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Der Feuerthron

Der Feuerthron

Titel: Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Anweisungen erhielt, wandte Hannez sich an Hemor.
    Der einstige Höfling starrte auf sein Schwert und wünschte sich hundert Arme mit ebenso vielen Klingen. Aber ihm war klar, dass jeder Versuch, zur Waffe zu greifen, sinnlos war. Daher ließ er das Schwert fallen und hob die Hände. »Leute, es hat keinen Sinn mehr. Es ist vorbei!«
    »Das denkst auch nur du«, flüsterte Meravane, deren Blick weiter reichte als der der Lebenden. Sie hoffte, dass der Feind in seiner Wachsamkeit nachließ, solange er sich auf ihre Begleiter konzentrieren musste. Dadurch wuchs die Chance für die andere Gruppe, jetzt vielleicht unbemerkt bis zum Feind vorzudringen.
    Der Anführer der Gurrims betrachtete die Gruppe und grinste. »Das Gesindel gibt auf! So ist es brav. Wir bringen euch zum Kaiser. Er wird euch für eure Aufmüpfigkeit bestrafen. Ihr werdet ins Gegenfarbenland kommen und dort als Sklaven dienen!« Trotz aller Beeinflussung besaß der Mann noch Ehrgeiz und hoffte, wegender gelungenen Aktion befördert zu werden. Auf seinen Befehl hin fesselten seine Leute die beiden Hexen mit silbernen Handschellen und stülpten ihnen Kapuzen aus Silbergeflecht über den Kopf. Das würde die Frauen hindern, ihre magischen Kräfte einzusetzen.
    Den Männern und den übrigen Frauen wurden die Hände auf den Rücken gebunden. Dann wählte der Offizier ein Dutzend Männer aus, die ihm helfen sollten, die Gefangenen zu bewachen, und befahl ihnen, die Gruppe dicht zusammenzudrängen. Er war erst zufrieden, als Hannez und seine Begleiter so eingequetscht standen, dass sie nach Luft schnappten wie Fische auf dem Trockenen. Nach einem prüfenden Blick betätigte der Offizier das Versetzungsartefakt, mit dessen Hilfe er und seine Soldaten die Eindringlinge überrascht hatten.
    Die Gruppe tauchte am Fuß eines mächtigen Berges auf. Ein Stück unter ihnen lag Gurrdhirdon, die Hauptstadt Gurrlands, in einem von den magischen Ausstrahlungen grau wirkenden Sonnenlicht. Direkt vor ihnen führte ein großes, weit offen stehendes Tor in den Berg.
    »Vorwärts!«, befahl der Offizier seinen Gefangenen. Er selbst trat mit dem Gefühl in den Stollen, in Kürze der hochgeehrte Kommandeur eines ganzen Heeres zu sein.
14
    Auf einer Anhöhe, die sich in der Nähe der Felswand mit dem großen Tor befand, durch welches man die unterirdischen Hallen des Kaisers betreten konnte, saßen Merala und Reodhilan in der Deckung eines Felsens und blickten auf die Gefangenen und ihre Wächter herab.
    »Das ist doch Hannez! Und den daneben könnte man für denStaatsrat Hemor halten, wenn er nicht so schlank wäre«, entfuhr es Merala.
    Reodhilans magische Sinne erfassten die Ähnlichkeit der Ausstrahlung zwischen der gefangenen Hexe, deren Gesicht von einer Silberkapuze verhüllt war, und ihrer Begleiterin. Zuerst nahm sie an, es würde sich um Mera handeln. Doch nach den Bildern zu urteilen, die sie von Hekerenandil erhalten hatte, war das Mädchen kleiner und vor allem weitaus schlanker als die Frau da unten.
    »Du sagtest doch, dass deine Tochter keine besonderen Kräfte aufweist. Gibt es vielleicht eine andere Frau in deiner Verwandtschaft, die magisch ist?«, fragte sie Merala.
    Die schüttelte den Kopf. »Ich habe außer meiner Tochter und meiner Enkelin keine Verwandten mehr. Warum willst du das wissen?«
    Merala nahm die Gefangene nun auch genauer ins Visier und spürte ebenfalls deren magische Ausstrahlung, die der ihren sehr ähnlich war.
    »Sollte es Meraneh sein? Das gibt es doch nicht! Ich habe sie als Mädchen geprüft und mit Bedauern festgestellt, dass sie keine Fähigkeiten besitzt, die man hätte ausbilden können.«
    »Bei manchen Menschen entwickelt sich das magische Erbe ziemlich spät oder wird erst durch einschneidende Ereignisse geweckt. Bei deiner Tochter mag das der Fall sein.« Reodhilan sah noch einmal zu den Gefangenen hinab und schüttelte verwundert den Kopf. An der zweiten Hexe glaubte sie die Farbe zu erkennen, die sie früher selbst einmal besessen hatte. Also musste es sich um eine Gelondanerin handeln. Für einen Augenblick empfand sie so etwas wie ein schlechtes Gewissen. Sie und die anderen Überlebenden der Talruni hätten sich um dieses Volk kümmern müssen, auch wenn sich ihre eigene magische Farbe durch die Kraft des Heiligen Baumes der Meanruni verändert hatte.
    Merala starrte derweil auf ihre Tochter und empfand tiefe Verzweiflung. Alles in ihr trieb sie dazu, nach unten zu stürmen undMeraneh zu befreien, bevor sie in den

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