Der fingerkleine Kobold
gar nichts. Und es kommen immer solche komischen Wörter
vor. Und sicher findet Dieter die Geschichte eigentlich auch langweilig. Und
Simone auch."
„Na?", fragte Frau Becker die beiden.
„Ja", sagte Simone, „eigentlich ja."
„Hm", :sagte Dieter, „das ist schon nicht ganz falsch,
was der Christoph gesagt hat; Obwohl — es passiert schon was — das mit dem
Ofenmauern, nicht? Und einen Preis kriegt er auch, dieser Mann, aber sonst, na
ja."
„Ach was", rief Christoph, obwohl er sich nicht
gemeldet hatte und nicht aufgerufen war. „Man kann sich nichts vorstellen, man
sieht bloß lauter lange, komische Sätze. Das ist doch gar keine richtige
Geschichte!"
„Christoph", sagte Frau Becker streng, „wir rufen nicht
in die Klasse. Und jetzt Schluss mit dem Gerede, wir lesen das Lesestück noch
einmal, übrigens, Simone und Dieter, warum habt ihr eigentlich zuerst gesagt, es
habe euch gefallen, und nun meint ihr das Gegenteil? Simone!"
„Die Geschichte fand ich ja gleich langweilig", sagte
Simone verlegen, „aber ich dachte, so was darf man doch nicht sagen. Und
traurig machen wollt ich Sie ja auch nicht. Und ich hätte das auch nicht so
richtig sagen können, so wie der Christoph, warum ich’s nicht gerade fetzig fand,
wissen Sie.“
„Hm", machte Frau Becker nachdenklich. „Und du,
Dieter?"
„Na ja", sagte Dieter, „ich dachte, lehrreich und so,
das stimmt ja immer, und das wollen Sie doch auch immer hören.“
„Aber das ist doch Unsinn!“, rief Frau Becker erschrocken.
Plötzlich sah sie auf die Uhr und rief: „Kinder, Kinder, wir reden hier und
reden und schaffen unseren Plan nicht!“
Sie lasen die Geschichte noch einmal und sprachen noch ein
wenig darüber, aber es klingelte gleich zur Pause.
„Frau Becker ist mir nun bestimmt böse“, sagte Christoph auf
dem Heimweg zu Strups. Der Kobold lief neben Christoph her, sie waren gleich
groß.
„Vielleicht", sagte Strups, „aber das macht nichts.
Heute bist du tatsächlich einen Zentimeter gewachsen. Denn ich musste mich eben
genau auf einhundertundzweiunddreißig und einen halben Zentimeter groß
machen."
„Ja?", rief Christoph erfreut, „das muss ich zu Hause
gleich nachmessen!"
ALS NEUNTES: EINE AUSSERGEWÖHNLICHE MUSIKSTUNDE
Montags ging Christoph nie gern zur Schule. Das hatte nur
wenig damit zu tun, dass er den Sonntag lieber mochte als die Schultage. Es lag
vielmehr daran, dass sie am Montag in der ersten Stunde Musik hatten. Christoph
hatte Musik gern, er konnte gut singen, er konnte sogar Blockflöte spielen.
Aber er mochte die Musikstunde nicht.
In der Musikstunde war es meistens sehr laut. Alle sangen,
schwatzten, riefen, lachten, kreischten, wann sie wollten und so laut sie
wollten. Herr Wagner, der Musiklehrer, war ein freundlicher junger Mann, den
Christoph gut leiden konnte. Manchmal schimpfte er sehr laut, und die Kinder
waren etwas leiser. Dann wurde er gleich wieder freundlich und sagte: „Kinder,
die Musik ist etwas so Schönes, da darf man gar nicht schimpfen!"
Und was er weiterhin sagte, war nicht mehr zu verstehen,
denn wieder schwatzten alle fröhlich durcheinander.
Wenn ihnen ein Lied gefiel, sangen sie laut und meistens
richtig, gleich lobte Herr Wagner sie so sehr, dass sie übermütig über Tische
und Bänke sprangen und nicht mehr auf seine Worte hörten. Gefiel ihnen ein Lied
nicht, sangen manche ein anderes dazwischen, sodass Herr Wagner sich
erschrocken die Ohren zuhielt und rief: „Aber da singt doch jemand falsch, hört
ihr das denn gar nicht?" Oder er schimpfte ein bisschen, drohte ihnen mit
Einträgen in die Tagebücher oder ins Klassenbuch. Doch sie glaubten ihm nicht,
sie wussten, dass er am Ende der Stunde zu den schlimmsten Schreihälsen sagen
würde: „Also, meine Guten, das war gar nicht schön heute; wenn das noch einmal
vorkommt, gibt es ganz bestimmt einen Tadel!“
„Ja, Herr Wagner." Die Angesprochenen nickten und
grinsten dabei.
Nein, am Montag ging Christoph nicht gern zur Schule. Er
mochte Lärm nun einmal nicht leiden.
Und darum sagte er an einem Montagmorgen Ende Mai zu Kobold
Strups: „Wenn nur die erste Stunde schon vorbei wäre!''
Strups war heute gleich aus seinem Kästchen geschlüpft und
gewachsen. Er lächelte geheimnisvoll, während er neben Christoph über den
Schulhof ging. Er sagte: „Wart' nur ab, Christoph!“
In der Klasse ging es schon lustig zu. Die Kinder spielten
Versteck mit Anschlagen; an der Tafel wurde angeschlagen, unter den Bänken
versteckt, in
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