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Der Finanzer

Titel: Der Finanzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Achleitner
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vom Dienstwagen an beginnen. Bei solch obwaltenden
Verhältnissen lag es nahe, das Verhalten des Maschinenpersonals zu überwachen. Doch so oft und scharf Lergetbohrer
in harmlosester Weise die Leute auf den Lokomotiven beobachtete, es fand sich nicht der leiseste Anlaß zu einem
Verdacht, oder die Maschinisten und Heizer fühlen sich sicher. Daß etwaige Konterbande nur im Tender, und zwar
unter den Kohlen versteckt sein könne, davon war Anton überzeugt. Er meldete sich beim Kommissär und bat um
Order, speziell und mit Legitimation in Zivil Stichproben vornehmen zu dürfen.
    Der Kommissär schien aber eher geneigt, jeden Tender eine Zeitlang durchsuchen zu lassen.
    Anton gab zu bedenken, daß schon die Untersuchung der Kohlen au einem Tage genügen werde, die etwaigen
Schmuggler für immer zu warnen, und dann werde eben nichts abgefaßt, soferne die ersten Untersuchungen kein
Ergebnis haben sollen.
    »Was ist dann Ihr Plan?« frug der Kommissär. »Ich möchte mit Ihrer Erlaubnis und mit
Genehmigung der Bahnverwaltung des öfteren in Zivil in Postzügen mitfahren und beobachten. Vielleicht ergibt sich
in Feldkirch ein Resultat!«
    »Der Plan gefallt mir!« sagte der Kommissär und erwirkte für den findigen Oberaufseher einen
Freifahrtschein zu Dienstreisen. Wenige Tage später vollführte Anton seinen Plan mit kecker Zuversicht. Er verlegte
sich zunächst auf das Spähen während der Zugsaufenthalte und überwachte das Personal in Feldkirch, wo die
Maschinisten und Maschinen wechseln, da die direkten Wagen Zürich-Buchs-Wien in Feldkirch auf den von Bregenz gekommenen
Schnellzug geschoben werden.
    So war Lergetbohrer eines Tages mit dem Vormittagspersonenzug nach Feldkirch gefahren, und sofort nach Verlassen des
Wagens schlenderte der Finanzer in Zivil dem Heizhause zu, wohin die Maschine nach erfolgter Abkuppelung fuhr. Unbemerkt
schlich er näher und hielt sich versteckt. Es ist auffallend, daß trotz Außerdienststellung der Lokomotive
der Führer wie der Heizer sich so viel zu schaffen machen. Die Maschine faßt ersichtlich keine Kohlen, und dennoch
dringt ein Geräusch zu Anton herüber, wie wenn Kohlen geschaufelt würden.
    Ohne Assistenz kann der Finanzer nicht dienstlich vorgehen; zudem erschwert seine Zivilkleidung ein Anhalten der
verdächtigen Personen. Wo aber schnell einen Kollegen finden?
    Auf die Gefahr hin, daß den Schmugglern das Werk gelingt, verläßt Lergetbohrer sein Versteck und
läuft quer über die Schienen dem Bahnhofe zu. Bedienstete wollen den Zivilisten wegen verbotenen
Überschreitens der Geleise anhalten; sie springen dem vermeintlich frechen Frevler nach. Der Lärm lockt
Stationsbeamte aus den Kanzleien; Anton wird aufgehalten und ruft erregt: »Ich bin im Dienst! Bitte mich nicht
aufzuhalten! Es ist Gefahr im Verzug!«
    Man holt den Stationsvorstand, der auf Legitimation besteht. Ein Finanzer in Zivil und doch im Dienst, solches Novum ist
dem Eisenbahner fremd; doch die Legitimation scheint unanfechtbar zu sein.
    Lergetbohrer drängt, er muß Assistenz holen, es gilt höchste Eile. Unbemerkt hatte sich der Gruppe ein
Herr in Zivilkleidung genähert, der sich für den Fall zu interessieren schien. Kaum hörte er, daß
Lergetbohrer Finanzwachoberaufseher und im Dienst sei, Assistenz brauche und auf sofortiger Freilassung bestehe, da stellte
sich der Herr dem Stationsvorstand als Finanzwache-Bezirksleiter aus Feldkirch vor und bat zugleich, den Sistierten sofort
freizugeben. Dies geschah nun augenblicklich. Lergetbohrer mußte mit dem Herrn zur Seite treten und rapportieren.
    Wenige Minuten später näherten sich beide dem Heizhause, aus welchem der Heizer eben trat mit einem Ballen auf
dem Rücken. Ahnungslos wollte er an den Zivilisten vorbeigehen. Doch der Bezirksleiter stellte den Mann und
erklärte ihn für verhaftet.
    Nach kurzem Wortwechsel wollte der Heizer den Sack abwerfen und flüchten, doch Lergetbohrer griff rechtzeitig ein.
Der Fang ist doch noch, allerdings durch den Glücksfall der Anwesenheit eines Vorgesetzten, gelungen. Der Heizer gestand
auf Vorhalt, daß der Ballen Konterbande enthalte, und bat flehentlich um Schonung seiner Existenz. Um die Folgen eines
Schmuggels haben sich die Finanzer aber nicht zu kümmern; der Mann mußte den Ballen wieder auf die Schulter nehmen
und zur Finanzwachkaserne tragen, wo sich ergab, daß die Konterbande aus kostbaren Seidenstoffen besteht. Nun nahm der
Dienst seinen vorgeschriebenen Lauf.

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