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Der Fliegende Holländer

Der Fliegende Holländer

Titel: Der Fliegende Holländer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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erleben und daß sich deswegen gleich alle in der Wall Street oder King William Street aus dem Fenster stürzen. Schließlich wäre damit auch niemandem geholfen, nicht wahr? Wohingegen« – Jane wurde plötzlich gewahr, daß sie das Wort ›wohingegen‹ in einer Unterhaltung gebraucht hatte, und sie wußte nicht, ob sie sich deswegen schämen oder stolz sein sollte –, »wohingegen wir alles klären können und jeder das kriegen kann, was er will, wenn wir alle vernünftig sind und uns wie Erwachsene benehmen.«
    »Ist das Ihr Ernst?«
    »Sicher, warum nicht? Vanderdecker kann seine Police gegen eine Pauschalsumme in bar und das Antigeruchsmittel eintauschen, dafür händigt er vorher dem Professor die alten Unterlagen aus, damit Montalban seine Forschungsarbeiten endgültig abschließen kann. Der Professor will sich einfach nur zurückziehen und Bienen züchten, sobald er seine Arbeit beendet hat. Also könnte er den Großteil seines Vermögens in irgendeine gigantische Stiftung stecken, die sich zum Beispiel um die Not in der Dritten Welt kümmert. Und vielleicht sollten wir darauf bestehen, daß er einen Ersatz für die Kernenergie findet und etwas, das Benzin und alles das ersetzt – nach dem zu urteilen, was er bislang vorzuweisen hat, sollte das für ihn kein allzu großes Problem darstellen. Und …«
    »Und alle werden glücklich sein bis an ihr Lebensende?«
    »Ja, warum eigentlich nicht?« wandte Jane ein.
    »Also gefällt Ihnen dieser Vanderdecker, stimmt’s?«
    Diesmal war Jane damit dran, Danny entgeistert anzustarren. »Was haben Sie eben gesagt?«
    »Nun, das ist doch wohl ganz offensichtlich, oder? Sie sind bereit, die gesamte westliche Zivilisation zu verkaufen, und das für einen Mann, der alt genug ist, um Ihr Urururur …«
    Jane stand auf, klopfte sich nervös ein paar Krümel vom Rock und sagte mit fester Stimmer: »Guten Morgen, Mister Bennett.«
    »Wo wollen Sie denn hin?«
    »Harvey und Neville bitten, Sie zu fesseln und Sie dann wieder in den Keller zu werfen. Zur Ratte.«
    »Maus.«
    »Ratte«, sagte Jane bestimmt und ging.
    Obwohl sie es sich selbst niemals eingestanden hätte, war sie über Dannys Anspielung in der Tat sehr verärgert, und sie hatte das Gefühl, dringend etwas frische Luft zu brauchen. Sie ging durch die vordere Eingangstür nach draußen und dann zur Rückseite des Hauses, wo sich eine riesige Rasenfläche befand, auf der man zu Zeiten König Eduards des Siebten Kricket gespielt hätte.
    Plötzlich war am Himmel ein knatterndes Geräusch zu hören, und Jane blickte erschrocken nach oben. Ein Hubschrauber setzte zur Landung an. Jane erschauderte am ganzen Körper. Was nun?
    Und dann nahm sie etwas wahr – etwas sehr Schreckliches und Ungewohntes, das aber extrem schwach und weit weg war. Es war ein Geruch; ein Geruch, der so durchdringend und penetrant war, daß selbst sie ihn bemerkte.
    Der Hubschrauber schwebte einen Moment lang über dem tadellos gepflegten Rasen und plumpste dann wie eine müde Möwe herunter. Ein Mann mit einer Gasmaske sprang heraus und rannte davon, als sei ihm der Leibhaftige auf den Fersen. Ein anderer Mann – Sebastian, der verrückte Selbstmörder – lief hinter ihm her, holte ihn ein und brachte ihn mit einem Hechtsprung zu Fall. Der Mann mit der Gasmaske schien aufzugeben und versuchte verzweifelt, den Kopf unter der Brust zu vergraben.
    Dann sprang noch jemand aus dem Hubschrauber – und Jane, die in der Lage war, den Geruch nicht wahrzunehmen, eilte auf ihn zu.
    »Hallo!« begrüßte sie den Mann freudestrahlend. »Was, um alles in der Welt, tun Sie denn hier?«
    Vanderdecker schaute überrascht. »Haben Sie mich gerade geküßt?« fragte er, als hätte ihn eine Nonne auf der Straße angehalten und ihm aus einer dieser modernen Sprühdosen künstliche Schlagsahne ins Ohr gespritzt.
    »Das hab ich«, bestätigte Jane. »Aber Sie brauchen dringend ein Bad, mein Herr.«
    »Das war aber eben sehr voreilig von Ihnen. Normalerweise küsse ich keine Menschen, die ich nicht seit wenigstens dreihundertfünfzig Jahren kenne.«
    »Lassen Sie uns später darauf zurückkommen«, sagte Jane, die sich plötzlich dumm vorkam. »Sagen Sie, was tun Sie hier? Was ist denn überhaupt los?«
    »Es gibt da ein paar Probleme.«
    »Ich weiß, aber …«
    »Nein, nicht die Probleme, die Sie meinen. Wo ist Montalban?«
    »Da drinnen.« Jane zeigte auf das Haus. »Wo haben Sie eigentlich den Hubschrauber her?«
    »Nun ja, da war dieser Zerstörer, und als

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