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Der Fliegende Holländer

Der Fliegende Holländer

Titel: Der Fliegende Holländer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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aber, um ehrlich zu sein, hab ich mich dafür nie besonders interessiert, also kann ich mich auch irren.«
    Der Polizist rieb sich die Augen und kratzte sich an der Stirn.
    »Sind Sie von der Bohrinsel?« fragte er.
    »Wie bitte?«
    »Ob Sie auf der Ölbohrinsel arbeiten.«
    »Nein«, antwortete der nackte Mann, »Nein, wir kommen nicht von der Ölbohrinsel. Ich hab gedacht, die wär schon vor einiger Zeit geräumt worden. Gut, ich schließe daraus, daß Sie den Mann nicht gesehen haben.«
    Der Polizist nickte. Das schien ihn fast seine gesamte Kraft zu kosten.
    »Na ja«, sagte der nackte Mann. »Trotzdem vielen Dank. Ach, übrigens, die Krisensituation ist vorüber, Sie können jetzt wieder alle Leute nach Hause bringen. Es besteht keine Gefahr mehr.«
    »Keine Gefahr mehr?«
    »Ja«, bestätigte der nackte Mann. »Hier.« Er hielt einen eiförmigen blauen Stein in die Luft und zeigte mit dem Finger darauf. »Da, sehen Sie selbst«, forderte er den Polizisten auf. »Wieder ganz normale Reststrahlung.« Der Mann ging zu Mrs. Mackays Tür hinüber, öffnete die Klappe des Briefschlitzes und rief hindurch: »Es ist alles wieder in Ordnung, Sie brauchen Ihr Haus nicht zu verlassen! Die ganze Panik war umsonst.«
    »Sind Sie Arzt?« fragte Mrs. Mackays Stimme hinter der Tür.
    »Nein«, erwiderte der nackte Mann. »Mein Name ist Vanderdecker.« Auf einmal schien dem nackten Mann etwas einzufallen, und er fragte: »Haben Sie zufällig irgendwelche Kleidungsstücke für Männer, die wir uns von Ihnen ausleihen könnten? Wir sind vierzehn Personen.«
    Der Polizist wollte protestieren, aber die Anstrengung war für ihn einfach zuviel. Er setzte sich auf die Eingangstreppe und unterzog seine Schuhsohlen einer eingehenden Betrachtung.
    »Vierzehn?« fragte Mrs. Mackay. »Sind Sie von der Heilsarmee?«
    »Eigentlich nicht«, antwortete Vanderdecker. »Aber wir wären Ihnen sehr dankbar, wenn Sie …«
    »Verschwinden Sie«, fauchte Mrs. Mackay.
    »Na schön«, lenkte Vanderdecker ein. »Wie Sie wollen.«
    Er entfernte sich wieder von der Tür, und einer der Nackten flüsterte ihm etwas ins Ohr. Vanderdecker nickte und näherte sich dem Polizisten.
    »Entschuldigen Sie«, sagte er. Der Polizist blickte von der Untersuchung seiner Sohlen wieder auf. »Ehm, gehe ich recht in der Annahme, daß Sie Polizeibeamter sind?«
    Der Polizist dachte scharf nach und nickte dann. Vanderdecker lächelte.
    »Das ist ja prima«, sagte er. Der Polizist bedankte sich. »Also, folgendes«, fuhr Vanderdecker fort. »Meine Freunde und ich werden gleich in den Laden da drüben einbrechen.« Er deutete auf das gemauerte kleine Haus auf der anderen Seite der schmalen Hauptstraße, über dessen Eingang ein Schild mit der Aufschrift ›Wollkleidung und Handarbeiten aus eigener Fertigung‹ hing. »Aber denken Sie bitte nicht, wir wollten den Laden ausrauben. Wir sind nämlich keine Plünderer. Es ist nur so, daß wir im Kraftwerk sämtliche Klamotten eingebüßt haben und unsren Aufzug langsam ein wenig auffällig finden. Schon deshalb haben Sie doch bestimmt nichts dagegen, oder?«
    Der Polizist entgegnete, das nehme er wohl nicht an. Vanderdecker lächelte erneut. Es war ein freundliches, beruhigendes Lächeln, das den Eindruck erweckte, einen Mann vor sich zu haben, der ganz genau wußte, was er tat. Dafür war der Polizist dem Fliegenden Holländer dankbar.
    »Okay, das ist wirklich prima«, freute sich Vanderdecker. »Und würden Sie dem Ladeninhaber, wenn er zurückkommt, bitte sagen, daß er die Rechnung an Professor Montalban, Greathead Manor bei Cirencester, Gloucestershire, schicken soll? Haben Sie das verstanden? Vielleicht schreiben Sie sich das lieber auf.«
    Der Polizist notierte sich die Einzelheiten in seinem Notizbuch und blickte Vanderdecker von unten an, als bäte er um dessen Zustimmung. Der Fliegende Holländer nickte und hatte sich bereits zum Gehen gewandt, als er sich noch einmal umdrehte und sagte: »Ach, übrigens noch etwas …«
    »Ja, Sir?« fragte der Polizist.
    »Wir riechen doch nicht irgendwie komisch, oder?«
    »Nein, Sir«, antwortete der Polizist.
    »Sind Sie sich da sicher?«
    »Ganz bestimmt, Sir.«
    »Sie sind sich absolut sicher? Sie haben keine Erkältung oder so was?«
    »Nein, Sir.«
    »Und Sie sind nicht einfach nur höflich, oder? Wir würden Ihnen das wirklich nicht übelnehmen, wenn Sie …«
    Der Polizist schüttelte energisch den Kopf, setzte sich dann wieder auf die Treppe, vergrub das Gesicht in den

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