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Der Feuerthron

Der Feuerthron

Titel: Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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hier!« Erneut stemmte Kip sich gegen die Bordwand, brachte das Boot allein jedoch nicht vom Fleck.
    »Hilf mir! Schnell!«, herrschte er Girdhan an.
    »Du willst doch nicht etwa ohne Mera abhauen und ohne die Prinzessin?«
    Girdhans Worte brachten Kip wieder zur Vernunft. Er gab seine sinnlosen Bemühungen auf und holte ein paarmal tief Luft. Dann sah er sich vorsichtig um und sah Mera am Ufer auftauchen. Fleckchen sprang um sie herum und schnappte spielerisch nach ihren Händen.
    »Lass das, pfui«, schimpfte Mera, denn sie hatte Beeren gepflückt, die sie Girdhan bringen wollte. Timpo hatte sich derweil in den Stoff auf ihrer Schulter verhakt und schlief. Seine Krallen kratzten bei jeder Bewegung, doch Mera wollte den Kleinen nicht wecken und biss daher die Zähne zusammen.
    Neben der »Seeschäumer« blieb sie stehen und bot Girdhan die Beeren an. »Hier, nimm! Die schmecken wirklich herrlich. Beinahe so gut wie die im Hexenwald.«
    Der Junge nahm eine Beere mit zwei Fingern, als fürchte er, gebissen zu werden, steckte sie in den Mund und spie sie sofort wieder aus. »Bäh! Das Zeug schmeckt wie Asche, und es brennt im Mund!«
    Er eilte zum Wasserschlauch, öffnete diesen und trank, als müsse er einen Brand in seinem Magen löschen.
    »He, vergeude nicht das Wasser!«, schimpfte Kip, um dann über sich selbst zu lachen. »Wir können hier unsere Wasservorräte wieder auffrischen.«
    »Ich glaube nicht, dass Girdhan das Wasser hier schmecken wird«, wandte Mera ein.
    Kip sah sie irritiert an. »Aber du hast das Wasser von der grünen Insel doch auch getrunken.«
    »Dort war die magische Farbe nicht so stark. Zu Anfang hat das Grün schon ein bisschen gebrannt, aber inzwischen habe ich mich daran gewöhnt.« Trotz ihrer Worte wunderte Mera sich ebenfalls, dass sie die magische Gegenfarbe vertrug, während Girdhan Probleme bekam.
    »Das ist nur eine Frage des Willens! Los, Girdhan, probier noch eine Beere. Du wirst dich daran gewöhnen!« Sie zog sich an Bord und kam mit ausgestreckter Hand auf ihn zu.
    Girdhan beäugte die Beere in ihren Fingern misstrauisch, nahm sie dann entgegen und steckte sie in den Mund. Obwohl er das Gesicht schmerzhaft verzog, kaute er diesmal darauf herum und schluckte sie schließlich hinunter.
    »Wenn ich kurz vorm Verhungern bin, werde ich das Zeug vielleicht essen können. Jetzt halte ich mich lieber an die getrockneten Fischstreifen.«
    Trotz dieser ablehnenden Haltung atmete Mera auf. Es sah so aus, als würde ihr Freund sich an weißmagische Sachen gewöhnen können. Kip und Careela waren normale Menschen und empfanden bei ihren Gegenfarben höchstens ein gewisses Unbehagen. Bei ihr und Girdhan war dies anders. Nun begriff sie, dass es nicht nur Vorteile hatte, eine langlebige Hexe oder ein Magier zu sein. Diese Erkenntnis erinnerte sie wieder an den Zweck ihrer Reise. Doch als sie nach dem feinen Faden suchte, der Timpo mit ihrer Großmutter verband, war dieser in dem alles beherrschenden Weiß kaum noch auszumachen. Sie vermochte nicht einmal mehr die Richtung zu bestimmen, in die er verlief. Es war, als würden die Kräfte, die hier herrschten, das feine Blau verwirbeln.
    Mera bekam es mit der Angst zu tun. Hatte sie die Spur verloren? Dann würde sie ihre Großmutter niemals wiedersehen. Mera kämpfte gegen die Tränen an, die ihr in die Augen stiegen, und schniefte.
    »Was ist denn los?«, wollte Girdhan wissen.
    »Ach, nichts! Mir ist bloß was ins Auge geflogen.« Mera zwinkerte, als müsse sie ein Sandkorn loswerden, das sich unter ihr Augenlid geschoben hatte, und griff nach einem Korb. Der roch zwar nach Fisch, war aber das einzige Gefäß, in das sie die Beeren füllen konnte.
    »Ich pflücke uns jetzt einen schönen Vorrat. Da sie magisch nachwachsen, werde ich nicht lange brauchen.« Mit diesen Worten verließ sie die »Seeschäumer« erneut und watete an Land.
    Den Busch mit den Beeren fand sie sofort wieder, denn ihre eigenen Fußabdrücke hoben sich leicht blau von dem magischen Weiß ab. Es war angenehm, sich so orientieren zu können, aber dennoch wünschte sie sich an einen anderen Ort. Mit jedem Schritt wurde ihr die Insel unheimlicher, und sie fragte sich, aus welcher Richtung ihnen Gefahr drohte. Bis jetzt hatten sie nur dieses Stück Ufer und den magischen Wald gesehen, und sie bekam das Gefühl, sie müsse unbedingt erfahren, was dahinter lag. Sie überlegte, ob sie auf einen der hohen Bäume klettern und schauen sollte, ob sie tatsächlich nur auf einer

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