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Der Findling

Der Findling

Titel: Der Findling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Reisen. Bob lauschte seinen Worten mit Entzücken, Findling immer nachsinnend. – Der Knabe machte wirklich den Eindruck, als ob er gleich zwanzig Jahre alt geboren wäre und jetzt im dreißigsten Jahre stände.
    Hierauf führte Grip seine beiden Freunde nach der Mitte der Stadt, in die Gegend der Liffey. Hier erhob sich das reiche Quartier Dublins, das umsomehr von den andern absticht, als es an einem vermittelnden Uebergang von den Hütten zu den Palästen gänzlich fehlt. Einen Mittelstand giebt es in der Hauptstadt Irlands nicht. Luxus und Armuth stoßen sich mit dem Ellbogen. Das reiche Stadtviertel erstreckt sich vom Flusse aus bis nach dem Stephens-Square, wo die vornehme Bürgerschaft wohnt, die sich zwar durch seine Sitten und Bildung auszeichnet, leider aber durch religiöse und politische Streitfragen in zwei Lager zerfällt.
    Eine der schönsten Straßen ist hier die Sackeville-Street. Hier hat auch das Centralcomité der Landliga seinen Sitz, der durch ein Schild mit goldnen Buchstaben gekennzeichnet ist.
    In der herrlichen Straße wimmelt es freilich auch von Armen, die überall herumsitzen und am Fuße der Denkmäler stehen. Findling fühlte sich recht sehr davon ergriffen. Was in dem Quartier Saint-Patrick vielleicht natürlich erschien, bildete in der schönen Sackeville-Street einen gar zu schreienden Contrast.
    Auffallend war hier auch die erstaunliche Menge von Kindern, die alle Zeitungen, wie die Gazette de Dublin, den Dublin Expreß, die National Preß, Freemann’s Journal, die hauptsächlichsten protestantischen und katholischen Blätter und noch manche andre zum Verkauf ausboten.
    »Seh’ einer, bemerkte Grip, die vielen kleinen Händler auf den Straßen, an den Bahnhöfen und den Quais!
    – Ja freilich, an ein solches Geschäft ist hier gar nicht zu denken, antwortete Findling. In Cork ging das ganz gut, hier dürfte es fehlschlagen.«
    In der That machte es die übermäßige Concurrenz sehr wahrscheinlich, daß der früh morgens gefüllte Karren Birks am Abend auch noch voll gewesen wäre. Auf dem weiteren Spaziergange entdeckten sie nun noch andre schöne Straßen mit prächtigen Gebäuden, so die Post-Office, deren Mittelporticus auf einer Reihe jonischer Säulen ruht. Findling dachte beim Anblick derselben an die unendliche Menge von Briefen, die hier zusammenströmen oder von hier ausgehen.
    »Dieses Haus hat man auch für Deinen Gebrauch gebaut, mein Boy, sagte Grip, denn hier werden Deine Briefe eingehen mit der Adresse: »Master Findling, Kaufmann in Dublin.«
     

    Sie musterten aufmerksam alle Schiffe. (S. 340.)
     
    Der Knabe konnte nicht umhin, über den Enthusiasmus seines alten Gefährten aus der
Ragged-School
zu lachen. Fernerhin kamen die drei Freunde nach dem Gebäude der vier unter einem Dache vereinigten Gerichtshöfe, mit seiner dreiundsechzig Toisen langen Front und der von zwölf Fenstern unterbrochnen Kuppel, die heute dann und wann von einem Sonnenstrahl erglänzte.
    »Ich hoffe, ließ Grip sich vernehmen, daß Du mit dem großen Hause da niemals etwas zu thun hast!
    – Und warum nicht?…
     

    Sackeville-Street in Dublin. (S. 343.)
     
    – Weil das auch ein Heizraum ist, wie der auf dem »Vulcan«, nur daß man hier keine Steinkohlen verbrennt, sondern Verklagte langsam schmoren läßt, wobei Solicitors, Attorneys, Proctors und andre Händler mit Gesetzen einheizen… einheizen….
    – Man kann kein Geschäft machen, ohne einmal in einen Proceß zu gerathen, Grip.
    – Jedenfalls bemühe Dich, deren so wenig wie möglich zu haben. Es kostet einem viel Geld, wenn man sie gewinnt, und ruiniert einen, wenn man sie verliert!«
    Es klang, als wenn Grip aus Erfahrung spräche. Wie wechselte er aber den Ton, als alle drei ein rundes Gebäude bewunderten, das durchweg einen dorischen Styl zeigte.
    »Die Bank von Irland! rief er grüßend. Da hinein, mein Boy, solltest Du einmal recht häufig zu gehen haben. Da drinnen stehen Geldschränke so groß wie Häuser! Möchtest Du nicht in einem solchen wohnen, Bob?
    – Sind die aus Gold?
    – Nein, doch was darin steckt, ist Gold…. Ich hoffe bestimmt, daß Findling hier einmal seine Gelder anlegen wird!«
    Grip übertrieb wie immer, wenn er auch nur seiner festen Ueberzeugung Ausdruck gab. Findling hörte ihm nur halb zu, während er das geräumige Gebäude betrachtete, worin nach Grips Aussage ein Hause von Millionen auf dem andern liegen sollte.
    Weiterhin führte der Weg wiederholt aus den Straßen des Elends in die

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