Der Feuerthron
an. Er ist weiß! Wenn er gelb wäre, müsstest du wahrscheinlich vor Angst in die Hose machen. Der hier scheint mir jedoch harmlos zu sein.«
»Ich bin kein Dämon«, erklärte Hekendialondilan, die denabwertenden Ausdruck übel nahm, und setzte hochmütig hinzu: »Ich bin eine Runi!«
»Eine Runierin? Aber das waren die, die uns gefangen haben, auch«, antwortete Kip zwischen zwei Brechanfällen.
»Meine Verwandten haben schlecht an euch gehandelt.« Es tat Hekendialondilan weh, dies vor den Menschen bekennen zu müssen, doch Recht musste Recht bleiben.
»Ich heiße Hekendialondilan!«, setzte sie freundlicher hinzu.
»Heken... was?« Kip sah sie zweifelnd an. »Das kann sich doch keiner merken! Weißt du was? Wir werden dich Heke nennen.«
Wieder ärgerte Hekendialondilan sich über diese Menschen. Was dachte dieser Knirps sich dabei, so unhöflich zu sein?
Mera spürte den Unmut ihrer Retterin. »Du darfst Kip nicht böse sein. Er kann sich einen so langen Namen einfach nicht merken.«
Der blaue Junge hieß also Kip. Der Name erschien Hekendialondilan so kurz, dass es kaum der Mühe wert war, ihn auszusprechen.
»Mein ältester Freund heißt Girdhan, das dort ist Careela. Sie behauptet, eine Prinzessin zu sein.«
»Ich bin eine Prinzessin«, fauchte Careela Mera an. Da der fremde Dämon keine Anstalten machte, einen von ihnen zu fressen, kehrte der gewohnte Hochmut rasch zurück.
»Ich bin Mera, Tochter der Meraneh und Enkelin der großen Heilerin Merala«, fuhr Mera fort, ohne sich von Careela aus dem Konzept bringen zu lassen.
Hekendialondilan kniff die Augenlider zusammen. Merala war doch, soweit sie sich erinnern konnte, der Name der entführten Hexe gewesen. Also hatte ihr Gespür für magische Schwingungen sie nicht getrogen.
»Dies hier ist Timpo«, stellte Mera nun das Fellknäuel vor und sah sich dann suchend um. »Wo ist eigentlich Fleckchen?«
Jetzt erinnerte sich Hekendialondilan daran, dass noch ein Tier im Hügel eingesperrt gewesen war. Sie hatte es in ihrem Ärger über den Zauber, der sich auch gegen sie hatte wenden wollen, ganzvergessen. Jetzt trat sie erneut vor die Hügelflanke, streckte ihre beiden Arme gen Himmel und sammelte ihre ganze Kraft.
»Gib das Tier frei!« Ihr magischer Befehl peitschte so hart gegen den Hügel, dass Meras Kopf zu platzen schien und Girdhan sich vor Schmerz wand. Der Hügel zitterte und bebte. Gleichzeitig erklang ein Ächzen, als würde der Felsen von einem Foltermeister geschunden. Etliche Augenblicke tat sich sonst nichts, dann riss die Hügelflanke auf und spuckte Fleckchen aus. Die Hündin war in der Höhle erwacht und taumelte nun Mera entgegen, die sie ungeachtet Timpos eifersüchtiger Proteste in die Arme schloss.
»Da bist du ja, meine Gute! Ich bin so froh, dich wiederzuhaben.«
Kip stieß ein kurzes Schnauben aus. »Am Anfang hast du über den Köter geschimpft, weil er dir nachgelaufen ist.«
Für diese Anschuldigung fing er sich einen zornigen Blick ein, denn Mera wollte Fleckchen nicht mehr missen. Girdhan streichelte nun auch den Hund und grinste dabei so, dass die Spitzen seiner unteren Eckzähne über die Lippe ragten.
Hekendialondilan musterte ihn kritisch. Der Junge besaß gurrländisches Blut. Da war es kein Wunder, dass er sich so rasch erholt hatte. Ihr war zwar noch nie ein echter Gurrländer begegnet, aber sie kannte die Bilder der erwachsenen Runi, die mit diesem Volk zu tun gehabt hatten. Daher schätzte sie, dass Girdhan zu drei Viertel menschliche und zu einem Viertel gurrländische Vorfahren hatte. Diese Mischlinge waren zu einem eigenen Volk geworden, das sich nach seinem Gott Giringar genannt hatte.
»Bist du ein Girdanier?«, fragte sie ihn.
Girdhan nickte. »Meine Eltern stammen von dort. Ich selbst bin auf Ilyndhir geboren.«
Der Name Ilyndhir sagte Hekendialondilan nichts, doch sie vermutete, dass damit die Heimat der blauen Menschen gemeint war, deren Göttin Ilyna genannt wurde. Von dort stammten wohl auch Mera und Kip.
Mera stemmte die Hände in die Hüften. »Und was machen wir jetzt?«
Die Frage der jungen Hexe erinnerte Hekendialondilan daran, dass Menschen weitaus hastigere Geschöpfe waren als die Vertreter ihres eigenen Volkes. Sie hätte noch tagelang hier sitzen und sich mit den vieren unterhalten können. Auch schienen die Leute schneller Hunger zu bekommen, das verriet ihr die Art, wie Kip mit den Zähnen klackte und sich umschaute. Zuerst mussten er, Girdhan und das violette Mädchen jedoch
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