr Ruf durch den Raum, und ein magischer Pfeil raste auf den Kaiser zu.
    Mehrere Herzschläge lang starrte der Herr des Feuerthrons auf den gelb gefiederten Schaft des Pfeils, der aus seiner Brust ragte. Zum ersten Mal seit den Tagen, in denen er unter jenen gewesen war, die die Macht Wassurams niedergekämpft hatten, verspürte er einen anderen Schmerz als das Brennen des schwarzen Feuers.
    Kochend vor Zorn, nahm er sich vor, die Frevlerin dafür leiden zu lassen wie noch kein Wesen vor ihr. Mit einer energischen Geste riss er den Pfeil aus seiner Wunde, sah, dass die Spitze in seiner Brust geblieben war, und ließ diese kraft seines Willens aus dem Fleisch wachsen.
    Als die Spitze zu Boden fiel und nur noch ein kleines Loch in seinem weiten Umhang von dem Treffer kündete, wandte er sich höhnisch an die noch kindliche Runi.
    »Glaubst du wirklich, mich mit so einem Spielzeug besiegen zu können. Das vermag nicht einmal die gesammelte Kraft deines Volkes!« Er hob die Hand, um einen Feuerball auf Hekendialondilan zu schleudern.
    Da brach in der Halle das Chaos aus.
    Ein junger Bursche stürmte mit einem ungewöhnlich langen Schwert in der Hand auf die Wachen zu und schrie: »Für Girdania!«
    Gleichzeitig öffnete

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