Der Feuerthron
sich einer der Abluftschlitze in der Decke, und eine Schar Runi schwebte von einem Levitationszauber getragen, nach unten. Zwei Frauen hielten einen blauen Magier und eine gleichfarbige Hexe fest, deren Magie ihn an die vor Kurzem gefangene Hexe erinnerte. Nun begriff der Kaiser, dass er einer List seiner Feinde erlegen war. In dem Glauben, die Runi würden sich draußen in den Bergen verstecken, hatte er den größten Teil seiner Wachen auf die Jagd geschickt, und die meisten waren noch nicht zurückgekehrt. Die wenigen Soldaten, die sich noch in der Halle befanden, hatten gegen die anstürmenden Runi keine Chance.
Der Kaiser hüllte sich in einen Schutzzauber, um vor den Pfeilen und Klingen der Angreifer sicher zu sein, und da seines Wissens die größte Gefahr für ihn von dem blauen Magierpaar ausging, setzte er die beiden als Erstes außer Gefecht.
Merala wurde wie von einem riesigen, unsichtbaren Hammer gegen die Wand geschleudert und blieb dort bewusstlos liegen. Auch Torrix halfen weder seine natürlichen Fähigkeiten noch sein angelerntes Wissen gegen die Macht, die dem Herrn auf dem Feuerthron zur Verfügung stand.
In einem Atemzug befahl der Kaiser dem Trupp, der Meraneh, Hannez und deren Freunde gefasst hatte, diese Gefangenen nicht in den Thronsaal zu bringen, und rief seine durch die Berge schweifenden Soldaten zurück, um den Eindringlingen jeden Fluchtweg zu verstellen. Auch ordnete er an, dass die Wachen, die noch nach defekten Artefakten suchten, sofort in den Thronsaal kommen sollten.
Bereits im nächsten Augenblick wandte der Kaiser sich wieder dem Geschehen in der Halle zu. Es wunderte ihn nicht, Reodhilan als Anführerin der Feinde zu sehen. Die einstige Gelbe war in ihrer Zeit eine gefürchtete Kämpferin gewesen, doch ihm war auch sie nicht gewachsen. Es kostete ihn nur eine Geste, sie wie einen Ball hochsteigen zu lassen und mit tödlicher Wucht gegen die Wand zu schleudern.
Doch Reodhilan überlebte. Obwohl sie viele Knochen gebrochen hatte, zwang sie ihren Körper durch den Einsatz ihrer gesamten magischen Kraft, ihr weiterhin zu gehorchen. Sie stand auf, warf den nutzlos gewordenen Bogen weg und zog ihr Schwert.
»Nicht aufgeben, Leute!«, rief sie ihren Gefährten zu und fällte den ersten Gurrländer, der ihr in die Quere kam, mit einem einzigen Hieb.
Widerwillig zollte der Kaiser der Zähigkeit der alten Runi Bewunderung. Doch ehe er ein Ende mit ihr machen konnte, fiel sein Blick auf ein sehr ungleiches Paar. Es handelte sich um eine erwachsene Runi, die wie verbissen kämpfte und gleichzeitig versuchte, das Kind an ihrer Seite zu schützen. Hekerenandil kannte er aus früheren Zeiten. Das Mädchen neben ihr musste ihre Tochter sein, die in Sianderilnehs Gedanken eine Rolle gespielt hatte. Bei ihrem Anblick erinnerte er sich daran, dass er einst hierhergekommen war, um den Fluch des Feuerthrons zu brechen, unter dem sein Volk litt, und wurde unsicher. Was tat er hier eigentlich? Bevor er sich jedoch selbst Rechenschaft ablegen konnte, stieg ein schwarz flirrender Dunst aus dem Thron auf und hüllte ihn vollständig ein. Im gleichen Moment hatte er seine Zweifel vergessen und fühlte nur noch unbändigen Hass auf die Runi und den Willen, sie alle zu vernichten.
Ein Feuerball schoss auf Hekendialondilan und deren Mutter zu. Hekerenandils Schutzzauber hielt dem glühenden Geschoss stand, aber sie verbrauchte so viel Kraft, dass sie auf die Knie sank und ihr Schwert fallen ließ. Hekendialondilan stellte sich breitbeinig und mit gezücktem Dolch vor sie, um sie gegen einen Gurrländer zu verteidigen, der die Schwäche der Runi ausnützen wollte. Doch sie war keine Gegnerin für den kräftig gebauten und in einer beinahe undurchdringlichen Rüstung steckenden Mann.
Girdhan sah, wie der Soldat seine Axt hob, um Hekerenandil wie einen Baumstamm zu spalten, und stürmte mit einem wütenden Schrei auf ihn zu. Bevor der andere begriff, welche Gefahrihm drohte, fuhr die alte Runiklinge mit einem erwartungsvollen Zischen durch die Luft und traf.
Kurz darauf waren alle Gurrländer im Saal niedergekämpft, und die Runi, die noch auf ihren Beinen stehen konnten, wandten sich der hohen Gestalt zu, die, in einen weiten schwarzen Umhang gehüllt und mit einer silbernen Maske vor dem Gesicht, auf dem Feuerthron saß. Das Silber hinderte den Kaiser zwar nicht, sich der Kraft des schwarzen Riesenartefakts zu bedienen, dämpfte aber seine eigenen Fähigkeiten. Da er annahm, diese im Kampf zu
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