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Der Fliegende Holländer

Der Fliegende Holländer

Titel: Der Fliegende Holländer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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Verfahren war Janes Erfahrung nach besonders verläßlich, wenn es um Männer ging. Wenn sie früher einmal bei einem Mann dieses widerwärtig süße Ich-habe-zuviel-Schwarzwälder-Kirschtorte-gegessen-Gefühl hatte, beschwor sie einfach die Vision eines gemeinsamen Lebens herauf, in dem sie für ihn bügeln, ihm irgendwelche Werkzeuge halten und sich von ihm beim Anbringen der Küchenregale beschimpfen lassen mußte. Aber aus irgendeinem Grund schien das in diesem Fall nicht zu funktionieren. Vielleicht lag es daran, daß ihr derzeitiges Gefühl überhaupt nichts mit zu reichhaltigem Genuß von Torte zu tun hatte. Es war mehr wie eine Art Verständnis für all die Dinge, um die sich ihr Leben in den ganzen Jahren gedreht hatte. Das Schicksal hatte einfach auf seine tolpatschige Art sichergestellt, daß sie zur richtigen Zeit am richtigen Ort war, um Julius Vanderdecker, dem Fliegenden Holländer, zu begegnen. Und warum, Miß Doland, ist das so eine angenehme Vorstellung? Darum. Es gibt keinen anderen Grund dafür, einfach nur: darum. Wenn er lediglich gutaussehend oder charmant oder ganz allgemein in einer anderen augenfälligen Weise ein anziehender Mann wäre, dann wäre das eine völlig andere Geschichte. Wenn nämlich erst einmal die anfängliche Anziehungskraft nachließ und man von Wolke sieben wieder langsam zur Erde schwebte, blieb nicht viel mehr übrig, außer einer gehörigen Portion wirklichen Alltagslebens. Was Jane an Vanderdecker mochte, war die Art, wie sie ihn mochte.
    Jedenfalls, Miß Doland, kommt dein Vanderdecker möglicherweise nicht wieder. Na gut, das war es ja schließlich auch, was er wollte, daran führt kein Weg vorbei. Anscheinend ist er nicht der Meinung, daß es sich meinetwegen hierzubleiben lohnt, und wer kann ihm das verübeln? Also, reiß dich zusammen und iß was.
    Jane hatte den kalten Geflügelsalat bereits halb aufgegessen, als das Geräusch von Rotorblättern draußen vor dem Haus ihr Herz vor Freude beinahe zerspringen ließ. Sie warf Messer und Gabel hin und rannte zur Tür hinaus, wobei sie überhaupt nicht daran dachte, daß sie ja gar keine Schuhe anhatte, bis sie den Fuß auf den Kiesweg setzte.
    Doch aus dem Hubschrauber stieg nur ein einziger Mann; ein Mann zwar, den sie schon einmal gesehen hatte, der aber irgendwie nicht mehr ganz derselbe zu sein schien.
    »Professor!« schrie sie. »Was ist passiert?«
    Der Professor kam unter den Rotorblättern geduckt auf sie zu. Er warf Jane einen ziemlich seltsamen Blick zu, aber sie war zusehr in Gedanken, um das zu bemerken.
    »O Miß Doland. Freut mich, daß Sie immer noch …«
    »Geht es ihm gut?«
    »Ihm?« der Professor zog eine Augenbraue hoch.
    »Vanderdecker!« brüllte Jane. »Geht es ihm …?«
    »Ach!« unterbrach sie der Professor. »Ich fürchte, nicht. Das ist wirklich ein großer Verlust. Aber ich bin mir sicher, Sie …«
    Jane schien wie ein Ballon zusammenzufallen, aus dem man die Luft herausließ. Hätte ihre Kleidung sie nicht zusammengehalten, wäre sie vermutlich wie geschmolzenes Kerzenwachs auf den Boden getropft.
    Der Professor lächelte mitleidig. »Na, na, ist ja gut.«
    »Waren Sie dabei, als er …?«
    »Nicht direkt«, antwortete Montalban. »Aber ich glaube, da gibt’s keinen Zweifel mehr. Es ist einfach nichts von ihm übriggeblieben. Aber schließlich wollte er es so, und zweifellos hat er durch seinen Tod das Leben Tausender von Menschen gerettet, wenn nicht sogar …«
    »Ach, zur Hölle mit Ihnen!« fauchte ihn Jane an. »Das ist doch sowieso alles Ihre verdammte Schuld.«
    Montalbans onkelhafte Art schien ein wenig wackelig zu werden, so wie das Fernsehbild, wenn mal wieder eine Taube auf der Antenne sitzt. »Darf ich Sie vielleicht daran erinnern, daß er ohne mein Elixier vermutlich schon in den siebziger Jahren des sechzehnten Jahrhunderts gestorben wäre? Ich glaube nicht, daß er …«
    Aber Jane hörte ihm überhaupt nicht zu. Das war schade, fand der Professor, denn es gab einen äußerst wichtigen Punkt, über den sie sich hätten unterhalten sollen. Obwohl er alle Dinge im Universum, vom Aufbau der Materie bis zur Sphärenmusik, ziemlich gut verstand, hatte der Professor nicht die geringste Ahnung, was er von Frauen halten sollte – und er selbst wäre der erste gewesen, der das zugegeben hätte. Er zuckte also nur leicht die Achseln, lächelte noch einmal und machte sich auf die Suche nach Nußplätzchen.
    Jane sammelte sich langsam wieder. So fühlen sich wahrscheinlich

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