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Der Finanzer

Titel: Der Finanzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Achleitner
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Zugleine gezogen, worauf die Dampfpfeife gellend ertönt. Es folgt die Probe der
Vakuumbremse; der Eisenbahnbeamte vom Dienst überprüft die Ausfahrtswechsel, das Zugschlußsignal und
überreicht dem Zugführer den Fahrbericht. Drinnen in der Halle ist zum größten Teile die Revision
beendet, die Reisenden stürmen heran und nehmen die Plätze wieder ein. Ein Hasten und Jagen, Lärmen, wie es
bei Schnellzügen nun mal üblich und nicht zu vermeiden ist.
    Das erste Zeichen zur Abfahrt ist gegeben, der Portier mahnt die Nachzügler zum Einsteigen. Lergetbohrer hat sich vor
dem österreichischen Bahnpostwagen aufgestellt, und kaum ist der Postbeamte seiner ansichtig geworden, beginnt er, der
bisher gemächlich vom Fenster aus das Getriebe betrachtet hatte, mit großer Hast Briefe zu sortieren, und
gebärdete sich, als sei er enorm mit dringender Arbeit überlastet.
    Dies ist Anton nicht entgangen; mit einer gewissen Sehnsucht erwartet er den Assistenten und den Befehl zur Durchsuchung.
Schon taucht der schweizerische Bahninspektor auf, der als gewissermaßen Hausherr der Abfahrt des österreichischen
Zuges beizuwohnen pflegt, und sein Erscheinen ist immer das Signal, daß zur Abfahrt nur noch wenige Minuten fehlen.
    Anton ist's, als stehe er auf glühendem Eisen, er brennt vor Ungeduld. Endlich springt der Zollassistent Ribler
herbei und fragt Lergetbohrer, ob alles revidiert sei im Zuge.
    »Der Bahnpostwagen ist noch nicht revidiert!«
    »Also flink hinein!«
    Mit einem Satz schwingt sich Anton in den Wagen und richtet an den wie toll mit den Briefen herumwerfenden Postbeamten die
scharfklingende Frage: »Haben Sie Zigarren mit?«
    Nervös antwortet der Postbeamte: »Nein! Was glauben Sie denn? Sie sehen, daß ich vollauf beschäftigt
bin! Ich habe keine Zeit zum Schwärzen!«
    An der offenen Türe erscheint der ungeduldige Assistent und ruft herein: »Sind Sie fertig,
Lergetbohrer?«
    »Nein, Herr Assistent! Ich will eben die Untersuchung des Wagens vornehmen!«
    »Dann rasch vorwärts! Wir haben nur noch eine Minute!«
    Flink und gewandt durchsucht Anton den Wagen, fordert die Öffnung aller Behältnisse und guckt hinein. Die
Postbeutel werden in die Höhe gehoben, nichts liegt unter denselben. Alles, selbst die Toilette wird besichtigt. Nichts
zu finden.
    Assistent Ribler drängt auf Abfertigung. Anton wird nun auch erregt, weiß er doch bestimmt, daß der Wagen
Konterbande birgt. Wo aber ist diese verborgen?
    Draußen rufen die Kondukteure das »Fertig!« Der Abfertigungsbeamte läuft zum Zollassistenten und
fragt: »Ist Zollamt fertig? Ich muß abfahren lassen!«
    Der Assistent schreit in den Wagen: »Zum Teufel, Lergetbohrer, machen Sie, daß Sie 'rauskommen! Der Zug
fährt ab!«
    Jetzt schien der Posterer sich sicher zu fühlen; frech äußerte er: »Was wollen S' denn
noch?«
    Wütend rief nun Anton: »Geben Sie die Zigarren heraus! Gutwillig!«
    »Ich habe keine Zigarren!«
    »Heraus damit! Sie haben die Zigarren gestern abend halb neun Uhr selbst in den Wagen getragen!«
    »Ich?« stotterte bestürzt werdend der Postbeamte.
    Unterdessen war auch der schweizerische Inspektor zum Postwagen gekommen und rief ungehalten: »Was hent Ihr? Ab das
Zügle!«
    Und auch der Zollassistent forderte Schluß der Revision.
    Lergetbohrer schwitzte vor Aufregung, trat an die Tür und meldete: »Herr Assistent! Bitte, lassen Sie diesen
Postwagen abkuppeln und den Mann da verhaften!«
    »Haben Sie Konterbande gefunden?«
    »Noch nicht! Aber der Wagen hat Konterbande, ich weiß es bestimmt!«
    »Sind Sie toll? Ich kann die Verspätung des Zuges und die Zurückhaltung der Post nicht
verantworten!«
    »Dann übernehme ich alle und jede Verantwortung bei Gefahr der Dienstentlassung!«
    »Zum Kuckuck! Was wissen Sie, Lergetbohrer?«
    Mit fliegendem Atem meldete Anton seine gestrige Beobachtung, und nun wendete sich das Blatt. Kategorisch und so laut,
daß es auch der Fahrpostbeamte hören mußte, forderte der Zollassistent vom Jourbeamten sofortige Abkuppelung
des Postwagens.
    Alles schrie vor Überraschung.
    Scharf befahl Ribler kraft seines Amtes: »Der Bahnpostwagen bleibt hier, wird plombiert. Polizei her, der
Fahrpostbeamte wird verhaftet!«
    »Abkuppeln!« schrien der schweizerische Inspektor sowie der österreichische Jourbeamte, und behende
sprangen Arbeiter heran, diese Arbeit flink zu verrichten. Bleich bis in die Lippen stand der Ambulanzer, den Lergetbohrer
zum letztenmal aufforderte, die

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