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Der Findling

Der Findling

Titel: Der Findling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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gelebt hatte und hier voraussichtlich ihr Leben beschloß, wenn sie der Verwalter Scarlett nicht fortjagte – was er übrigens schon versucht hatte, da sie ihm etwas verhaßt war.
     

    Wie er sich an das Wagenverdeck klammerte. (S. 242.)
     
    Ein Vetter des Marquis, Sir Edward Kinney, offenbar ein sehr geistreicher Herr, behauptete, daß die Kat schon zur Zeit Wilhelms des Eroberers am Waschzuber gestanden habe. Die Frau ließ sich jedoch durch nichts beirren. Sie besaß ein vortreffliches Herz, und Findling schätzte sich glücklich, bei ihr Trost für manches Ungemach zu finden.
     

    Er begab sich zu dem Perronbuchhändler. (S. 245.)
     
    Ost plauderten beide, wenn der Graf Ashton einmal allein vom Hause weg war. Und wenn der Groom von dem Verwalter oder einem andern Diener angelassen worden war, dann ermahnte die Kat den Knaben:
    »Nur Geduld, mein Sohn! Kümmere Dich nicht um ihre Redereien. Der beste unter ihnen ist nicht gar viel werth, ich wüßte wenigstens keinen, der das Portefeuille zurückgegeben hätte!«
    Vielleicht hatte die Wäscherin damit Recht, denn die gewissenlosen Leute erklärten Findling wegen seiner Ehrlichkeit nur für einen Einfaltspinsel.
    Der Groom war dem Grafen Ashton also gewissermaßen als Spielzeug geschenkt worden, und wie ein launenhaftes, eigenwilliges Kind amüsierte sich der junge Graf auch mit ihm. Meist ertheilte er ihm ganz sinnlose Befehle und widerrief diese dann ohne Grund. Zehnmal in der Stunde klingelte er ihn herbei, um das oder jenes in Ordnung oder in Unordnung zu bringen. Er hieß ihn die große oder die kleine Livrée anlegen, mit hunderten von Knöpfen, wie die Knospen an einem Rosenstock im Frühsommer. Ihn so zwanzig Schritte hinter sich her marschieren zu lassen, wobei die Hände auf der Naht der Beinkleider liegen mußten, und nicht nur in den Straßen der Ortschaft, sondern auch in den Alleen des Parks, das war für den eitlen Grafen das allergrößte Vergnügen. Findling unterwarf sich allen Launen, er gehorchte, wie eine Maschine ihrem Führer. Man hätte ihn nur sehen sollen, wie er mit fest gekreuzten Armen vor dem Pferde seines Herrn wartete, bis dieser in den Sattel stieg, oder wie er hinter dem in tollem Galopp hinsausenden Cabriolet sich an das zusammengeschlagene Wagenverdeck klammerte, wenn sein Herr damit über Stock und Stein jagte, oder gelegentlich einen Menschen umriß, wofür das Gefährt des Grafen Ashton in Kanturk schon bekannt war.
    Abgesehen davon, daß er sich allen Thor-und Tollheiten seines Herrn zu fügen hatte, war Findling nicht eigentlich unglücklich. Das ging voraussichtlich so lange, wie jenem das neue Spielzeug gefiel. Bei dem unberechenbaren jungen Gentleman war freilich jede Ueberraschung möglich. Kinder bekommen ihr Spielzeug schließlich zum Ueberdruß und werfen es weg, wenn sie’s nicht gar zerbrechen. Findling war freilich fest entschlossen, dergleichen von sich abzuwenden.
    Seine Stellung im Trelingarcastle betrachtete er nur als Nothnagel und lebte der Hoffnung, daß sich ihm schon noch eine bessere bieten werde. Sein kindlicher Ehrgeiz strebte höher hinauf, als nach den Obliegenheiten eines Grooms. Die Verneinung seines eignen Ich gegenüber diesem Erben der Piborne’s, dem er sich überlegen fühlte, erniedrigte ihn. Ja… überlegen, obwohl der Graf Ashton noch immer Unterricht in Latein, Geschichte u. s. w. genoß und seine Lehrer sich redlich bemühten, ihm wenigstens einige Kenntnisse einzutrichtern. Sein Latein blieb aber doch Hundelatein« (die englische Bezeichnung für unser »Küchenlatein«) und seine Geschichtskunde beschränkte sich auf das, was er im »goldenen Buche« der Pferdegeschlechter gelesen hatte.
    Kannte Findling nun auch diese schönen Dinge nicht, so verstand er es doch mit zehn Jahren, zu denken, zu überlegen. Er schätzte jenen Sohn der Familie nach seinem richtigen Werthe und erröthete manchmal über die Dienste, die er ihm leisten mußte. Wie bedauernd erinnerte er sich dann der stärkenden, heilsamen Beschäftigung auf der Farm, seines Lebens inmitten der Mac Carthy’s, von denen er noch immer keine Kunde erhalten hatte. Die Wäscherin im Schlosse war und blieb das einzige Wesen, dem er sich anschließen konnte.
    Uebrigens bot sich bald Gelegenheit, die Freundschaft der guten Frau zu erproben.
    Hier sei noch angeführt, daß der Proceß mit dem Kirchspiele von Kanturk zu Gunsten der Familie Piborne ausgefallen war, doch nur, weil diese die von Findling abgelieferten Documente

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