Der Feuerthron
benötigen, riss er die Maske mit einer heftigen Handbewegung herunter.
Beim Anblick seines aufgequollenen, von feindlicher Magie zerfressenen Gesichts packte die Runi das Grausen. Aus Augen, die einst silbern geleuchtet hatten, schlug ihnen todbringende schwarze Magie entgegen.
Während die Runi und auch ein Teil der Sklaven gellend aufschrien und sich in Schmerzen wanden, schienen drei Menschen in der Nähe des Throns gegen die schwarze Kriegsmagie immun zu sein. Einer von ihnen war Girdhan, der mit Erschrecken feststellte, dass er der Einzige in der Halle war, der noch aufrecht stand und eine Waffe führen konnte. Also schien die Entscheidung nun an ihm zu hängen. Er holte tief Luft, hob das Schwert und ging auf den Kaiser los.
Der Herr des Feuerthrons warf Careela und Argo, die wie vor Schrecken erstarrt inmitten der Toten und Verwundeten standen, nur einen kurzen Blick zu. Da er weder an dem Ardhu-Mädchen noch an dem Kind irgendeine Magie entdecken konnte, tat er sie als unwichtig ab und wandte sich Girdhan zu, den er erledigen wollte, bevor er die überlebenden Runi wie Läuse zerquetschen würde.
Während sein Blick sich auf Girdhan richtete und er zu einem todbringenden magischen Schlag ausholte, wand Argo sich aus Careelas Armen und stapfte auf seinen kurzen Beinen auf den Kaiser zu. »Tu es nicht!«
Der Herr des Feuerthrons sah den Jungen verblüfft an und wollte die Feuerkugel, die für Girdhan bestimmt war, mit einer verächtlichen Geste auf den kleinen Störenfried werfen. Doch die Magie, die aus seinen Fingern strömte, formte sich nicht zu einem schwarz glühenden Ball, sondern löste sich auf. Gleichzeitig streckte sich Argos Leib, und er wurde wieder zu dem kleinen Arghan. Funken stoben so dicht wie Regentropfen aus seinem Maul und trafen den Kaiser.
Einen Moment später wankten die Wände der Halle unter einem geistigen Schrei. Der Mann, der eben noch der schier allmächtige Kaiser des Groß-Gurrländischen Reiches gewesen war, kippte haltlos nach vorne, rollte die Stufen herunter und blieb schluchzend auf dem Boden liegen, während sich eine dichte schwarze Wolke aus seinem Leib löste und sich in den Feuerthron zurückzog.
Girdhan begriff, dass sich ihnen nun die Chance bot, auf die sie gehofft hatten. »Mera, wo bist du? Jetzt musst du handeln!« Er drehte sich um und sah Mera starr wie eine Statue auf der untersten Stufe der Treppe stehen. Ihr Gesicht war so weiß wie die Haare der Runi, und in ihren Augen las er die Angst vor der Verantwortung, die ihre Freunde und die Runi ihr aufbürden wollten. Nahm sie auf dem Feuerthron Platz, würde sie für immer hier unter dieser Decke aus schwarzem Kristallgestein bleiben müssen und nie mehr die Sonne und die Sterne sehen können.
Girdhan las ihre Gedanken, und er sagte sich, dass niemand ein solches Opfer von Mera verlangen konnte. Nicht sie, die blaue Hexe, war für diesen Platz bestimmt, sondern ein anderer. Der vom Feuer umspielte Thron zog ihn wie mit tausend Spinnfäden an. Wenn er ihn einnahm, würde seine Freundin wieder in die Heimat zurückkehren und im »Blauen Fisch« leben können. Da er dort ein Fremder war, würde ihn niemand wirklich vermissen, und er konnte sich noch aus der Ferne um Meras Wohlergehen kümmern. Er trat einen Schritt auf den Thron zu, dann einen zweiten und sagte sich, dass er ein Opfer brachte, um seine Freundin glücklich zu machen.
Zutiefst mit sich und der Welt zufrieden, stieg er die Stufen hinauf und nahm auf dem brennenden Kristall Platz. Schwarzes Feuer umloderte ihn, doch es versengte ihn nicht, sondern umschmeichelte ihn wie eine laue Sommerbrise. Dann spürte er, wie seine Kräfte wuchsen. Es war wie ein Rausch. Endlich konnte er wieder der sein, der er einmal gewesen war. Irgendwo, tief in sich selbst wunderte er sich über diesen Gedanken. Doch er kam nicht dazu, sich zu fragen, ob etwas nicht stimmte, denn schwarzer Dunst hüllte ihn ein wie feines Gespinst. Dann stieg wilder Zorn in ihm auf, Hass und der Wille, die Runi ebenso zu vernichten wie dieses kleine Ungeheuer, dessen Funken seine Magie angriffen.
»Sterbt!«, hörte Girdhan sich rufen und sah, wie sein rechter Arm hochfuhr. In seinen Händen ballte sich eine giftige Magie, die nicht die seine war.
Gleichzeitig war es ihm, als spalte sich sein Geist. Ein Teil von ihm war weiterhin auf Vernichtung aus, doch der andere kämpfte ebenso vehement dagegen an. Es war, als führten zwei Mächte, die einander hassten, in seinem Kopf Krieg,
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