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Der Feuerthron

Der Feuerthron

Titel: Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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kleineren Insel oder auf dem sagenumwobenen Runia gelandet waren. Doch als sie die Stämme musterte, die um sie herum wuchsen, stellte sie fest, dass die ersten Äste erst in einer Höhe von mehr als drei Mannslängen begannen. Zudem war die Rinde so glatt, dass sie Seil und Steigeisen gebraucht hätte, um an ihnen hochklettern zu können.
    »Ich sammle rasch ein paar Beeren, und dann verlassen wir auf schnellstem Weg die Insel«, versuchte sie sich selbst zu beruhigen und begann, die Früchte so schnell zu pflücken, wie es ihr möglich war. Doch es dauerte länger, als sie erwartet hatte, bis der große Korb sich endlich füllte.
    Plötzlich bemerkte sie, dass ihre Umgebung sich irgendwie veränderte. Sie sah erschrocken auf, konnte aber zunächst nichts feststellen. Dann bemerkte sie, dass Careela verschwunden war. Zur »Seeschäumer« war die Prinzessin nicht zurückgekehrt, sonst hätte sie ihr begegnen müssen.
    Reichlich sauer, weil sie nun auch noch nach diesem unver nünftigen Mädchen suchen musste, ließ sie den Korb stehen und lief ein paar Schritte in den Wald hinein. »Careela! Wo bist du? Sag doch was!«, rief sie, erhielt aber keine Antwort.
    Dann rief sie nach Fleckchen, damit die Hündin ihr suchen half, aber das Tier ließ sich nicht blicken. Mera wurde flau im Magen. Was konnte Careela und die Hündin fortgelockt haben?
    »Fleckchen!«, rief sie diesmal so laut, wie sie es gerade noch wag te. Der Wind trug ihr ein Winseln zu, das aus weiter Ferne zu kommen schien.
    »Verdammt, was ist da los?« Mera wollte dem Winseln folgen, sagte sich dann aber, dass sie Girdhan und Kip Bescheid geben musste, und lief erst zum Ufer hinunter. Es war niemand zu sehen, auch kein Fremder, der ihr den Weg versperren wollte. Aber als sie auf die Bucht hinausblickte, war das Boot verschwunden, und von den beiden Jungen gab es ebenfalls keine Spur.
    »Bin ich verrückt geworden?« Mera rieb sich über die Augen und starrte auf die Stelle, an der die »Seeschäumer« vorhin noch gelegen hatte. Sie glaubte, im Wasser noch den Abdruck des Kiels zu erkennen, und schüttelte irritiert den Kopf. Hatten Kip und Girdhan die Nerven verloren und waren mit dem Boot in See gestochen, obwohl sie, Careela, Fleckchen und Timpo sich noch an Land befanden?
    Aber in dem Fall hätte sie doch das Boot oder wenigstens dessen Segel sehen müssen! Sie kletterte auf einen höher gelegenen Felsen direkt am Ufer und spähte von dort aus über das Meer. Doch auch jetzt war weit und breit kein Segel zu erkennen. Nur die von einem seltsamen weißen Licht erfüllten Wellen rollten gegen das Land an, wie sie es wohl seit Urzeiten taten.
    »Das geht nicht mit rechten Dingen zu«, setzte Mera ihr Selbstgespräch fort und überlegte, was sie tun sollte. Gleichzeitig kämpfte sie gegen ihre Angst an, die jeden vernünftigen Gedanken zu ersticken drohte.
    Von der ganzen Gruppe waren nur noch sie selbst und Timpoübrig. Der Rest war ebenso überraschend verschwunden wie ihre Großmutter und Torrix. Deren Entführer hatten sich in einem weißen Nebel versteckt, und nach allem, was Mera inzwischen wusste, waren die Entführer vermutlich auch von weißer Farbe gewesen. Mera fragte sich, ob die Entführer, die ihre Großmutter mitgenommen hatten, vielleicht auch ihre Freunde hatten verschwinden lassen. Wenn es so war, würden ihre Aussichten, selbst den Fängern zu entkommen, so gering sein wie die eines Fisches im Netz.
    Bevor sie einen Entschluss oder auch nur einen klaren Gedanken fassen konnte, schien das Land um sie herum im Frost zu erstarren. Es war eine magische Kälte, die vom Meer aufs Ufer zukroch. Nun wallte ein weißer, leuchtender Nebel auf und floss auf sie zu, wie damals in ihrem Traum. Entsetzt sprang sie von dem Felsen herunter und rannte in den Wald.
    Der bot jedoch keinen Schutz mehr. Anstelle der Beerensträucher stand überall Gestrüpp herum, das eine fatale Ähnlichkeit mit den Pfeilbüschen des Hexenwaldes aufwies, und die Zweige drehten ihre gefährlichen Geschosse in ihre Richtung. Als sie das zischende Geräusch vernahm, mit dem die Dornen abgeschossen wurden, warf sie sich zur Seite und stürzte zu Boden.
    Das Geschoss sauste um Haaresbreite an ihr vorbei. Gleichzeitig erklang ein weiteres Zischen. Mera rollte sich blitzschnell um die eigene Achse. An der Stelle, an der sie eben noch gelegen hatte, steckte einer der langen Dornen im Moos. Das war der Auftakt zu einer Hetzjagd, bei der sie Haken schlagen musste wie ein Kaninchen.

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