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Der fliegende Brasilianer - Roman

Der fliegende Brasilianer - Roman

Titel: Der fliegende Brasilianer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edition Diá <Berlin>
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laut Chanute die Avantgarde bilden. Die Männer sind misstrauisch, sprechen wenig und scheinen sich in der luxuriösen Umgebung des Hotel Algonquin, in dem der Hauptmann abgestiegen ist, nicht wohlzufühlen. Der mit dem breiten Schnurrbart heißt Orville, der andere spricht sanft und heißt Wilbur. In Dayton, wo sie wohnen, sind sie als die Gebrüder Wright bekannt, die Fahrräder verkaufen und reparieren.
    Orville erzählt dem Hauptmann, dass sie nicht mehr mit Gleitfliegern flögen. Jetzt experimentierten sie in Kill Devil Hill mit einem motorisierten Fluggerät, wollten aber keinerlei Publizität.
    Ferber schlägt den beiden vor, mit ihrem Gerät nach Frankreich zu kommen.
    Wilbur sagt, sie nähmen das Angebot an, wenn sie im Gegenzug eine Unterstützung von 250 000 Dollar erhielten. Ferber kehrt mit dem festen Entschluss, das Geld aufzutreiben, nach Frankreich zurück.
    Diese beiden Käuze werden eines Tages dem Ruhm seines Feindes ein Ende bereiten.

Teil III
Die Missgeschicke des Quincas Borba
oder Dumont-Daidalos im Labyrinth

1903 bis 1906

»Weiße Reichtümer
Schwarze Neurasthenien.«
Cruz e Souza
    Biotonikum Fontoura  Die Stadt schläft nicht, und wenn sie den Kopf verliert, dichtet sie Sonette. Oder verfällt darauf, Chorinhos zu singen. Die Hitze bringt Fieber mit sich oder fremde Wahnvorstellungen. Boote voller Kadetten der Militärakademie dümpeln im trägen Wind. Auf offener See wartet die Kriegsflotte. Dort liegen die Jutahy, die Piauhy, Kriegstender und der Kreuzer Barroso. Aber die Schüsse sind Festböller. Selbst die Salven, die von den Festungen an der Guanabara-Bucht abgefeuert werden, kaum dass die elegante »Atlantique« am 7. September um fünf Uhr morgens am Horizont erscheint.
    Petitsantôs ist jetzt Santos Dumont, der geliebte Sohn der üppig grünen Heimat, der Mann, der fliegen kann, aber auf dem Seeweg ankommt. Für ihn haben sie den Zuckerhut wie ein Geschenk verpackt, mit einem Spruchband, das nun dort zur Begrüßung hängt.
    Und dieses ist das einzige Thema im Café do Rio. Der Dandy wird gleich im offenen Wagen vorüberfahren, »à la Renaissance«, wie Madame Rui Barbosa es liebt. Zwischen Bärte und Schnäuzer hat sich dunkle Haut gemischt. Wenigstens heute ist die Rua do Ouvidor eine demokratische Straße: Das vornehme Laranjeiras wartet neben dem armen Cachambi. 40 Grad im Schatten, aber auf Gehrock und Palmstrohhut wird nicht verzichtet.
    Bromil-Sirup  Menschen aus dem Volk, fast alle schwarz, kommen tanzend und singend eine enge Straße mit Kopfsteinpflaster und offenen Abwasserrinnen entlang. Das Lied stammt von Eduardo das Neves.
    Europa hat sich vor Brasilien verneigt
    und ihm gratuliert mit sanftem Ton.
    Am Himmel erstrahlte ein neuer Stern,
    und es kam Santos Dumont.
    Heil dir, Brasilien,
    du geliebtes Land,
    weltweit bekannt
    wie kein anderes.
    Schütze deine Söhne
    dort in der Höhe,
    zeige die Bravour
    eines Brasilianers!
    Das zwanzigste Jahrhundert verkündete unser Held
    und versetzte in Staunen die ganze Welt.
    Höher noch als die Wolken, fast ein Gott
    ist Santos Dumont, ein Brasilianer.
    Das Volk tanzt fröhlich zu den Klängen des Liedes, das die Musiker unaufhörlich spielen. Ein geschmückter Wagen mit einem Luftschiff aus Papier, das die Fantasie des Volkes nachgebaut hat, wird durch die Straße geschoben. Ein paar Leute sind fehl am Platz in dieser fröhlichen Menge, denn sie sind prächtig gekleidet und sehr viel hellhäutiger als die Mehrheit. Durch all das Gedränge schaukelt wie einer seiner Ballons der kleine Alberto auf den Schultern des einfachen Volkes.
    Der Karnevalszug, in dem es auch nicht an Papierschlangen, Konfetti und Schnüffelzitronen fehlt, drängt sich durch die engen, aus der Kolonialzeit stammenden Straßen von Rio de Janeiro. Von den Erkern werfen Frauen Rosenblütenblätter herab.
    Alberto ist glücklich, auch wenn er Mühe hat, auf den Schultern seiner muskulösen Träger das Gleichgewicht zu wahren. Er winkt, lächelt, zeigt seine Rührung und lässt sich die Zuwendung dieser einfachen Leute gefallen, die bestimmt nicht genau wissen, was er eigentlich vollbracht hat.
    Scott’scher Lebertran  Alle scheinen um das Wort zu bitten.
    Schweiß, Redekünste.
    Und Sonette.
    Die Metapher hat bei den Metallinstrumenten des 1. Kavallerie-Regiments jede Scham verloren.
    Zwischen der Rua Primeiro de Março und der Rua do Ouvidor zehn Reden.
    Der Wagen, für ein Vermögen mit Orchideen geschmückt, kommt kaum voran.
    Aber Alberto bewegt

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