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Der Finanzer

Titel: Der Finanzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Achleitner
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nur
einer winzigen Handtasche würde eine Revision bedingen.
    Anton blieb auch an dienstfreien Tagen im Bahnhofe und hatte in der zweiten Beobachtungswoche herausgefunden, daß
die drei erster Klasse-Reisenden auf der Hinfahrt in die Schweiz bedeutend agiler den österreichischen Zug in Buchs
verlassen und den Schweizer Train besteigen, als umgekehrt auf der Rückfahrt von der Schweiz. Völlig steif
entstiegen die Herrschaften dem Schweizer Train, gingen schwerfällig durch die Revisionshalle und kletterten auffallend
steif, gespreizt in das Coupé erster Klasse des Zuges nach Feldkirch. Kaum war der österreichische Zug
abgefahren, eilte Lergetbohrer hinaus zum schweizerischen Waggon und begann die Polster und namentlich die Ritzen
sorgfältig zu untersuchen. Richtig befanden sich wieder vereinzelte, offenbar verlorene Kaffeebohnen in den Fugen. Nun
verdichtete sich die Mutmaßung zur Überzeugung, der Verdacht ward zur Gewißheit.
    Anton behielt seine interessante Entdeckung für sich und wartete auf das nächste Erscheinen der distinguierten
Ausflügler. Unbeanstandet konnte die Gesellschaft in die Schweiz fahren. Die Zwischenzeit benutzte Lergetbohrer zu einem
Rapport an den Kommissär, und nun wurde die Buchser Revisionsfrau zum Abendzug bestellt. Der Kommissär fand sich
persönlich, doch in Zivil, ein, um das Aussteigen der verdächtigen Reisenden zu beobachten. Und Lergetbohrer hatte
Auftrag, die Gesellschaft anzuhalten und in das österreichische Zollbureau zu verbringen. Der Abendzug von St.
Margarethen lief in Buchs ein. Schwerfällig entstieg der Herr dem Coupé erster Klasse und half den
merkwürdig korpulenten Damen beim Aussteigen. Steif begaben sich die drei Reisenden, auch diesmal ohne Handgepäck,
nur mit Schirmen versehen, zum Halleneingang.
    Der Kommissär hatte genug gesehen, drehte sich in der Richtung zum Eingang in die Revisionshalle und nickte
Lergetbohrer zu, der sich dort in Uniform aufgestellt hatte und nun die Herrschaften höflich, doch bestimmt ersuchte,
sich gefälligst ins Zollbureau zu begeben.
    Die Damen vermochten Schreckensrufe nicht zu unterdrücken, der Herr aber protestierte entrüstet gegen jegliche
Beanstandung, zu welcher nicht der geringste Anlaß vorliege, und forderte Rücksicht auf Passagiere erster
Klasse.
    Ob solchen Verlangens mußte Lergetbohrer schmunzeln, bestand aber auf der Sistierung, die natürlich
großes Aufsehen erregte. Die Reisenden leugneten, auch nur die geringste Konterbande mit sich zu führen. Doch es
nützte alle Weigerung und halfen alle Proteste nichts. Die Damen wurden in ein Seperatgelaß geführt und von
der beeideten Revisionsfrau durchsucht. Das Ergebnis war überraschend, selbst für den Kommissär und
Lergetbohrer. Die Unterröcke der Damen, von der Frau herausgebracht, hatten zahlreiche Rundfalten auf etwa zwei
Zentimeter Entfernung voneinander, ringsherum sorgfältig abgenäht, und jede Falte war mit Kaffeebohnen
angefüllt und durch Knöpfchen verschlossen. Der Herr trug, wie dessen Durchsuchung ergab, einen langflügeligen
Rock, innen voll gesteppter Falten, gefüllt mit Kaffeebohnen im Gesamtgewicht von – achtzehn Kilogramm. Die Damen
hatten jede fünfzehn Kilogramm Kaffee bei sich. Daher der steife Gang. Auf jeder Fahrt von der Schweiz nach
Österreich hatten die Herrschaften bisher rund vierundzwanzig Gulden Zoll »erspart«. Diesmal freilich kam
infolge der verhängten sechsfachen Steuer der Kaffee etwas teuer. Mit dieser ingeniösen Kaffeeschwärzung war
es aber für immer aus und vorbei. Die ertappte Gesellschaft wurde verhaftet, doch gestattete der Kommissär,
daß sie um Geld telegraphieren durfte. Sie wurde erst nach Erlag aller Gebühren und des Strafbetrages in Freiheit
gesetzt. Die Untersuchung wegen frevelhaften Schleichhandels wurde nach Feststellung der Namen usw. sofort eingeleitet. Die
Behörde gab die »Kaffeereisenden« sodann frei, und schlank, mit einer »angenehmen« Erinnerung
reisten die Herrschaften in die nahe Heimat zurück.
    Der Kommissär sagte zu Lergetbohrer: »Sie sind eine Perle für unsern Dienst!«
    Noch einmal sollten die Zöllner in Buchs in Aufregung versetzt werden; es kam von Wien die amtliche Nachricht,
daß die inhibierten dreizehn Kolli nicht reklamiert, daher als Schleichgut konfisziert worden seien. Dem Assistenten
Ribler wurde amtlich eröffnet, daß er völlig korrekt im Dienst vorgegangen sei, auch für den Fall,
daß bei Verweigerung der Namensnennung

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