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Der Fledermausmann

Der Fledermausmann

Titel: Der Fledermausmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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Morgen gefunden wurde. Wir haben, wie gesagt, keine Spuren von Sperma. Der Täter hat ihre Scheide wie ein Fischfilet aufgeschnitten, und das Meerwasser hat dieses Mädchen gründlich ausgewaschen. Deshalb gibt es auch keine Fingerabdrücke, aber wir haben den ungefähren Todeszeitpunkt« – McCormack nahm seine Brille ab und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht – »und uns fehlt ein Mörder. Und was zum Teufel wollen Sie jetzt machen, Mr. Holy?«
    Harry wollte etwas antworten, doch McCormack fuhr ihm ins Wort: »Doch, doch, ich weiß schon, was Sie sich vorgenommen haben: dabei zu sein, wenn wir diesen Bastard einlochen und der norwegischen Presse Bericht erstatten, wie ausgezeichnet die Zusammenarbeit funktioniert. Natürlich passen Sie auch darauf auf, daß niemandem in der Botschaft oder deren Umfeld zu nahe getreten wird, aber ansonsten gilt für Sie, ein wenig Urlaub zu machen und ein oder zwei Karten an Ihre reizende Polizeipräsidentin zu schicken. Wie geht es ihr übrigens?«
    »Gut, gut, soweit ich weiß !«
    »Eine tolle Frau. Sie hat Ihnen doch sicher auch erklärt, was hier von Ihnen erwartet wird.«
    »In Grundzügen. Ich soll an den Untersuchungen mit- wir . . .«
    »Wunderbar! Vergessen Sie das. Wir haben hier andere Regeln. Erstens: Von jetzt ab hören Sie auf mich, und nur auf mich. Zweitens: Sie beteiligen sich an nichts, um das ich Sie nicht vorher ausdrücklich gebeten habe. Und drittens: EinFehler und ich setze Sie ins erstbeste Flugzeug zurück nach Hause.«
    All das sagte McCormack mit einem Lächeln, doch die Botschaft war klar: Finger weg! Er war hier nur Zuschauer. Ebensogut hätte er Badehose und Fotoapparat einpacken können.
    »Soweit ich das verstanden habe, war Inger Holter irgendeine bekannte Persönlichkeit des norwegischen Fernsehens?«
    »Mehr oder weniger, Sir. Sie hat vor ein paar Jahren eine Jugendsendung moderiert. Bevor der Mord geschah, war man gerade dabei, sie zu vergessen.«
    »Ja, ich habe gehört, daß Ihre Zeitungen eine große Sache aus diesem Mordfall machen. Einige haben sogar ihre Reporter hergeschickt. Wir haben ihnen gegeben, was wir haben, aber das ist ja nicht allzuviel, und ich denke, daß sie es bald leid sein werden und die Heimreise antreten. Sie wissen nichts davon, daß Sie hier sind. Wir haben unsere eigenen Kindermädchen, die sich um so etwas kümmern, darüber brauchen Sie sich also keine Gedanken zu machen.«
    »Danke, Sir«, sagte Harry aus tiefster Seele. Der Gedanke, übereifrige norwegische Journalisten im Schlepptau zu haben, war alles andere als verlockend.
    »Okay, Holy, ich will Ihnen die Wahrheit sagen. Mein Vorgesetzter hat mir ganz klar zu verstehen gegeben, daß die Repräsentanten der Stadt Sydney sehr großes Interesse daran haben, daß diese Sache so schnell wie möglich aufgeklärt wird. Wie gewöhnlich dreht es sich dabei um Politik und Wirtschaft.«
    »Wirtschaft?«
    »Nun, wir rechnen damit, daß die Arbeitslosigkeit in Sydney in diesem Jahr auf über zehn Prozent ansteigen wird, die Stadt braucht jeden Dollar aus dem Fremdenverkehr. Im Jahr 2000 steht die Olympiade vor der Tür, und es kommen immer mehr Reisende aus Skandinavien. Da sind Morde, speziell unaufgeklärte Morde, eine schlechte Reklame. Deshalb tun wir,was wir können, wir haben ein Team von vier Ermittlern, die an der Sache arbeiten, und Priorität, was die Einrichtungen hier im Haus angeht – Datennetze, kriminaltechnisches Personal, Laboranten und so weiter.«
    McCormack zog einen Zettel hervor und warf mit gerunzelter Stirn einen langen Blick darauf.
    »Eigentlich sollten Sie Wadkins begleiten, aber da Sie explizit darum gebeten haben, mit Kensington zu arbeiten, sehe ich keinen Grund, Ihnen das abzuschlagen.«
    »Sir, soweit ich weiß, habe ich nicht . . .«
    »Kensington ist ein guter Mann. Nicht viele der Ureinwohner bringen es so weit wie er.«
    »Wirklich?«
    McCormack zuckte mit den Schultern.
    »Es ist eben so. Gut, Holy, wenn es etwas gibt, Sie wissen ja jetzt, wo Sie mich finden. Noch Fragen?«
    »Äh, nur eine kleine Formsache, Sir. Ich frage mich, ob Sir hier bei Ihnen die richtige Anrede für einen Vorgesetzten ist oder ob das vielleicht ein wenig zu . . .?«
    »Formell, steif ist? Ja, das ist es wohl. Aber mir gefällt's. Das erinnert mich daran, daß ich hier in diesem Laden wirklich der Chef bin.« McCormack brüllte vor Lachen und beschloß die Begegnung mit einem saftigen Händedruck.
     
    »Im Januar ist in Australien Hochsaison«,

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