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Der Fledermausmann

Der Fledermausmann

Titel: Der Fledermausmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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etwas Persönliches fragen, Toowoomba?« fragte Harry.
    »Ich denke doch«, sagte Toowoomba.
    »Wo glaubst du, wird Andrew hinkommen?«
    »Wie meinst du das?«
    »Glaubst du, daß seine Seele nach dort oben kommt oder eher nach unten verschwindet?«
    Toowoomba sah sehr ernst aus.
    »Ich bin ein einfacher Mann, Harry. Ich weiß über so etwas nicht besonders viel und auch nicht über Seelen. Aber ich weiß einiges über Andrew Kensington, und wenn es dort oben jemanden gibt und wenn sie dort gute Seelen wollen, dann gehört seine Seele dorthin.« Toowoombas Gesicht leuchtete auf. »Aber wenn es jemanden dort unten gibt, dann glaube ich, daß Andrew lieber dort wäre. Er haßte langweilige Orte.«
    Sie mußten beide lächeln.
    »Aber weil es eine persönliche Frage war, Harry, will ich dir eine persönliche Antwort geben. Ich glaube, daß meine und Andrews Vorfahren recht hatten. Sie hatten eine nüchterne Einstellung zum Tod. Zwar glaubte man in manchen Stämmen an ein Leben nach dem Tod. Einige glaubten auch daran, wiedergeboren zu werden, daß die Seele von Mensch zu Mensch wandert, und andere, daß die Seele als Geist umherwandeln konnte. Ein paar Stämme waren der Überzeugung, daß die Seelen der Verstorbenen als Sterne am Himmel zu sehen waren. Und so weiter. Aber alle glaubten daran, daß der Mensch früher oder später, nach diesen Stadien, ordentlich, endgültig und definitiv stirbt. Dann wurde man zu einem Häufchen Steine und verschwand. Irgendwie mag ich diesenGedanken. Diese Ewigkeitsperspektiven lassen einen so schnell müde werden, nicht wahr? Was meinst du?«
    »Ich meine, daß dir Andrew mehr hinterlassen hat als bloß den Smoking«, sagte Harry.
    Toowoomba lachte.
    »Ist das so leicht herauszuhören?« fragte er.
    »His master's voice,« entgegnete Harry. »Der Kerl hätte Pfarrer werden sollen.«
    Sie blieben vor einem verstaubten kleinen Auto stehen, das offensichtlich Toowoomba gehörte.
    »Hör mal, Toowoomba«, sagte Harry wie auf eine plötzliche Eingebung hin, »es kann sein, daß ich jemanden brauchen werde, der Andrew kannte. Die Art, wie er dachte. Warum er tat, was er tat.«
    Er richtete sich auf, und ihre Blicke begegneten sich.
    »Ich glaube, Andrew ist von jemandem getötet worden«, sagte Harry.
    »Bullshit!« sagte Toowoomba heftig. »Du glaubst es nicht, du weißt es. Alle, die Andrew kannten, wissen, daß er niemals freiwillig von einer Party verschwand. Und für ihn war das Leben die größte Party. Ich kenne niemanden, der das Leben so sehr liebte wie Andrew. Egal, was es mit ihm anstellte. Wenn es sein Stil gewesen wäre, auszuchecken – es hätte früher schon viele Gelegenheiten und Gründe dafür gegeben.«
    »Dann sind wir uns einig«, sagte Harry.
    »Du kannst mich fast immer unter dieser Nummer erreichen«, sagte Toowoomba und kritzelte etwas auf eine Streichholzschachtel. »Das ist eine Handynummer.«
    Während Toowoomba in seinem alten weißen Holden davonholperte, blieben Birgitta und Harry zurück. Toowoomba wollte nach Norden, und Harry hatte Birgitta vorgeschlagen, einen Kollegen von ihm zu suchen, der sie mit in die Stadt nehmen konnte. Aber die meisten schienen bereits gefahren zu sein. Da hielt ein alter, stattlicher Buick neben ihnen. Der Fahrer kurbelte die Scheibe herunter, und ein roter Kopf miteiner beeindruckenden Nase kam zum Vorschein. Sie ähnelte einer dieser Kartoffeln, die sich aus vielen kleineren Kartoffeln zusammensetzt und war, wenn das überhaupt noch möglich war, noch röter als der Rest des Kopfes und dabei von einem Netz feiner Adern überzogen.
    »Wollt ihr in die Stadt, Leute?« fragte die Nase und forderte sie auf, einzusteigen.
    »Meine Name ist Jim Conolly. Das ist meine Frau, Claudia«, sagte er, nachdem sie auf der breiten Rücksitzbank Platz genommen hatten. Ein winzig kleines, dunkles Gesicht drehte sich mit einem strahlenden Lächeln vom Beifahrersitz zu ihnen um. Sie sah indianisch aus und war so klein, daß ihr Kopf kaum über die Rücksitzlehne ragte.
    Jim schaute Harry und Birgitta über den Spiegel an. »Seid Ihr Freunde von Andrew? Kollegen?«
    Er steuerte den Schlitten vorsichtig über den Kiesweg, während Harry die Zusammenhänge erklärte.
    »Aha, ihr kommt also aus Norwegen und Schweden. Das ist weit weg, wirklich. Ja, ja, fast alle in diesem Land kommen irgendwie von einem weit entfernten Ort. Nimm Claudia zum Beispiel, sie stammt aus Venezuela, wo all die Miß Blablabla herkommen, ihr wißt schon. Wie viele Miß

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