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Der Feuerthron

Der Feuerthron

Titel: Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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sehen, wir fangen rein gar nichts«, erklärte er, doch da begann seine Angelrute schon zu wippen.
    »Was ist das denn?« Kip starrte ins Wasser, denn dort war ein Schatten aufgetaucht, der mindestens ebenso lang war wie die »Seeschäumer«. »Ilyna hilf! Wenn der uns erwischt, sind wir geliefert. So ein großes Vieh hab ich noch nie gesehen!«
    Während Kip vor Angst erstarrte, beobachtete Mera, dass der große Fisch einen Schwarm kleinerer Fische vor sich hertrieb. Einer von diesen hatte nach dem Köder geschnappt und ihn verschluckt. Als er weiterschwamm, straffte sich die Leine, und Kip wurde beinahe über Bord gerissen.
    Dem Riesenfisch schien die »Seeschäumer« unheimlich zu sein, denn er wich dem Boot aus und verschwand in der Ferne. Der Schwarm, den er vor sich hergetrieben hatte, tauchte bis auf den Fisch am Haken ebenfalls ab.
    »Ihr müsst mithelfen! Der Brocken ist zu schwer für mich.« Kip hatte sich gegen die Bordwand gestemmt und umklammerte seine Angelrute, als hinge sein Leben davon ab.
    »Du musst ihm mehr Leine geben«, rief Girdhan vom Heck nach vorne.
    »Was meinst du, was ich die ganze Zeit mache? Gleich ist sie zu Ende! Dann ist der Kerl samt Angel futsch.«
    »Wird die Leine nicht reißen?«, fragte Mera.
    Kip schüttelte mit zusammengebissenen Zähnen den Kopf, stieß dann aber eine Antwort hervor. »Die habe ich selbstzusammengedreht. Mit der kannst du unser Boot ziehen. Aber wenn du nicht gleich was tust, schleppt dieser Fisch mich ab.«
    Mera griff zu und hielt die Angel mit fest. Als sie den Zug spürte, begriff sie, das Kip und sie den Fisch allein nicht aus dem Wasser ziehen konnten. Sie wollte schon Careela auffordern, ihnen zu helfen, hatte dann aber eine bessere Idee. »Prinzesschen, übernimm du für einen Augenblick das Steuer, damit Girdhan uns helfen kann.«
    »Das kann ich nicht, und ich will es auch nicht«, antwortete die Prinzessin empört.
    »Man kann viel, wenn man will! Du musst die Steuerpinne nur gerade halten. Den Rest macht der Wind!« Girdhan stand auf, band dann aber, als Careela keine Anstalten machte, ins Heck zu kommen, die Ruderpinne fest und eilte nach vorne.
    Kip und Mera hingen bereits halb über der Bordwand, so stark zerrte der Fisch an der Leine. Doch als Girdhan mit zugriff, ging es recht schnell. Sie holten die Leine ein und zogen das Tier an Bord. Der Fisch war etwas länger als Kip und von einer Art, die nur selten in die Netze der ilyndhirischen Fischer ging. Mera kannte ihn, da ihre Mutter von Zeit zu Zeit einen gekauft und gebraten hatte. Bei dem Gedanken an die leckeren Filets lief ihr das Wasser im Mund zusammen. Sie kam jedoch rasch wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, denn sie besaßen nicht einmal Feuerholz, geschweige denn jene Gewürze, mit denen ihre Mutter den Fisch in einen wahren Gaumenschmaus verwandelt hatte.
    »Wir werden sein Fleisch in Streifen schneiden und in der Sonne trocknen müssen, und zwar schnell, bevor er zu stinken beginnt!« Meras Vorschlag war zwar klug, doch sie hatten nur ein einziges Messer an Bord, und das war durch den vielen Gebrauch stumpf geworden.
    Kip begann sofort, die Klinge an einem Eisenteil zu wetzen, aber auch danach war es eine mühselige Arbeit, den Fisch zu zerteilen. Dennoch waren die drei Freunde zufrieden, denn am Abendkonnten sie mit dem getrockneten Fisch ihren Hunger stillen. Fleckchen fraß, bis sie beinahe platzte; Careela griff ebenfalls zu und aß ein paar hauchdünn geschnittene Scheibchen. Dabei erklärte sie, dass dies in ihrer Heimat so Sitte sei. Allerdings hatte sie etliches an der Mahlzeit auszusetzen, und so schalteten Mera, Kip und Girdhan ihre Ohren auf Durchzug.
2
    Die nächsten zwei Tage verliefen völlig ereignislos. Da der Wind günstig stand, ließ Kip sich überreden, weiterhin Meras Anweisungen zu folgen, obwohl ihr Kurs sie möglicherweise noch näher auf die geheimnisvolle Insel der Runier zutrieb. Girdhan, der immer unruhiger wurde, stand oft am Bug und starrte geradeaus. Am Morgen des dritten Tages zeigte er aufgeregt nach vorne. »Dort ist eine Insel! Ich sehe Bäume und einen Strand.«
    »Ob das Runia ist?« Mera sprang auf und sah in die gewiesene Richtung. Obwohl Girdhan die Insel gerade erst entdeckt hatte, war sie so nahe, dass sie schon einzelne Felsen und Sträucher unterscheiden konnten. Offensichtlich hatte ein Zauber die Insel bisher verborgen. Wie groß das Eiland war, konnten sie nicht schätzen. Auf alle Fälle erstreckte es sich weit von Osten

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