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Der Feuerthron

Der Feuerthron

Titel: Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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schüchternen Lächeln sprach sie das Runiermädchen an. »Herzlichen Dank, dass du uns da herausgeholt hast.«
    »Es war nicht recht von Sianderilneh, euch dort einzusperren. Sie hätte euch nach Runia bringen und dem Rat übergeben müssen.« Jetzt, da sie die Fremden befreit hatte, quälten Hekendialondilan Zweifel, ob sie richtig gehandelt hatte. Die Cousine der Königin hatte gewiss einen triftigen Grund, die Gefangenen hier zu verbergen. Vielleicht war Sianderilneh bereits dabei, dem Großen Rat Bericht zu erstatten, und würde bald zurückkommen, um die Fremden zu holen.
    Der Gedanke, die Mera-Hexe und deren Begleiter gegen ein Mitglied des eigenen Volkes unterstützt zu haben, wog schwer. Vielleicht war es ein Fehler gewesen? Aber sie hatte die Sache nun einmal begonnen und musste sie bis zum Ende durchstehen. Daher straffte Hekendialondilan ihre Schultern und nickte Mera zu.
    »Komm mit! Wir müssen nach deinen Freunden sehen. Sie werden sicher bald aufwachen.«
8
    Kip und Careela lagen noch in tiefster Bewusstlosigkeit, Girdhan aber versuchte schon, sich aufzurichten. Da ihm seine Arme und Beine nicht so gehorchten, wie sie sollten, kippte er immer wieder um.
    Mera eilte zu ihm hin und hielt ihn fest. »Hör auf zu strampeln! Du musst erst wieder richtig zu dir kommen.«
    »Mir ist so schlecht!«, jammerte er.
    »Sieh zu, dass du das Zeug aus dem Magen bringst. Danach wird es dir besser gehen!«
    Mera hielt ihn so, dass er erbrechen konnte, und wunderte sich, als er kleine Steine mit hervorwürgte.
    »Sag mal, was hast du gegessen?«, fragte sie verdattert.
    Hekendialondilan lachte silberhell auf. »Das ist eine Folge des Versteinerungszaubers, den Sianderilneh über euch geworfen hat. Du konntest ihn ganz auflösen, doch bei den anderen sind Teile des Mageninhalts versteinert geblieben. Deine beiden anderen Gefährten werden dies auch durchmachen müssen.«
    »Ihre Sonstwashoheit auch?«, fragte Girdhan mit einem Seitenblick auf Careela.
    Als Hekendialondilan nickte, konnte er sogar lachen. »Das gönne ich ihr. Für diesen Anblick kotze ich sogar gerne.« Er setzte seinen Ausspruch auch gleich in die Tat um, doch schon bald hörten seine Würgekrämpfe auf, und er vermochte aufzustehen.
    Das Runiermädchen sah ihn kopfschüttelnd an. Die Menschen waren an sich schon seltsam, doch dieser Junge ihrer Gegenfarbe übertraf alles, was sie bisher erlebt hatte. Anscheinend waren die Anhänger des schwarzen Gottes tatsächlich jene Barbaren, von denen die Lieder ihres Volkes kündeten. Daher nahm sie sich vor, bei ihm auf der Hut zu sein. Obwohl er von einem weißen Zauber getroffen worden war, erholte er sich rasch davon und wirkte schonjetzt frischer als Mera, die doch vor ihm erwacht war und zudem jene heilenden Kräfte besaß, die ihm fehlten.
    Seine Worte lenkten Hekendialondilans Interesse auf das zweite Mädchen der Gruppe, das Careela genannt wurde. Ihre Götterfarbe war violett, und daher wunderte sie sich über die Abneigung des Schwarzen. Nach den heiligen Lehren galten die beiden Farben doch als eng befreundet. Mit dem Gefühl, dass die Menschen noch wunderlicher waren, als sie gedacht hatte, kümmerte sie sich nun um die Violette und den blauen Jungen. Beide besaßen kaum magische Kräfte und konnten daher auch nicht gegen die Entsteinerungskrämpfe ankämpfen. Sie krümmten sich am Boden und würgten sich schier die Seele aus dem Leib.
    Hekendialondilan bedeutete Mera, sich des Jungen anzunehmen, und nahm das Mädchen in die Arme. Sanft redete sie auf sie ein und ließ sehr vorsichtig Heilmagie in sie hineinfließen. So gelang es ihr, die Violette so weit zu beruhigen, dass sie den versteinerten Mageninhalt von sich geben konnte, ohne Gefahr zu laufen, daran zu ersticken. Gerade als sie glaubte, das Schlimmste überstanden zu haben, schlug das Mädchen die Augen auf und sah sie an.
    Careelas Pupillen weiteten sich, und sie öffnete den Mund zu einem durchdringenden Schrei. Gleichzeitig schlug sie mit allen vieren um sich und versuchte, von der Fremden wegzukrabbeln.
    »Was hast du?«, fragte Hekendialondilan verwundert.
    »Ein Dämon! Hilfe, er wird mich fressen! Er wird uns alle fressen!« Careela kreischte so durchdringend, dass Kip wach wurde. Er setzte sich erschrocken auf, presste den Arm auf den Magen und sah das Runiermädchen mit zusammengekniffenen Augen an. Er verspürte ebenfalls ein gewisses Grauen, aber sein Stolz ließ es nicht zu, das zu zeigen.
    »Sieh dir deinen Dämon doch genau

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