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Der fliegende Brasilianer - Roman

Der fliegende Brasilianer - Roman

Titel: Der fliegende Brasilianer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edition Diá <Berlin>
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gebracht.
    Phantome  Nur ein Mann ist nicht bereit, den Vorfall zu vergessen. Aídas überstürzte Abreise bereitet dem furchtbarsten Sommer seines Lebens auf groteske Weise ein Ende. Am Morgen nach dem Skandal ist Hauptmann Ferber der unglücklichste Mann von ganz Frankreich. Ein von tiefem Groll erfüllter Mann, der nur aus der Perspektive Kraft schöpft, sich vielleicht eines Tages für die ihm zugefügte Demütigung gründlich rächen zu können. Aídas endgültige Verachtung hatte auch den letzten Rest seines Stolzes mit Füßen getreten.
    Inzwischen kann er aber, auch wenn er unverändert leidet, vor allen Nichteingeweihten verbergen, welchen Groll er in sich trägt. Aus seiner Kabine in der zweiten Klasse schaut er durch das Bullauge hinaus auf das bleigraue Wasser des Nordatlantiks. Er hat einen Monat zur Verfügung, um seine Angelegenheiten in den Vereinigten Staaten zu regeln und dann auf seinen Posten im Ministerium zurückzukehren. Es ist seine erste Reise ins Ausland, und er macht sich keine Illusionen, Aída wiederzusehen. Da er schon immer realistisch gedacht hat, sucht er jetzt nach Munition, um den Mann angreifen zu können, der ihn beleidigt hat.
    Der einsame Wolf  In der Woche nach dem Zwischenfall flüchtet Alberto sich in den Hangar. Den ganzen Tag ist er mit Schmiere verdreckt, montiert mit trägen Gesten und verlorenem Blick die Nr. 9 auseinander und wieder zusammen und treibt damit seine Mechaniker fast zur Verzweiflung.
    Jeden Morgen, wenn er in den Hangar kommt, sieht er die Pariser Zeitschriften und Zeitungen sorgfältig durch. Das Schweigen der Presse ist beeindruckend. Keine einzige Zeitung hat irgendeine Meldung über Aídas Pionierflug gebracht und erst recht nichts über den anschließenden Skandal. Und genau das ist die Art von Skandal, die er in den unzähligen Klatschblättern der Stadt, die gerade von solchen Ereignissen leben, gedruckt sehen möchte. Aber allem Anschein nach haben die D’Acostas in den Redaktionen der Schandschriften reichlich Geld verteilt, und Petitsantôs bleibt als einzige Erinnerung ein signiertes Foto von Aída, das sie ihm kurz vor ihrer Abreise in die Vereinigten Staaten geschickt hat.
    Die Gleitflieger  Eine Krankenschwester führt Hauptmann Ferber zu dem Zimmer, in dem ein Patient mit den Beinen in einem Streckapparat und den Armen in Gips im Bett liegt. Nicht zum ersten Mal ist der Patient mit schweren Brüchen in dieses Krankenhaus in Washington eingeliefert worden. Kein Mensch wundert sich mehr über die Spleenigkeit des Verunglückten, schließlich handelt es sich um den Professor Octave Chanute, einen verrückten Lebensmüden, der sich von hoch gelegenen Stellen in die Tiefe stürzt, um zu beweisen, dass der Mensch fliegen könne.
    Ferber kann inzwischen als Mann gelten, der sich sehr gut in der Luftfahrt auskennt. Durch eine in der Zeitschrift »L’Aérophile« veröffentlichte Artikelserie hat er von den Experimenten des Professor Chanute mit Gleitfliegern Kenntnis erhalten. Er hat dem Professor geschrieben und erfahren, dass zwei weitere Männer Experimente mit dem Schwerer-als-Luft durchführen. Diese Männer muss er kennenlernen.
    Dans l’air  Monate sind vergangen, und da Alberto noch immer deprimiert ist, beschließt Goursat, unter dem Vorwand, Madame Prados Geburtstag zu feiern, ein Abendessen im Café Procope zu geben. Die Freunde haben die Einladung angenommen und sind erschienen. Das Café ist voll besetzt mit Menschen in angeregter Stimmung, dann kommt Alberto mit einer Mappe voller Papiere. Er scheint in guter Verfassung zu sein und reicht Antônio Prado die Papiere zum Lesen.
    Ich bin gerade mit dem Schreiben fertig geworden und würde gern deine Meinung als Freund dazu hören.
    Warum hast du es auf Französisch geschrieben, Alberto?
    Das liegt daran, dass ich, wenn ich über meine Ballons nachdenke, auf Französisch denke. Ich lebe hier, seit ich 18 bin …
    Das ist auch gut so, auf Französisch klingt alles viel schöner.
    Du bist schon fast Franzose, mein lieber Alberto.
    Fast, sagt Sem. Aber mit seiner Angewohnheit, anderen auf die Schulter zu klopfen oder auf den Bauch, darin ist er sehr brasilianisch.
    Und ich finde, dass du viel von den Leuten aus Minas hast, Alberto. So wortkarg, diskret, übertrieben sachlich und pünktlich …
    Die Franzosen glauben, daran sei meine Ausbildung in England schuld …
    Nein, das ist typisch für Minas. Du hast doch auch nicht mal ein Jahr in Bristol verbracht.
    Ich weiß nicht,

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