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Der Flatbootmann

Titel: Der Flatbootmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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irgendein Stück Wild in der Nase stak. Der Hund war ganz vortrefflich auf der Jagd, besonders auf einer Fährte, und zeigte etwas Derartiges nicht umsonst an. Jack blickte auch aufmerksam ringsumher, besonders gegen den schwachen Luftzug an, ob er dort in der Gegend irgend etwas Lebendiges erkennen könne; es war aber nichts zu sehen, selbst nicht einmal ein Alligator, von denen es doch Massen in diesen Sümpfen geben sollte. Nur etwa zwei- oder dreihundert Schritt entfernt, bemerkte er auf dem Wasser an mehreren Stellen einen hohen kegelförmigen Gegenstand von fast rosenroter Farbe, aus dem er nicht recht klug werden konnte. Waren es die Blätter irgendeiner Wasserpflanze, die da so wunderlich breit emporstanden? Wieder sah er sich dabei nach Alligatoren um, konnte aber keinen einzigen erkennen, als es plötzlich einen lauten Schlag aufs Wasser tat. Jack fuhr rasch danach um, und der Dackel, der die Augen gerade auf jene Stelle geheftet, bellte laut. Fast in demselben Augenblick sprang aber auch der junge Bootsmann von seinem Lager auf, denn wie mit einem Zauberschlag wimmelte der ganze Sumpf von Alligatoren. Die rosenroten Kegel, die er für Blätter gehalten, kamen klappend aufs Wasser nieder, und Hunderte von dunklen schmalen Stellen, von denen er am Anfang geglaubt, daß es aufragendes Erdreich oder faules angebranntes Holz sei, gewannen plötzlich Leben und Bewegung und glitten geräuschlos, aber rasch vorbei.
    Dem Dackel war diese Veränderung auf dem Wasser aber ebenfalls nicht entgangen. Kaum sah er, wie sich darin alles regte und bewegte, als er laut kläffend dagegen anschlug, und Jack konnte im Augenblick bemerken, daß die braunen langen Ungetüme dem Bellen des Hundes sehr viel Aufmerksamkeit schenkten.
    »Da kommt ihr mir gerade recht, meine braven Burschen«, lachte er leise vor sich hin, indem er vorsichtig seine Büchse aufgriff und spannte, »und was für eine Gesellschaft! Wohin man sieht, kommen die Bestien ja angezogen, na wartet, euch will ich empfangen, daß euch die Jacke jucken soll!«
    Der Sumpf dehnte sich hier, wie schon gesagt, am Rand sämtlicher Felder hin, die sich in ihrer vollen Breite auf dem zunächst dem Strom liegenden Land befanden. Weiter hinein in den Wald schien sich das Wasser aber noch mehr auszudehnen, und um die Verbindung mit dem dahinterliegenden Land herzustellen, war ein flacher und ziemlich schmaler Damm hindurchgebaut. An diesem herunter kamen jetzt besonders drei oder vier alte, lange Burschen geschwommen, hielten aber, als sie den Hund nicht mehr hörten, und ruderten dann langsam querüber, einigen einzeln im Sumpf stehenden Zypressen zu. Andere kreuzten auch wieder von drüben herüber, und einer von ihnen stieg sogar auf den Damm hinauf und blieb dort in der Sonne, den Oberkörper auf dem Trockenen, den langen, gezahnten Schwanz noch im Wasser hängend, liegen.
    Ein paar dicht am Damm wachsende Büsche gestatteten Jack, sich hinter ihnen zu decken und vielleicht bis in bequeme Schußnähe an den Alligator heranzukommen. Soviel hatte er dabei im Norden von der Panzerhaut der Tiere gehört, durch die eine Kugel gar nicht schlagen könnte, daß er nahe genug zu kommen wünschte, um einen der Burschen mit der Kugel ins Auge zu treffen, und auf dreißig bis vierzig Schritt wußte er, daß er seines Ziels gewiß war. Leise winkte er deshalb dem Hund, hinter ihm zu bleiben. Der Dackel wußte auch recht gut, was das zu bedeuten hatte, und schlich dann rasch und vorsichtig der im Auge behaltenen Stelle zu.
    Der Alligator, soweit er ihn jetzt hinter den Büschen sehen konnte, blieb vollkommen ruhig liegen und schien die Gefahr, in der er sich befand, entweder nicht zu ahnen oder auch vielleicht nicht zu achten. Gar nicht weit vom Damm ab hatten andere gelegen, die jetzt, als sie den Mann darauf hingehen sahen, von ihm fortschwammen. Ein paar hatten ihn sogar auf kaum zwanzig Schritt herangelassen, und er hätte sie recht gut auf die von ihm abgedrehten Köpfe schießen können. Da er aber fürchtete, daß die Kugeln dort abprallen möchten, ließ er sie ruhig fort, um sein Glück an dem auf trockenem Land liegenden zu versuchen, und war auch an diesen schon in recht bequeme Schußnähe gekommen.
    So gespannt hielt er indessen seine ganze Aufmerksamkeit auf die erhoffte Beute, daß er auf gar nichts anderes um sich her geachtet hatte. Jetzt aber, wie er die Büchse hob, sein Ziel zu treffen, sah er in der Richtung über den Lauf hin sich etwas Helles bewegen und

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