Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der fliegende Brasilianer - Roman

Der fliegende Brasilianer - Roman

Titel: Der fliegende Brasilianer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edition Diá <Berlin>
Vom Netzwerk:
Die Polizei ermittelte, was zu keinem Ergebnis führte, höchstens zu dem üblichen Verwischen von Spuren. In den Salons hieß es, Faure sei an einer Überdosis Aphrodisiaka gestorben. Der Skandal jedenfalls war nicht mehr zu vermeiden, und uns kam der Verdacht, das Ganze sei nur der Versuch eines Staatsstreichs vonseiten der Rechten gewesen. Und tatsächlich kamen bei den nächsten Wahlen die Konservativen an die Macht. Nun gut, und jetzt überlegen Sie mal, wie ein solches Benehmen aufgefasst werden konnte. Natürlich wurde der Tumult auf der Präsidententribüne absolut totgeschwiegen … Und Alberto, nun ja, der ließ sich noch nicht einmal zu einer Erklärung für sein Verhalten herab …
    Die Nachricht in New York  Ich wollte es nicht glauben, sagte Aída rückblickend. Ich erfuhr erst sehr viel später von dem Vorfall, aber ich glaube nicht, dass er das getan hat, weil man uns mit Gewalt getrennt hat. Trotzdem ist es für eine Frau schmeichelhaft zu wissen, dass ihr Liebster einer solch extravaganten Tat fähig ist.
    Internationales Echo  Yasher Akbar, Ex-Botschafter der Türkei in Frankreich, wird sich noch jahrelang an den antikolonialistischen Akt des brasilianischen Erfinders erinnern. Gern erzählt er seinen Freunden, auf bunten Kissen sitzend, von jenem ganz besonderen 14. Juli. Petitsantôs ist in Istanbul ein Held.
    Mutig Brasilianer, Edelmann. Schießt direkt auf treuloser Präsident. Akbar nie vergessen. Allah ist allmächtig und hat Mann vor Franzosenkugeln geschützt. Allah ist groß, und Akbar wollte großzügig sein. Hat kleine Brasilianer fünf Frauen geschenkt, aber kleine Brasilianer hat zurückgegeben. Hat wohl Angst gehabt vor Großzügigkeit.
    Internationale Krise  Antônio Prado hatte nicht mit solch einem haarsträubenden Schauspiel gerechnet. Später, zu Hause, mit einer Wärmflasche auf dem Kopf im Bett liegend, beklagt er sich in Gegenwart eines gleichgültigen Alberto und unter Goursats ironischen Blicken bei seiner Frau. Er fühlte sich durch diese beflügelte Wahnsinnstat persönlich getroffen.
    Aber warum, warum, Alberto?
    Das konnte ich doch nicht ahnen!
    Wieso konntest du das nicht ahnen? Wo die Anarchisten gerade in ganz Paris Bomben werfen? Bei dieser Krise und Arbeitslosigkeit?
    Ach, jetzt übertreib nicht, es war nur eine Salve von 21 Schüssen.
    Nur 21 Schüsse? Mein Gott! Die Leibwache des Präsidenten hätte dich zerfetzen können.
    Das Schlimmste war, wie sich gewisse Helden aufgeführt haben.
    Das Schlimmste war, als ich Erklärungen abgeben musste. Jetzt denken die Franzosen, dass wir alle verrückt sind.
    Nein, das werden sie jetzt nicht denken, mein lieber Prado.
    Wieso nicht, Goursat?
    Natürlich nicht, die Franzosen werden nur bestätigt finden, was sie schon immer wussten.
    Da siehst du’s, Alberto.
    Alberto zuckt die Achseln und blickt aus dem Fenster.
    Und jetzt, was hast du jetzt vor?
    Ich? Ich gehe nach Brasilien.
    Wie bitte?
    Antônio Prado richtet sich im Bett auf und schüttelt den Kopf, als erlebe er einen Albtraum.
    Du hast ganz richtig gehört … Ich reise morgen von Cherbourg ab.
    Gleitflieger über der Seine  Nur wenige Menschen wissen von den Aktivitäten des Hauptmann Ferber am Ende dieses Jahres. Nach der Rückkehr aus Amerika wirkt er wie verwandelt. Er hat abgenommen, schwadroniert weniger und ist zu einem grenzenlosen Bewunderer der durch die US-amerikanische Demokratie erreichten Fortschritte geworden.
    Chanute wird zwar noch Monate brauchen, bis er wiederhergestellt ist, hat ihm aber nicht seine Unterstützung versagt. Der Professor ist ein umtriebiger Mann, ein echter Wissenschaftler, eine außergewöhnlich anregende Persönlichkeit und vollkommen den mechanischen Flugexperimenten verschrieben. Aber was er an gelehrten Kenntnissen zu viel hat, hat er an Glück zu wenig. Er ist ein tollkühner Mensch. Seine Experimente mit Gleitfliegern tragen zwar entscheidend zur Entwicklung des Schwerer-als-Luft bei, aber er hat so viele schwere Unfälle erlitten, dass er einen guten Teil seiner Forschungsgelder für Krankenhausrechnungen ausgeben muss. Bei ihrer ersten Begegnung hat der ans Krankenlager gefesselte unerschrockene Professor Ferber mit einer Prognose herzlich begrüßt.
    Bald wird ein Mensch fliegen, hat er gesagt. Wenn nicht hier in den Vereinigten Staaten, dann in Europa. Demnächst wird ein Mensch aus eigener Kraft zum Flug abheben.
    In derselben Woche findet in New York eine Begegnung zwischen Ferber und den Männern statt, die

Weitere Kostenlose Bücher