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Der fliegende Brasilianer - Roman

Der fliegende Brasilianer - Roman

Titel: Der fliegende Brasilianer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edition Diá <Berlin>
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träumte von einer Luftverbindung zwischen Rio de Janeiro und Paris. Eines Morgens im Jahre 1902 stieg er in einem Ballon auf und explodierte über dem Boulevard de Vaugirard. Da fast täglich irgendjemand über der Stadt explodierte, kam dazu als Kommentar von den Parisern: Heute regnet es Brasilianer.
    Ganz oben  Ich weiß noch, dass ich ungefähr 12 000 Francs erhielt, erinnerte sich Aimé 20 Jahre später. Das war für die damalige Zeit ein kleines Vermögen, und ich kaufte mir davon eine Wohnung. Im Jahr darauf engagierte Petitsantôs Chapin und später dann Gasteau und Dazon. Chapin war sein Liebling, und sein Verhältnis zu mir war nach dem Unglück in Monaco sehr abgekühlt. Ich glaube, er gab mir die Schuld an dem Unfall. Aber er behandelte mich freundlich, er war glücklich, von Verehrerinnen umringt und immer in Gesellschaft von Mademoiselle Aída. Nur Chapin wollte sich manchmal nicht damit abfinden, dass all diese schönen Frauen nicht erhört wurden.
    Im Zeichen von Feydeau  Ein Tilbury zuckelt in einem Pariser Vorort durch eine Straße mit fast gleich aussehenden Häusern. Er bleibt vor einem Haus stehen, und heraus steigt Chapin, wie Petitsantôs gekleidet. Anschließend hilft er einer schönen Frau beim Aussteigen.
    Komisch, ich hätte schwören können, dass Sie kleiner sind.
    Sind Sie sicher, dass Ihr Mann nicht zu Hause ist?
    Er ist als Handlungsreisender geschäftlich in Dover.
    Das trifft sich vorzüglich …
    Ich habe mir schon immer so sehr gewünscht, Sie kennenzulernen.
    Sie schließt die Tür auf und betritt das Haus. Chapin bezahlt den Kutscher und folgt der Frau, die die Tür nur angelehnt hat.
    Kaum haben sie das bescheidene Zimmer betreten, zieht sie schon ihr Kleid aus. Auch Chapin beginnt sich zu entkleiden, setzt aber nicht den weichkrempigen Hut ab.
    Meine Ballons gefallen Ihnen also?
    Ich verfolge mit Interesse Ihre Arbeit, Monsieur Santôs … Komisch, so aus der Nähe sind Sie viel größer.
    In der Weite des Himmels werden wir unbedeutend.
    Und Ihre Haut sah sonst gar nicht so weiß aus.
    Nur mit Mieder und Strümpfen samt Strumpfbändern bekleidet, setzt sie sich provozierend und professionell auf die Bettkante. Chapin, inzwischen bereits mit heruntergelassener Hose und entblößtem Oberkörper, kämpft mit dem Schnürsenkel seines Stiefels. Er ist nur noch mit einer strahlend weißen langen Wollunterhose bekleidet. Die Frau will ihm helfen, doch schließlich gelingt es ihm, sich die Stiefel vom Fuß zu reißen, ohne die Schnürsenkel zu lösen.
    Doch nicht so stürmisch! Sind die Mexikaner alle so?
    Ich bin nicht Mexikaner, ich bin Brasilianer.
    Ist das denn nicht dasselbe?
    Der Mechaniker stürzt sich auf sie und wirft sie auf das Bett.
    Den Unterschied wirst du gleich sehen …
    Kaum ist der Mechaniker über ihr, wird die Zimmertür aufgerissen. Herein kommt Hauptmann Ferber, mit einem Florett bewaffnet.
    Du Elende! Das treibst du also, wenn ich bei der Arbeit bin!
    Himmel, mein Mann!
    Chapin rollt starr vor Schreck zur Seite, bedeckt sich notdürftig mit den zerwühlten Laken und flüchtet sich ans Kopfende des Bettes. Aber der Hauptmann, der scheinbar rasend vor Wut hereingekommen ist, beruhigt sich.
    Wer ist der Mann?
    Wer das ist? Na, wer schon? Kennst du ihn nicht?
    Ich wusste nicht, dass sie verheiratet ist.
    Halten Sie den Mund, wer immer Sie sind …
    Aber, aber … was geht hier eigentlich vor?
    Wo hast du den Kerl aufgegabelt, in der Gosse?
    Wo? Da, wo du mich hingeschickt hast, in Neuilly, in dem Ding …
    Ich habe Geld, stöhnt Chapin.
    Aber der ist es nicht … bist du etwa blind?
    Ich hab’s doch geahnt … der hier ist auch so groß …
    Merci, Madame … Ich hab mir nur einen Spaß erlaubt …
    Chapin steht auf und will sich halb nackt, wie er ist, aus dem Staub machen.
    Er hat mich getäuscht …
    Wie kannst du so blöd sein, du Weibsbild.
    Chapin begreift allmählich.
    Aha, so ist das also! Sie wollten meinen Herrn in die Falle locken.
    Ferber hindert Chapin mit drohendem Florett am Rückzug.
    Das heißt also, dass Sie Ihrem Herrn jeden Dienst erweisen?
    Na ja, also … jeden nicht …
    Hübsch, was? Unvorsichtige Frauen zu täuschen.
    Was ist denn schon dabei … Wenn mein Herr sich mit allen einließe, würde er das Gleiche machen.
    Und wo ist er jetzt?
    Ich weiß nicht. Wahrscheinlich fliegt er hier irgendwo herum.
    Werfen Sie Ihre Kleider auf den Fußboden.
    Auf den Fußboden? Aber …
    Tun Sie, was ich Ihnen sage.
    Chapin wirft

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