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Der fliegende Brasilianer - Roman

Der fliegende Brasilianer - Roman

Titel: Der fliegende Brasilianer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edition Diá <Berlin>
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sich auf den Schultern des Volkes vorwärts.
    Hoch lebe der König der Lüfte!
    Auf sein Wohl! Sohn des Staates Minas, dieses stolzen Minas, dessen gemeißelte Kraft der machtvoll aufragenden Gebirge …
    Stärkungssirup von Dr. Churchill  So war seine Rückkehr. Die Geheimnisse des Landes, ob süß oder bitter, in der Ferne Anlass zum Grübeln, hier schwinden sie. Die Perspektiven rücken dichter zusammen, die Straßen, in seiner Vorstellung breit, sind beengt. Die Häuser niedrig und trist. Bleiben die Freunde, Spuren des Schicksals, Schlüssel zu den versprengten Geheimnissen des Landes, Quellen der Wärme und Anlaufstelle für diese Enttäuschungen.
    Laroze-Sirup  Zwar hätte er Hotels vorgezogen, doch das lassen die Freunde nicht zu.
    Sämtliche Impfungen erledigt.
    Und er nimmt den Terror der Gästezimmer, der festen Essenszeiten, des strengen Ernstes der Gastfreundschaft auf sich.
    Was tun, wenn man nur zu Besuch ist.
    Ein abstrakter Tourist, der in seiner eigenen Heimat zum konkreten wird. Der seine Anonymität für immer verloren hat und nicht mehr unerkannt auf der Promenade des Passeio Público flanieren kann, ohne dass Schulkinder ihn umzingeln.
    Was verspricht er sich eigentlich von dieser Rückkehr?
    Die Zauberseife aus der Drogerie Pizarro  Ich bin nach Brasilien gekommen; in Rio de Janeiro, in São Paulo, in Minas und im Norden, wohin ich auch kam, überall empfingen meine Landsleute mich mit den großartigsten Festen, die ich nie vergessen werde und die mich zu tiefstem Dank verpflichten.
    Kaffiaspirin  Jedes Mal, wenn er nach Rio kommt, quartiert Alberto sich bei Carlos Rodrigues, einem alten Freund, ein. Dort erholt er sich, wechselt die Wäsche, trinkt einen eiskalten Tamarindensaft und sieht alte Freunde wieder.
    Zum Glück hast du das Volk lebend überstanden.
    Das Volk zu überstehen ist kein Problem, wohl aber, bei offiziellen Feierlichkeiten mit dem Leben davonzukommen. Wie sie es lieben, Reden zu halten!
    Und wie viele hast du heute gehört?
    Ich kann sie nicht mehr zählen. Die ersten Reden habe ich schon gehört, ehe ich die Füße an Land gesetzt hatte. Das Schlimme dabei ist, dass ich mich nicht revanchieren kann, ich bin keiner, der gern in der Öffentlichkeit redet.
    Das Schlimme dabei ist nicht, sich zu revanchieren, sondern das anhören zu müssen.
    Wahrscheinlich ist das der Grund, warum sich in diesem Land so viele Leute taub stellen.
    Die beiden Freunde lachen, und eine Schwarze kommt Alberto Luft zufächeln.
    Am nächsten Tag, gleich nach dem Aufstehen, liest Alberto sämtliche Zeitungen der Stadt. Seine Ankunft steht auf der ersten Seite. Aufmerksam liest er jeden einzelnen Artikel und ist betroffen von den übertriebenen Metaphern und der Häufung von Adjektiven in den Texten. Sein Land ist wirklich unglaublich. »Santos Dumont ist der Fulton der Luftfahrt«, heißt es in einer Zeitung. »Witwe beim Umzug tot umgefallen«, verkündet eine andere in zwei Zoll großen Lettern.
    Ist wirklich eine Frau gestorben?, erkundigt er sich später.
    Hier steht, die Senhora Maria Torres, Witwe des Generals Braga Torres, sei tot umgefallen, als sie Rosenblütenblätter auf den Wagen warf.
    Das habe ich gar nicht mitbekommen. Wie schrecklich.
    Du kannst nichts dafür. Der Umzug wurde zu einem Tumult.
    Als ich in der Rua do Ouvidor war, versuchten die Studenten, die Pferde vom Wagen abzuspannen. Der Kutscher zog an den Zügeln, und die Pferde bäumten sich auf. Ein paar Studenten stürzten, und ich bekam Angst, sie könnten ernsthaft verletzt werden. Ganz zu schweigen davon, dass du da mitten in dem Getümmel warst. Warum muss in dieser Stadt alles in Karneval ausarten? Und diese Rednerin, mein Gott, du musst eine eiserne Gesundheit haben, dass du so eine Folter erträgst, Alberto.
    Sieh mal einer an, eine Gegenstimme hier im »Correio da Manhã«.
    Von wem?
    Einem Leôncio Correia.
    Nie gehört.
    Und was sagt er?
    Er ist wütend, weil Alberto nicht seine Ballons mitgebracht hat.
    Oh! Das bin ich auch, Alberto. Du hättest sie mitbringen müssen.
    Ich bin nie auf die Idee gekommen, hier in Brasilien zu fliegen. Die Leute meinen wohl, Fliegen sei so etwas wie eine Zirkusnummer …
    Das gilt nicht für mich, Alberto. Aber ich fände es schön, wenn du den Brasilianern die Fortschritte deiner Arbeit vorführen würdest.
    Das Glück haben bislang nur die Franzosen gehabt.
    Und genau darüber beschwert sich der Verfasser des Artikels. Er sagt, du, Alberto, habest, ich zitiere, »diesem

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