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Der Feuerthron

Der Feuerthron

Titel: Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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aber die Hexe hören sollte.
    Aber er hatte den magisch verstärkten Hörsinn der Dame außer Acht gelassen. Yanga warf ihm einen Blick zu, der ihm Schlimmesfür die Zukunft versprach, und wandte sich dann an die Königin. »Ich habe mir noch einmal alle Bemerkungen, die Torrix in der letzten Zeit von sich gegeben hat, durch den Kopf gehen lassen. Er muss davon überzeugt gewesen sein, dass Gurrland uns angreifen wird.«
    »Um das zu erkennen, brauche ich keinen Magier und keine Hexe«, erwiderte die Königin sichtlich verärgert.
    »Dazu vielleicht nicht, aber um unser Reich zu retten! Eure Flotte und Eure Soldaten sind nicht dazu in der Lage!« Yanga erinnerte die Königin nicht ohne Absicht an die verheerende Niederlage der Flotte gegen die schwarzen Galeeren. Das Flaggschiff »Ilna I.« und die Kriegsschiffe, die es begleitet hatten, waren versenkt worden – bis auf die alte »Trymai«, die sich schwer beschädigt in den Hafen hatte retten können. Doch allen war klar, dass dieses Schiff nur hatte entkommen können, weil die Gurrländer es so gewollt hatten. Die Überlebenden sollten zurückkehren und berichten, dass der Feind unbesiegbar war.
    Die Königin wusste ebenso wie die Hexe, dass sie auf diese angewiesen war, und warf Yanga einen flehenden Blick zu. »Tu doch bitte etwas!«
    Die Hexe nickte. »Ich habe meine Zaubersäfte bereits vorbereitet, aber ich will sie nicht hier trinken, sondern in meiner eigenen Kammer.«
    »Ich werde dich begleiten.« Die Königin erhob sich und ging voraus.
    Yangas Labor war mit allen möglichen Dingen vollgestopft. Selbst auf den Stühlen lagen Bücher, Schriftrollen und Zauberwerkzeuge. Die Hexe räumte keine der Sitzgelegenheiten ab, so dass Ilna V. stehen bleiben musste, während Yanga sich auf das Bett setzte und nach dem bereitstehenden Pokal griff. Sie atmete mehrmals tief durch und trank den gesamten Inhalt des Gefäßes.
    Eine Weile tat sich nichts. Dann schlugen übergangslos Flammen aus Yangas Augen, und die blauen Linien auf ihrem Gesichtleuchteten hell auf. Sie keuchte, schlug um sich, als würde sie mit einem unsichtbaren Feind ringen, und erschlaffte mit einem Schmerzenslaut.
    Es dauerte länger als eine Stunde, bis sie wieder ansprechbar war. »Gebt mir Wasser«, bat sie.
    Die Königin blickte sich suchend um und entdeckte einen vollen Krug in der Ecke. Da sie keinen Becher fand, wollte sie den Pokal füllen, doch die Hexe schlug ihn ihr aus der Hand.
    »Nicht noch einmal daraus! Er steckt voller giftiger Magie, die mich nun töten würde.« Sie riss Ilna V. den Krug aus der Hand und trank wie eine Verdurstende. Erst als das Gefäß leer war, setzte sie es ab und atmete so schnell, als sei sie mehrmals um den königlichen Park gerannt.
    »Was hast du gesehen?«, fragte die Königin erregt.
    Die Hexe rieb sich über das Gesicht, und als sie die Hand sinken ließ, klebte blau schimmerndes Blut daran, das von ihren zerbissenen Lippen stammte.
    »Der Feind ist noch stärker, als wir angenommen haben. Für einige Augenblicke konnte ich den Feuerthron sehen. Er scheint völlig wiederhergestellt zu sein! Nun wohnt ihm wieder jene schreckliche Macht inne, die schon einmal den gesamten Archipel in ihrem Bann gehalten hat, und dieser Kraft haben wir nichts entgegenzusetzen.«
    »Sollen wir uns etwa kampflos ergeben?«, rief die Königin empört aus.
    Yanga schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht. Der Feuerthron selbst und der, der ihn beherrscht, sind unbezwingbar. Aber es gibt doch noch eine Chance, zumindest den schwarzen Heeren ihren Schrecken zu nehmen. Die Enkelin der Wetterfühlerin ist die Erbin ihrer Kraft. Wenn wir das Mädchen ausbilden, könnte es mir helfen, den Zauber zu brechen, der die Gurrländer unbesiegbar macht. Dann wären die Soldaten des Herrn auf dem Feuerthron nur noch Lebewesen wie andere auch, und unsere Krieger würdensie aufhalten. Auf diese Weise können wir uns Ilyndhirs Freiheit bewahren.«
    Die Königin schnappte nach dieser Möglichkeit wie einer ihrer Schoßhunde nach den Fleischstückchen, die sie ihnen vor die Nase hielt, und rief nach ihrem Geheimen Staatsrat, der vor der Tür auf das Ergebnis der Weissagung gewartet hatte. »Hemor, mach dich auf und bringe Meralas Enkelin hierher. Sofort!«
    Das Gesicht des Mannes wirkte unter der blauen Schminke wie zu einer grotesken Maske verzerrt. »Verzeiht, Euer Majestät, aber das kann ich nicht. Das Mädchen ist zusammen mit der Gurrlandkreatur verschwunden.«
    »Dann suche es. Diese Mera

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