Der fliegende Brasilianer - Roman
Frankreich, das uns klein und lächerlich macht, diesem republikanischen Frankreich, das uns nicht das Verbrechen verzeiht, dem Grafen D’Eu den Thron vorenthalten zu haben, mehr als nur das Schauspiel glorreicher Aufstiege geschenkt: Er hat ihm mit seiner Erfindung eine grandiose Kriegswaffe der Zukunft geschenkt.«
Also, das ist eine Verleumdung. Ich habe Frankreich nicht meine Erfindungen geschenkt. Ich habe sie nur für den Kriegsfall angeboten, vorausgesetzt, dass der Krieg sich nicht gegen Brasilien oder ein anderes amerikanisches Land richtet …
Erinnerungen an den vorübergehenden Aufenthalt eines Dandy Während seines Besuches, wird Carlos Rodrigues sich Jahre später erinnern, hat Alberto sehr viel mehr gelitten als sich vergnügt. Die Empfänge nahmen überhand, er erregte sich über die Oberflächlichkeit der Menschen, die Dummheit der Schmarotzer. Besonders entsetzt war er nach dem Besuch beim Präsidenten Rodrigues Alves im Palácio do Catete. Eine Katastrophe, nach meinem Dafürhalten.
Hang zum Landleben … und dieses ist für Sie die letzte Gelegenheit, unser Rio de Janeiro als eine stinkende Kolonialsiedlung mit elendigen Behausungen, in denen Cholera und Gelbfieber wüten, zu erleben. So kann es nicht weitergehen, dass Schiffe aus dem Ausland sich weigern, hier einzulaufen, und die Stadt als verpestet in Verruf gerät … Rio de Janeiro muss nun wirklich zu einer modernen Stadt und Hauptstadt einer fortschrittlichen Republik werden.
Das ist die allgemeine Auffassung, Exzellenz.
Aber nicht alle begreifen, was Fortschritt bedeutet. Sie müssten einmal erleben, wie die Opposition die Regierung behandelt.
Ich habe mich noch nie für Politik interessiert, Exzellenz.
Sie glücklicher Mensch. Sie können sich das erlauben. Aber was soll ich machen? Ich bin Politiker aus Überzeugung, aber hier, in diesem Land, ist die Politik keine keusche Dame, sondern eine Kurtisane. Eine Kurtisane!
Eine Kurtisane? Wieso?
Rodrigues Alves merkt, dass es keinen Sinn hat, diesen ungewöhnlichen Gast beeindrucken zu wollen.
Keine Bela Otero, o nein, Senhor Dumont! Die triste Politik dieses Landes voller Mulatten. Eine Dirne!
Ach so!
Theater Recreio Hauptbahnhof in Rio, Menschen drängeln, um Alberto abfahren zu sehen. Ein Redner fängt an zu salbadern, mit dröhnender Stimme und irrwitzigen Metaphern. Es ist entsetzlich heiß, die Frauen fächeln sich Luft zu, und Alberto steht still da, distanziert, wie nicht anwesend. Aus einem Abteilfenster winkt sein Bruder Henrique. Alberto scheint lebendig zu werden, geht an den Zug heran, schiebt den lästigen Redner beiseite und steigt in den Waggon.
Das ganze Dorf feierte mit Im Abteil schließt Alberto als Erstes das Fenster. Dann umarmt er seinen älteren Bruder.
Ich dachte schon, du kämst nicht mehr.
Ich bin vorhin gekommen, aber da fand gerade eine Ehrung für dich statt …
Mein Gott, ja, diese Ehrungen …
Die Brüder verstummen und sehen sich an. Dann bricht Alberto das Schweigen.
Du siehst Papa sehr ähnlich.
Ja, das sagen alle … aber du, mein lieber Bruder, bist am meisten von unserem Vater geprägt.
Und unsere Schwestern, hast du etwas von ihnen gehört?
Es geht ihnen gut, Gott sei Dank.
Ich kann es kaum erwarten, nach São Paulo zu kommen und unser Haus wiederzusehen.
In zehn Stunden, sofern der Zug nach Fahrplan fährt.
Das heißt, die Züge sind nach wie vor unpünktlich?
Ja, mehr oder weniger, du kennst das doch!
Die Brüder setzen sich, der Zug fährt ab und rattert durch die dicht besiedelten, weit abgelegenen Vororte.
Das Mädchen mit langen Bordüren Der Tag geht zur Neige, der Bahnhof von Barra do Piraí nähert sich. Alberto und sein Bruder nicken im Abteil ein. Der Zug hält auf dem überfüllten Bahnhof, eine Musikkapelle spielt auf, Reden werden gehalten.
Wen wird man als Schönste küren Frühmorgens, Alberto schreckt aus dem Schlaf. Der Zug steht auf dem Bahnhof von Taubaté. Musikkapelle, Reden und Feuerwerk. Offensichtlich ist die gesamte Einwohnerschaft da, obwohl es regnet.
Wer ist am meisten von Sinnen Neuerlicher Halt in São José dos Campos, Reden und Musikkapelle. Alberto wird immer matter.
Sie zogen die Straße entlang Wieder ein Halt in Mogi das Cruzes mit den üblichen Reden. Alberto schafft es kaum bis zum Fenster und sackt gleich darauf vor Müdigkeit und Erschöpfung auf den Sitz.
Warten auf eine Kompanie Schließlich São Paulo. Auf dem Bahnhof Mooca erwarten Honoratioren,
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