Der Feuerthron
viel trinken, sonst würde ihnen wieder übel werden.
»Kommt mit zur Quelle!« Hekendialondilan erhob sich und schritt voraus. Als Erste folgte ihr Mera mit Timpo und Fleckchen, dann schlossen Girdhan und Kip sich an, während Careela sich nach kurzem Zögern ebenfalls in Bewegung setzte, aber immer etwas Abstand hielt.
Mera hatte zwar schon viel getrunken, fühlte sich aber dennoch so stark ausgetrocknet, dass sie dicht an den kleinen Wasserfall herantrat, das kühle Nass mit ihren Händen auffing und es genüsslich die Kehle hinabrinnen ließ. Kip hielt direkt den Kopf unter den Strahl und schlürfte begeistert, während Girdhan Probleme hatte, das von seiner Gegenfarbe erfüllte Wasser über die Lippen zu bringen. Er überwand sich jedoch und schluckte genug Flüssigkeit, um bei Kräften zu bleiben.
Fleckchen und Timpo waren zwischen den Beinen der drei hindurchgeschlüpft und schlabberten dort, wo das Wasser in ein kleines Becken rann, wurden aber kurz darauf von Careela rüde weggescheucht. Timpo fiepte empört, während die Hündin die Zähne fletschte und so aussah, als wolle sie die Prinzessin beißen.
Mera zog Fleckchen zurück, bevor diese zuschnappen konnte, und rieb sich über den Bauch. »Etwas zu essen wäre nicht schlecht.«
»Im Wald gibt es Beeren«, erklärte Hekendialondilan.
»Aber was ist mit den Pfeilbüschen?«, wandte Mera ein. »Vorhin haben sie auf uns geschossen!«
Dieses Vorhin lag zwar schon etliche Tage zurück, aber Hekendialondilan sah keinen Grund, die Menschen darüber aufzuklären.
Einladend wies sie auf den Wald. »Solange ich bei euch bin, wird der Wald freundlich sein!«
Hekendialondilans Überzeugung, der Wald verhielte sich ihr gegenüber so, wie sie es gewohnt war, hielt allerdings nur so lange an, bis sie unter den ersten Bäumen standen. Die mächtigen Stämme knarzten, und Zweige fuhren wie Peitschenschnüre durch die Luft. Die Pfeilbüsche, die sich über das Wurzelwerk des Waldes zu schieben vermochten, sammelten sich um die Beerenbüsche und richteten ihre Dornen auf die Menschen, die sich diesen nähern wollten.
»Verschwindet!«, befahl Hekendialondilan, deren Zorn über die magischen Veränderungen, die Sianderilneh hier auf der Insel angerichtet hatte, mehr und mehr stieg. Als die Büsche trotz ihres Befehls nicht weichen wollten, trat sie auf eine Gruppe von ihnen zu und versuchte, sie beiseitezuschieben.
Im selben Augenblick erfolgte ein schnalzender Laut. Ein Pfeildorn sauste auf sie zu und traf sie an der Brust. Hekendialondilan schrie auf vor Schmerz. Der Wald erbebte unter diesem Laut. Einige der Bäume hieben nun mit ihren Zweigen auf die Pfeilbüsche ein, während ein Beerenstrauch sich zwischen diesen hindurchdrängen und die verletzte Runi trösten wollte. Mehrere Pfeilbüsche schossen ihre Dornen auf ihn ab, andere trafen die Baumstämme in der Nähe.
Mera sah dem Ganzen ein paar Augenblicke lang fassungslos zu, spürte dann aber, dass sie handeln musste, und rannte zu Hekendialondilan hinüber, die steif wie ein Stück Holz auf dem Boden lag.
»Was ist mit dir?«, fragte sie entsetzt und empfing einen Gedanken, der wie aus weiter Entfernung zu ihr drang.
»Ich habe mich in Heilstarre versetzt. Du wirst mich tragen müssen!«
Mera bückte sich und richtete das Runimädchen auf, merkte dann aber, dass sie es allein nicht weiter von der Stelle brachte. Sie wollte schon Girdhan rufen, erinnerte sich jedoch früh genug daran, dass seine Farbe die Pflanzen noch mehr aufbringen würde, und winkte Kip zu sich.
»Komm und hilf mir!« Dann wandte sie sich an Hekendialondilan. »Wohin können wir gehen?«
»Bringt mich zu meinem Boot. So verläuft der Weg!« Sie ließ Bilder in Meras Kopf entstehen.
Diese winkte ihren Freunden zu und zeigte in die beschriebene Richtung. »Lasst uns hier verschwinden! Oder wollt ihr warten, bis die Pfeilbüsche Igel aus euch machen?«
Der Vergleich erschien Hekendialondilan so lustig, dass sie in Gedanken lachte. Kip zog jedoch eine säuerliche Miene. »Spiel dich nicht so auf, Mera. Ich bin hier der Kapitän und gebe die Befehle.«
»Und wo ist dein Schiff, Herr Kapitän?«, fragte Girdhan, der sich ebenfalls genähert hatte und zwischen Mera und die Pfeilbüsche getreten war. Zu seinem Glück aber raschelten die Pflanzen nur erregt.
Er nahm Mera Timpo ab und forderte Fleckchen auf, ihm zu folgen. Trotz ihrer Abneigung gegen Girdhan rannte auch Careela sofort hinter ihm her. Der unheimliche Wald machte ihr
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