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Der Finanzer

Titel: Der Finanzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Achleitner
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Sowohl der Heizer wie auch der Lokomotivführer, letzterer wegen Beihilfe zum
Schleichhandel, wurden der Gendarmerie übergeben und Untersuchung eingeleitet.
    Der Fall gab Veranlassung zur Durchsuchung der Maschinen und Kohlenvorräte sowohl bei Abfahrt in Buchs, wie bei
Ankunft in Feldkirch, und es glückte noch einige Male, Schmugglerwaren aufzugreifen. Natürlich zeterte die
Betriebsverwaltung über Zugverspätungen und Entziehung von Maschinenpersonal, welch letztere die Verwaltung zwang,
rasche Aushilfe von größeren Stationen kommen zu lassen; doch die Finanzwache vollzog unbeirrt ihren Dienst; dem
Schleichhandel ward aber nun auch beim Maschinenpersonal ein Ende gesetzt; die Leute hüteten sich, Konterbande zu
übernehmen.
    Lergetbohrer fand die volle Anerkennung seines vorgesetzten Buchser Kommissärs und ward dann wieder dem
gewöhnlichen Revisionsdienst, der in Uniform zu betätigen ist, zugeteilt.
    Dieser Revisionsdienst im Bahnhofe ist nun allerdings nicht so strapaziös wie der Patrouillendienst, bei welchem die
Finanzer allen Witterungsunbilden ausgesetzt sind; doch heißt es, im Bahnhofe zu allen von der Schweiz kommenden
Zügen anwesend sein, und just dieses »Herhängen«, dieses »Angehängtsein« durch viele
Stunden ist anstrengend. Der Rummel bei Zugsankunft bleibt immer gleich, die Revisionsaufseher sind da die fest und ruhig
stehenden Felsen, um welche das erregte Bahnhofsleben brandet. Höflich, doch bestimmt wird die oft beiden Teilen, sicher
aber dem nervösen Publikum lästige Revision vorgenommen. Da weigert sich einer, den Koffer zu öffnen; ein
zweiter will die Effekten nicht persönlich herausnehmen; ein dritter versichert auf Ehrenwort, nichts Zollbares
mitzuführen, und gebärdet sich aber so auffallend, daß auf der Effektendurchsuchung erst recht bestanden
werden muß. Wird Zollpflichtiges gefunden, so verweist das Revisionsorgan den Reisenden samt den pflichtigen Effekten
ins Zollbureau, und die weitere Amtshandlung ist Sache des diensthabenden Zollassistenten. Gefügig macht den
Widerspenstigen die kühle Mitteilung, daß bei Verweigerung der Revision die Koffer in Buchs zurückbleiben.
Drängt die Zeit und bleibt ein Reisender renitent, so wird ihm die Adresse abverlangt und eröffnet, daß sein
Gepäck unter Zollverschluß an den Bestimmungsort abgehen und dort zollamtlich behandelt werden wird.
    Lergetbohrer sollte in den nächsten Tagen Gelegenheit finden, neue Studien im Verkehr mit dem Publikum zu machen,
zumal von Seite der Zollbehörde erneut eingeschärft wurde, dem Seidenschmuggel energisch zu steuern, welcher
gewerbsmäßig von Wiener Firmen betrieben zu werden schien. Wie besessen wehrten sich namentlich Damen gegen die
Zumutung, die Reisekoffer auf Seide durchsuchen zu lassen; allein es nützte alle Weigerung nichts, und die Reisenden
hatten alle Ursache, der Kulanz der österreichischen Zöllner zu danken, welche sich mit der einfachen Versteuerung
ohne Strafzusatz begnügte.
    An einem Tage gab die Revision zum Schnellzug so viel Arbeit, daß das Personal erleichtert aufatmete, als der Eilzug
abdampfte. Einige Stunden blieben dann dienstfrei, bis die Abendzüge wieder Arbeit brachten. Den Schluß bildet der
gegen elf Uhr nachts in Buchs eintreffende Personenzug mit Anschluß nach Innsbruck-Wien, ein »Kriecher« im
Vergleich zu den Expreßzügen, der denn auch höchst selten, nahezu niemals von vornehmen oder pressanten
Reisenden benutzt wird. Das wissen die Zöllner wie die Eisenbahner; auch Lergetbohrer erfuhr das, bevor noch der
»Bummelzug« in den Bahnhof polterte. Indes, Dienst bleibt Dienst, und so trat denn Anton an, und bald darauf fand
sich der Zollassistent Ribler an der Barriere ein, an welche eine verblüffend große Anzahl Reisekoffer schwersten
Kalibers von den Trägern geschleppt wurde. Anton zählte nicht weniger denn dreizehn Kolli und frug den Assistenten,
ob irgendwelches Aviso eingelaufen sei.
    »Ich weiß gar nichts!« erwiderte Ribler, ein schmächtiger, junger Mann mit klugen Augen, und begab
sich zu dem älteren Herrn und einer distinguierten, gleichfalls bejahrten Dame, die beide diese Koffer
überzählten. Die Rechte an das Dienstkäppi legend, grüßte der Assistent höflich und frug:
»Haben die Herrschaften etwas Zollpflichtiges in diesen Koffern?«
    Barsch erwiderte der Herr: »Unsinn! Wir führen nur getragene Kleider mit!«
    »Ich bitte um Öffnung!« sagte Ribler und bezeichnete zwei Koffer, welche

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