Der fliegende Brasilianer - Roman
seine Kleider auf den Fußboden.
Jetzt können Sie gehen.
Vergeblich bemüht, seine Blöße zu bedecken, drückt Chapin sich aus dem Haus. Die Frau liegt auf dem Bett und weint noch immer. Wütend vor Ärger packt Ferber sie an den Haaren und reißt brutal ihren Kopf hoch. Die Frau stöhnt vor Schmerzen auf und fleht schreiend um Erbarmen.
Wie konnte das passieren? Hast du nicht gesagt, dass du ihn bewunderst, dir keinen Flug von ihm entgehen lässt?
Ich habe mich geirrt … und außerdem habe ich ihn ja noch nie aus der Nähe gesehen …
Und dann hast du den Erstbesten genommen, der so ähnlich aussieht.
Immer irre ich mich, das war jetzt schon das dritte Mal …
Der Kerl braucht also nur ein Zwerg zu sein, einen Schnurrbart zu haben und seinen Schlapphut ins Gesicht zu ziehen, und schon machst du ihm schöne Augen …
Gib mir die 50 Francs, die du mir versprochen hast.
Ach ja? Für einen Auftrag, den du nicht erledigt hast …
Er sah ihm so ähnlich, wie konnte ich das denn ahnen?
Er sieht ihm ähnlich, aber er fliegt nicht. Ich will den, der fliegt, hast du verstanden?
Don Juan im Gebüsch Was macht man, wenn man wie im Traum nackt auf der Straße steht und schwatzende Damen näher kommen? Chapin schlägt sich in ein Blumenbeet und brummelt vor sich hin: Chapin, lass die Finger von diesen verrückten Weibsbildern, die hinter Petitsantôs her sind. Aber Chapin ist zu sehr Franzose, er kann nicht mit ansehen, wenn Frauen verschmäht werden … Und was kommt dabei raus? Wie komme ich nach Hause, ohne dass die Polizei mich wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses festnimmt? Was jetzt? Die Damen gehen vorüber und bemerken nicht den nackten Mann, der sich hinter dem Blumenbeet versteckt.
Das gebrannte Kind Es versteht sich von selbst, dass Chapins Rückkehr zum Hangar gefeiert wird. Unterwegs hat er sich an eine Wäscheleine herangeschlichen, doch zu seinem Pech hing dort nur Damenwäsche. Dazon und Gasteau überraschen die schnurrbärtige Demoiselle, die Chapins Schrank öffnen will. In der Annahme, es sei eine Diebin, stürzen sie sich auf sie. Den ganzen Vormittag lang bekommen die Mechaniker Lachanfälle, worauf Chapin wütend wird. Petitsantôs erkundigt sich schließlich nach dem Grund ihrer Heiterkeit.
Beschämt versucht Chapin, die Sache zu vertuschen, und behauptet, er sei überfallen worden.
Doch die Kollegen erzählen ohne Umschweife, wie er im Hangar angekommen ist.
Es war nämlich eigentlich kein richtiger Überfall.
Als es passiert ist, hatte er schon keine Kleider mehr an.
Du lernst aber auch nie aus, Chapin.
Letzten Monat war es die Tochter eines Generals …
Im Kugelhagel ist er aus dem Zimmer des Mädchens geflohen.
Ganz zu schweigen von der Frau, deren Mann Weinberge an der Mosel besitzt.
Bei der er sich in einem Champagnerfass verstecken musste.
Davon war unser Pechvogel eine Woche lang verkatert.
Es wäre höflicher, wenn ihr etwas diskreter wärt.
Und er zeigt auf Aída, die sich kaum das Lachen verkneifen kann, während sie an der Wasserstoffpumpe hantiert.
Die Verschwörung Ehe er zu seinem täglichen Flug aufbricht, ruft Petitsantôs Chapin zu einem Gespräch unter vier Augen zu sich. Er kann so ein Verhalten in seinem Hangar nicht dulden. Diese Frauen, die zu allem bereit zu sein scheinen, erklärt er, seien haltlose Personen, die das Abenteuer Fliegen fasziniere. Man müsse sie mit aller Höflichkeit behandeln und dürfe auf keinen Fall ihre Gutgläubigkeit ausnutzen.
Chapin hört sich alles mit gesenktem Kopf an. Dann enthüllt er auch noch den Rest des Abenteuers. Die Frau habe Petitsantôs ködern sollen. Irgendjemand habe seinen Herrn in einen Skandal verwickeln wollen.
An diesem Tag macht Alberto sich Sorgen, als er zum Flug startet. Er weiß, dass sein Erfolg Missgunst weckt, aber dieses Mal sind die Neider zu weit gegangen.
Eine vage Ahnung Am Steuer des elektrischen Autos folgt Aída der Nr. 9, die sich in Richtung Bois de Boulogne bewegt. Die Sonne scheint kräftig, und der Wagen fährt durch den Wald, entlang den Alleen voller Gefährte mit duftig gekleideten Frauen unter Sonnenschirmen aus Spitze und Bändern. Auf den Rasenflächen sitzen Menschen in Gruppen beim Picknick. Nur wenige heben den Blick und sehen dem Wagen mit einer Frau am Steuer nach. Auf einer Allee befindet sich eine Schulklasse auf einem Ausflug. Fröhlich lärmend veranstalten die Kinder Wettspiele und laufen vergnügt über die Rasenflächen, von Lehrern und
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