Der Feuerthron
während er nur noch ein hilfloser Zuschauer war. Eines der beiden Wesen fühlte sich vertraut an, und einen Moment lang glaubte er jene Frau zu sehen, deren Bild oft in seinen Träumen erschienen war. Sie löste ihn aus dem Bann des bösartigen Geistes und flößte ihm Mut ein. Entschlossen, sich nicht zu einem willenlosen Opfer machen zu lassen, stemmte er sich gegen den Einfluss jenes Wesens, das ihn zwingen wollte, seine Freunde zu vernichten, doch ein Aufwallen von Magie, die aus dem Feuerthron strömte, trieb die helfende Macht zurück und lähmte Stück für Stück seinen Geist.
»Nein, nicht!«, dachte er verzweifelt und versuchte aufzuspringen. Doch der Thron hielt ihn wie mit eisernen Klammern fest. Einige Herzschläge lang kämpfte er noch gegen den Willen an, zu töten, und schaffte es sogar, seine rechte Hand mit der Linken herabzudrücken. Doch dann überwältigte ihn das Ding aus dem Thron, und seine Rechte hob sich langsam wieder.
19
Beim Anblick des Thrones und s eines Herrn war Mera stehen geblieben, als hätte ein Versteinerungszauber sie getroffen. Dieses Ding war zu groß, zu mächtig und zu gefährlich für sie, und sie war nicht bereit, sich ihm nur einen Schritt zu nähern. Gefangen in panikerfüllter Faszination, hatte sie nur noch Augen für den brennenden Kristall und das Böse, das sie darin spürte, gehabt. Die Kämpfe und das Blutvergießen zogen an ihr vorbei, als fänden sie in einer anderen Welt statt. Erst als Argo Funken sprühte und der Kaiser fiel, löste ihr Geist sich aus dem Bann, und sie fand langsam zu sich.
Ehe sie wusste, was zu tun war, sah sie, dass Girdhan sich auf den Thron setzte, und sie fühlte, wie ihr eine schwere Last vom Herzen fiel. Das ist wohl die beste Lösung, dachte sie. Erleichtert trat sie in den Saal und wollte zu ihrer Großmutter hinüberlaufen, die wie eine zerbrochene Gliederpuppe an der Wand lag. Da bekam sie den Zweikampf mit, den Girdhan mit einem unsichtbaren Feind ausfocht, und begriff, dass etwas Schreckliches aus dem Feuerthron kroch und ihren Freund überwältigte. Nun würde alles noch schlimmer werden als vorher – wenn es ihr nicht im letzten Moment gelang, das Schicksal zu wenden.
»Schieß, Argo!«, schrie sie. »Hüll Girdhan mit deinen Funken ein! Sonst wird er versklavt!«
Der kleine Arghan schüttelte entsetzt den Kopf. »Girdhan ist mein Freund!« Da entdeckte auch er das gespenstische Etwas, das wie schwarzer Dunst aus dem Thron herauswaberte, richtete seine Schnauze darauf und blies Funken, bis ihm die Luft wegblieb.
Girdhan war es, als würde er bei lebendigem Leib zu Asche verbrannt. Gleichzeitig schrie jemand in seinem Innern auf und überschüttete ihn mit magischen Befehlen.
»Töte die Bestie! Bring sie um! Los!«
Doch er wusste, dass Argo sein Freund war, und setzte sich mit aller Kraft zur Wehr. Dabei stützte er sich unwillkürlich auf eine der Armlehnen des Thrones. Sogleich spürte er die ungeheure Kraft des Artefakts, aber auch den abgrundtief bösen Geist darin, der versuchte, in ihn hineinzukriechen und ihn mit Hilfe der Macht des Thrones zu seinem Sklaven zu machen. Ein paar Herzschläge lang erzitterte sein eigener Geist unter den Schlägen seines Feindes. Dann aber zeigte ihm das Wesen, das versucht hatte, ihn gegen das Böse zu verteidigen, wie er sich selbst die Kraft des Feuerthrons zunutze machen konnte.
Der Geist, der das Artefakt erfüllte und den Kaiser beherrscht hatte, schrie wütend auf und brandete wie eine Sturzflut gegen Girdhan an, um ihn wieder unter seinen Willen zu zwingen. Doch diesmal hielt dieser ihm stand.
Da änderte das schwarze Wesen seine Taktik. »Verbünde dich mit mir, Girdhan! Ich werde dir mehr Macht geben, als du dir vorstellen kannst. Du musst nur dieses kleine Biest dort erschlagen, das uns beiden solch schreckliche Schmerzen zufügt.«
»Das dir diese Schmerzen zufügt, meinst du wohl!« Girdhan bedurfte der Warnung nicht, die die Stimme in seinem Kopf ihm zurief. Mit einem innerlichen Ruck schüttelte er den letzten Rest der Beeinflussung ab und drehte sich zur Seite, so dass das gespenstische Ding sich nicht mehr hinter ihm verstecken konnte. Zwar saß er immer noch in einem Funkenregen, doch das Feuer brannte sich nicht mehr in seine Haut.
»So ist es gut, Argo! Treibe den Kerl aus dem Kristall heraus.« Reodhendhor, der sich bislang nicht hatte sehen lassen, tauchte neben dem jungen Arghan auf und zeigte ihm die Stellen, die er beschießen sollte.
Der wie
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