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Der Feuerthron

Der Feuerthron

Titel: Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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die Schulter. »Du spürst das magische Weiß, nicht wahr? Kip und Careela können das nicht, weil ihnen die Gabe dazu fehlt.«
    Girdhan sah sie verdattert an. »Aber ich ... ich habe auch keine magische Begabung.«
    »Gurrländer besitzen überhaupt keine Gabe – außer Dummheit!«, stichelte Careela.
    Sie verachtete Girdhan wegen seines Aussehens und war wütend, weil die Wirtstochter Mera wegen ihrer Hexenkunststücke mehr galt als sie, die aus einem ehrwürdigen, alten Fürstengeschlecht stammte. Aber da sie nicht allein gegen alle stehen wollte, hatte sie ihre Taktik geändert und umschmeichelte nun Kip, der für lobende Worte stets empfänglich war.
    »Du wolltest doch heute Nacht unsere Position bestimmen. Hast du herausgefunden, wo wir sind?«
    Kip sah zum Himmel, als könne er ihm nicht mehr vertrauen. »Den Sternen nach müssten wir uns weit südlich von Wardania befinden, nur mit dem Längengrad habe ich meine Probleme. Wenn das stimmt, was ich anhand der Stellung des Blaumondes heute Morgen abschätzen konnte, befinden wir uns mehr als vierhundert Meilen weit im Osten – mitten in der See von Runia.«
    Bei diesen Worten wurde Careela blass. »Doch nicht etwa in den verbotenen Gewässern, aus denen niemand mehr zurückkommt?«
    Kips Nicken sagte allen genug. Während die Prinzessin vor Angst zu schluchzen begann, dachte Mera angestrengt nach. »Aber das ist unmöglich! Laut Hannez werden alle fremden Schiffe am Rand der verbotenen Zone durch einen Zauber abgewiesen. Das hätte uns doch auch passieren müssen!«
    »Nicht, wenn sich bei uns an Bord jemand befindet, der das verhindern kann.« Girdhans Aussage rückte Mera wieder in den Mittelpunkt.
    Während Kip nur hilflos die Arme hob, bog Careela ihre Finger zu Krallen, so als wolle sie dem Hexenmädchen das Gesicht zerkratzen. »Du bist schuld, dass wir alle sterben müssen! Ach, wäre ich euch doch nur nicht begegnet!«
    Girdhan trat neben Mera, als wolle er sie schützen. »Das wäre mir ehrlich gesagt auch lieber. Aber dann wärst du von deiner Planke ins Meer gespült worden. Oder glaubst du, du hättest den Sturm überstanden, der uns durchgeschüttelt hat, kurz nachdem wir dich an Bord genommen haben?«
    Diesen Worten hatte Careela nichts entgegenzusetzen, und so schnappte sie nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen.
    Mera applaudierte ihrem Freund, und selbst Kip, der die Prinzessin nicht mehr so nervend fand wie früher, nickte unbewusst. Die junge Dame schien mit Vorliebe zu vergessen, dass sie ihnen ihr Leben verdankte. Stattdessen beklagte sie sich dauernd und war zu nichts nütze. Sie konnte weder Brote schmieren noch in der Nacht eine Steuerwache übernehmen. Überdies verputzte sie einen guten Teil der knapper werdenden Vorräte.
    Zum Glück besaßen sie noch Wasser genug, denn sie waren erst vor vier Tagen von jener seltsamen Insel im Norden aufgebrochen. Doch allmählich ging das Dauerbrot zu Ende. Butter gab es schon länger keine mehr und nur noch eine einzige Sorte Dosenwurst, die ihnen bereits zu den Ohren herauskam.
    Während Careela die Nase hob und sich mit Hochmut gegen die spitzen Bemerkungen der anderen wappnete, streichelte Mera Timpo und verfolgte dabei den Faden, der noch immer gen Süden zeigte. Dort aber gab es nur noch Runia. Sie fühlte sich außerstande, dieses Rätsel zu lösen, doch wenn sie ihre Großmutter und den Hofmagier der Königin retten wollte, musste sie dieser Spur folgen.
    Fleckchen kam an ihre Seite und winselte. Da Kip allen den Brotkorb höher gehängt hatte, bekam sie nicht mehr genug zu fressen. Mera konnte jedoch nicht mehr für sie tun, als sie zu streicheln.
    Nach einer Weile drehte sie sich zu Kip um. »Können wir nicht ein paar Fische fangen und damit unsere Vorräte aufstocken?«
    Kip lachte kurz auf. »Du bist gut. Ich habe noch kein Netz an Bord, und selbst wenn ich eins besäße, müssten wir erst mal einen Fischschwarm finden und es dort auswerfen. Hier würden wir nur Wasser einfangen!«
    »Aber du hast doch eine Angel an Bord. Versuch es damit!« Kip tippte sich an die Stirn, übergab Girdhan dennoch dasSteuer und holte sein Angelzeug. Noch während er es ordnete, drehte er sich zu Mera um. »Kannst du mir vielleicht auch einen Wurm besorgen?«
    »Probier es mit einem Stück Brot oder etwas Wurst«, riet sie ihm.
    »Wurst könnte klappen!« Kip hielt den Haken hoch und wartete, bis Mera ihm ein Stückchen reichte. Das spießte er auf den Haken und warf die Leine über Bord.
    »Du wirst

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