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Der Fliegende Holländer

Der Fliegende Holländer

Titel: Der Fliegende Holländer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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steckte sie in den CD-Player.
    »Wieviel ist sechsunddreißig, multipliziert mit der Quadratwurzel aus neunzehn, geteilt durch fünf und ins Quadrat?« fragte er Danny.
    Danny begann, an den Fingern abzuzählen, und gab dann auf. »Weiß ich nicht.«
    »Hier haben Sie einen Taschenrechner. Sie rechnen es auf Ihrem Gerät aus und ich auf meinem«, forderte ihn der Professor auf.
    Danny drückte verschiedene Knöpfe, während Montalban ein kurzes Stück aus Händels Messias abspielte. Dann schaltete er die Stereoanlage aus und sagte: »Neunhundertvierundachtzig Komma neun fünf neun neun sieben. Hab ich recht?«
    »Ja«, bestätigte Danny.
    Der Professor nickte etwas selbstgefällig. »Wie Sie aus dem Datum der Komposition ersehen können, war das eins meiner ersten Programme, ein einfaches Rechensystem zwar, aber dennoch eingängig.«
    Danny, der mittlerweile benommen schwieg, gab den Taschenrechner zurück, und der Professor fuhr fort.
    »Daher auch die Notwendigkeit, bestimmen zu können, was zu ganz bestimmten Zeiten auf Radio Three gespielt wird und was nicht. Meine Methode, eine Reihe anderer Computer zu programmieren, besteht nämlich darin, daß ich meine musikalische Sprache an strategisch wichtigen Punkten auf der ganzen Welt abspielen lasse. Wenn das falsche Stück zur falschen Zeit abgespielt wird, kann das katastrophale Folgen haben. Der kürzliche Kursverfall an der Börse war beispielsweise das Resultat der Entscheidung eines gedankenlosen Musikredakteurs, den ›Ritt der Walküren‹ am Freitagnachmittag um siebzehn Uhr dreißig zu senden. Ich habe das übrigens nicht komponiert, aber durch einen puren Zufall faßt einer meiner Computer das als den Befehl auf, kurzfristige Staatsanleihen zu verkaufen. Ich bin nur dankbar, daß so etwas nicht mit ›Spiel mir das Lied vom Tod‹ passiert ist.«
    Es herrschte ein sehr langes Schweigen, das nur durch den Kameraassistenten gestört wurde, der ›I Did It My Way‹ summte. Währenddessen trank der Professor den Rest seines Tees aus. Dann sammelte Jane die jämmerlichen Reste ihrer Geisteskraft zusammen und stellte eine simple, aber nicht unberechtigte Frage.
    »Und was heißt das jetzt für uns?«
    »Das hängt ganz von Ihnen ab«, entgegnete der Professor. »Wenn Sie und Ihre Freunde sich damit zufriedengeben, alles zu vergessen, was ich Ihnen gerade erzählt habe, kann ich ungestört mit meiner Arbeit fortfahren, bis sie vollendet ist. Danach habe ich vor, mich zurückzuziehen und Bienen zu züchten. Wenn Sie sich weigern, werde ich natürlich alles daransetzen müssen, ohne Rücksicht auf Verluste weiterzumachen. Aber bestimmt werden Sie Ihre Entdeckung in aller Welt verbreiten wollen, und obwohl ich meinen gesamten beträchtlichen Einfluß geltend machen werde, um Sie daran zu hindern, könnte es sein, daß man Ihnen glaubt. Dann wird die Welt sich entscheiden müssen, was sie mit mir anstellen will. Man kann mich nicht töten, mir nicht einmal ein einziges Haar krümmen. Ich kann unberechenbaren Schaden anrichten, bevor man mich los ist – um eine plötzliche Rezession auszulösen, muß ich nur zum Telefon gehen und die BBC bitten, morgen nachmittag um Viertel nach drei ›Sergeant Pepper’s Lonely Hearts Club Band‹ zu spielen. Es wird Hunderte von Jahren in Armut und Dunkelheit kosten, die Strukturen, die ich errichtet habe, wieder zu zerstören. Und die unmittelbare Folge meiner Niederwerfung – mir fällt leider gerade kein besseres Wort dafür ein – wird die Zerschlagung der Wirtschaftssysteme der freien Welt sein …«
    »Oje, nicht Sie auch noch …«, stöhnte Jane.
    »Wie bitte?«
    »Ach, nichts«, wehrte Jane überdrüssig ab. »Fahren Sie lieber fort.«
    Aber der Professor zeigte sich interessiert. »Sie sagten gerade: ›Nicht Sie auch noch.‹ Heißt das, Sie wissen über die Vanderdecker-Police Bescheid?«
    »Ja. Sie etwa auch?«
    »Aber gewiß. Schließlich ist das eins meiner größten Probleme.«
    »Eins Ihrer größten Probleme?« wiederholte Jane.
    »Mit Sicherheit. Sie müssen wissen, daß ich fast unmittelbar nach dem Auffliegen des Südseeschwindels die Lombard National Bank aufgekauft habe.«
    Danny Bennett fühlte sich besser. Er hatte einen Fernsehapparat entdeckt.
    Obwohl ihn keine Nabelschnur mit dem Gerät verband, spürte er doch, wie dessen wiederbelebende Kraft in seinen Körper strömte, ähnlich der Sonne von Patmos, aber ohne die Gefahr eines Sonnenbrands. Zugegeben, da lief nichts anderes als ›Das

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