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Der fliegende Brasilianer - Roman

Der fliegende Brasilianer - Roman

Titel: Der fliegende Brasilianer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edition Diá <Berlin>
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meine Mutter war eine ganz typische Mineira. Ich finde, dass ich meinem Vater ähnlicher bin, er stammte zwar aus Minas, war aber ein echter Paulista.
    Aber was hast du da nun eigentlich geschrieben, ein Buch über Ballons?
    Antônio Prado hält im Blättern inne und sieht Alberto an.
    Mir sieht das nach Memoiren aus. Aber ich habe schon einen Einwand.
    Welchen?
    Sag bloß, du hast nur ganze sechs Zeilen über die schöne Kubanerin geschrieben! Und nicht mal ihren Namen erwähnt. Alberto!
    Ich habe kein Recht dazu.
    Was meinst du, Sem?
    Alberto weiß, wie ich darüber denke. Ich finde, er ist krankhaft diskret.
    Scher dich mit deiner Mineiro-Art zum … zur … ach, schon gut!
    Komödie von Georges Méliès  Der 14. Juli gewinnt in jenem Jahr 1903 eine ganz besondere Bedeutung. Der Präsident Émile Loubet und sein Minister Théophile Delcassé sind gerade aus London zurückgekehrt, wo sie mit Joseph Chamberlain die ersten Gespräche über die Vereinbarung einer Entente Cordiale zwischen den beiden Mächten geführt haben. Das politische Klima ist von Unbeständigkeit und Unsicherheit geprägt, aber die Regierung will einen denkwürdigen 14. Juli begehen. Einer der Höhepunkte soll die Teilnahme von Petitsantôs’ Luftschiff sein, einer technologischen Errungenschaft mit großen Einsatzmöglichkeiten im Kriegsfall.
    Alberto, dem die Bedeutung seiner Teilnahme an den Feierlichkeiten gleichgültig ist, befindet sich schon seit dem frühen Morgen im Hangar und zeichnet an seinen Plänen. Die Mechaniker dagegen verzweifeln schon fast, wagen aber nicht einmal zu fragen, ob ihr Herr der Einladung des Kriegsministers Folge leisten wird oder nicht.
    Oh, mein Gott! Will er etwa nicht fliegen?
    Der Tag ist so schön.
    Um diese Zeit defilieren die Truppen schon … Alle ausländischen Repräsentanten sind bestimmt schon da … Und er hier …
    Jakobiner und Kaffeepflanzer  Der Präsident Loubet lächelt unentwegt den diversen Würdenträgern zu, die sich auf der prächtig geschmückten, riesigen Tribüne drängen. Herren im Frack und Damen in den neuesten Modekreationen sitzen zwischen Würdenträgern – orientalischen Potentaten, arabischen Scheichs und afrikanischen Häuptlingen – in ihren Nationalgewändern, ein vollständiges Aufgebot des weiten Kreises, zu dem Frankreich Beziehungen pflegt. Nur der Kriegsminister lässt Unruhe erkennen und ordnet ständig Offiziere ab, die neuesten Nachrichten einzuholen. Er fürchtet, der Brasilianer könnte den Präsidenten enttäuschen und nicht mit seinem verdammten fliegenden Ding erscheinen.
    Aber noch hat niemand die Teilnahme des Luftschiffs bestätigen können. Der brasilianische Botschafter hat sich mit der Feststellung, es sei eine Frage der Freiwilligkeit, aus der Affäre gezogen, der Journalist Sem hat versucht, das eventuelle Fernbleiben seines Freundes damit zu entschuldigen, dass er von einer unglücklich ausgegangenen Liebesgeschichte mitgenommen sei.
    Und alle haben bestätigt, dass die Frau sehr schön sei, für den General Grund genug, das Schlimmste zu befürchten.
    Die Nachrichten, mit denen seine Verbindungsoffiziere zurückkommen, werden immer vager, und er kann seine Besorgnis kaum mehr verhehlen. Insbesondere auch deshalb nicht, weil der Hauptmann Ferber ihn inzwischen vor diesem Brasilianer gewarnt und ihm sogar nahegelegt hat, die Einladung zurückzunehmen. Das Problem ist nur, dass der Präsident den Flug des Luftschiffs als einen der Höhepunkte der Veranstaltung betrachtet.
    Die Jakobiner der Luft  Während der Minister wegen seiner Befürchtung leidet, grenzt die Stimmung im Hangar in Neuilly schon an allgemeine Hysterie. Für die Mechaniker ist Petitsantôs’ Missmut die reinste Provokation. Ohne sich um die Aufregung zu kümmern, steht er über sein Reißbrett gebeugt und zeichnet.
    Wir müssen etwas unternehmen.
    Die Nr. 9 steht bereit und muss nur noch aus dem Hangar gefahren werden.
    Aber wer wagt es, den Mann darauf anzusprechen?
    Alles wegen einer Frau  Als die erste Abteilung Zuaven vorbeimarschiert, beauftragt der Präsident Loubet seinen Sekretär, sich zu informieren, wann das Luftschiff des brasilianischen Erfinders seinen Demonstrationsflug machen wird. Er hat sich während eines guten Teils der Militärparade vor dem deutschen Botschafter mit den Fortschritten der französischen Wissenschaften gebrüstet und macht sich allmählich Sorgen. Dann bringt ihm der Kriegsminister persönlich die beunruhigende Nachricht.
    Wir wissen

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