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Der Feuerthron

Der Feuerthron

Titel: Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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nach Westen, und genau vor ihnen befand sich eine sanfte Bucht, die wie geschaffen schien, dort anzulanden.
    Mera schlug vor, noch ein wenig an der Küste entlangzusegeln und die Insel auf diese Weise zu erkunden.
    Aber Kip schüttelte den Kopf. »Wer weiß, ob wir noch einmal einen so idealen Anlegeplatz finden.« Mit diesen Worten zog er an der Pinne und fuhr in die Bucht ein. Das Land stieg so sanft aus dem Wasser empor, dass er die »Seeschäumer« ohne Problemeauf Grund setzen konnte. Zusammen mit Girdhan zog er das Boot noch ein Stückchen weiter auf das Ufer zu und atmete tief durch.
    »Das hätten wir geschafft!«, sagte er stolz, so als hätte er die Insel extra für sie erfunden. Dann sah er sich neugierig um. Es gab nur einen schmalen Strand, und an den meisten Stellen schienen die Bäume und Sträucher beinahe bis ins Wasser zu wachsen. Die Blätter waren hellgrün statt blau, so wie die vieler Unkräuter, die auf Ilyndhir wuchsen, und überall hingen weiße Blüten. Aber nichts deutete darauf hin, dass jemand hier lebte. Auch als Kip bis zum Ufer watete und einige Schritte weit in das Gebüsch eindrang, konnte er keine Spuren von Menschen oder Tieren entdecken.
    Während Mera ihm sofort gefolgt war, stand Girdhan noch immer neben der »Seeschäumer« im Wasser und sah so aus, als würde er am liebsten davonlaufen. Schließlich stieg er wieder an Bord, so als böte das Schiff ihm Sicherheit.
    Kip verspottete ihn und deutete auf den Wald. »Hier gibt es keine Ungeheuer, die dich fressen könnten!«
    »Mir gefällt die ganze Insel nicht. Sie stinkt!«, antwortete Girdhan.
    Bevor Kip ihn weiter hänseln konnte, schlug Mera mit dem Handrücken gegen seinen Oberarm. »Lass das! Die Insel strahlt magisch weiß. Da Girdhan von Girdaniern abstammt, gehört er zu den Anhängern des schwarzen Gottes – und wie Weiß und Schwarz zueinander stehen, weißt du selbst.«
    »Wie Blau und Grün! Ja, und? Das ist doch nicht schlimm.« Kip kannte Fischer, die es nach Malvone verschlagen hatte und die dort ohne Probleme hatten an Land gehen können. Das magische Grün dort hatte ihnen nicht geschadet. Daher hielt er Girdhans Reaktion für übertrieben, auch wenn er froh war, dass es sich bei dieser Insel nicht um ein Land der grünen Farbe handelte.
    Achselzuckend drehte er Girdhan den Rücken zu. »Wir sollten Feuerholz sammeln und schauen, welche Pflanzen hier essbar sind. Deine schwanzlose Ratte könnte uns dabei helfen.«
    »Timpo ist keine Ratte«, wies Mera ihn zurecht, setzte das Tierchen jedoch ab und folgte ihm zu einem Busch, an dem große, weiße Beeren hingen. Timpo begann sofort, sich den Bauch vollzuschlagen, während Fleckchen danebenstand und angeekelt die Lefzen verzog. Beeren waren nicht unbedingt das, was sie zu fressen gewohnt war.
    Mera probierte vorsichtig eine Beere, dann eine zweite, eine dritte ... und nach einer Weile merkte sie, dass sie die Früchte genauso gierig in sich hineinschaufelte wie Timpo.
    »He, du sollst arbeiten und nicht naschen«, rief Kip ihr zu. Sie drehte sich zu ihm um und grinste. »Probier mal!«
    Das ließ Kip sich nicht zweimal sagen, und nach der ersten Beere fiel er genauso hastig über den Strauch her wie Mera.
    »Schmecken wirklich gut«, versicherte er ihr mit vollem Mund.
    Unterdessen war auch Careela, die ärgerte, dass niemand sie beachtete, an Land gekommen. »Kann man die wirklich essen?«, fragte sie.
    Als Kip schmatzend nickte, befahl sie: »Pflück mir welche!«
    »Das kannst du selbst erledigen!« Kip lachte und aß weiter. Als er satt war, wischte er sich die vor Saft triefenden Finger an seiner noch meerwasserfeuchten Hose ab.
    »Diese Beeren ernenne ich zu unserem Vorrat Nummer eins. Los, Mera, hol den großen Korb und sieh zu, dass du diesen Busch hier leer pflückst und ein paar weitere dazu.«
    »Damit hätte ich bis an mein Lebensende zu tun.« Mera lachte, denn sie hatte bereits bemerkt, dass die Beeren sofort wieder nachwuchsen.
    Nun bemerkte Kip es ebenfalls. »Was ist denn das?«
    »Ein Zauber. Es scheint hier so ähnlich zuzugehen wie im Hexenwald bei Ilynrah.« Das hätte sie nicht sagen sollen. Kip schoss entsetzt hoch und rannte davon, als sei ein Schwarm Raubwespen hinter ihm her. Als er die »Seeschäumer« erreichte, versuchte er sogar, das Boot allein ins Wasser zurückzuschieben.
    »Was ist denn los?«, fragte Girdhan, der es sich auf der Steuerbank gemütlich gemacht hatte.
    »Der Wald! Mera sagt, es wäre ein Hexenwald. Ich will weg von

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