Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fliegende Holländer

Der Fliegende Holländer

Titel: Der Fliegende Holländer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
Vom Netzwerk:
Händen und murmelte leise vor sich hin. Er wirkte ziemlich erschöpft. Schließlich war es eine lange Woche gewesen, in der außer der Explosion des Kraftwerks auch noch seine Großmutter gestorben war und seine Frau auf einer probeweisen Trennung bestanden hatte.
    »Dann ist ja alles klar«, freute sich Vanderdecker. »Sebastian, Jan und Christian: Ihr sucht einen Stein oder ein Stück Holz, irgendwas, das wir als Rammbock benutzen können. Dirk, kannst du mal eben die Katze halten? Aber paß auf, die kratzt, wenn du dich nicht vorsiehst. Also, Leute, kommt schon, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.«
    Ungefähr zwanzig Minuten später kamen Vanderdecker und die Mannschaft der Verdomde wieder aus dem Kunstgewerbegeschäft heraus. Sie trugen alle mehr oder weniger die gleichen Kleidungsstücke: Pullover aus Shetlandwolle, fusselige Tweedjacketts, Mützen und Kilts. Der einzige Unterschied bestand in den Mustern der Pullover; die der Mannschaft waren mit kleinen weißen Schafen geschmückt, während auf Vanderdeckers Pullover ein schwarz-weißer Pandabär wie eine Art militärisches Rangabzeichen prangte.
    »Das wäre also erledigt«, stellte Vanderdecker fest. »Jetzt müssen wir nur noch Antonius finden.«
    »Das ist leichter gesagt als getan«, brummelte Sebastian. Er hatte sich eigentlich den Pandapullover unter den Nagel reißen wollen und war jetzt offensichtlich eingeschnappt.
    »Das ist schon richtig«, räumte Vanderdecker ein, »aber wir brauchen uns nur vorzustellen, wir wären ebenfalls Idioten, und schon können wir seine Gedankengänge irgendwie nachvollziehen.«
    Im selben Augenblick tauchte Antonius wie aus dem Nichts höchstpersönlich auf. Unter einem Dufflecoat trug er einen schlichten grauen Anzug und starrte nun seine Kameraden mit großen Augen an.
    »Hallo, Käpt’n!« begrüßte er Vanderdecker freudig. »Ich bin wieder zum Kraftwerk zurückgegangen, aber da wart ihr schon alle weg. Wieso habt ihr denn diese komischen …«
    »Hallo, Antonius«, unterbracht ihn Vanderdecker. »Prima, dann machen wir uns doch jetzt mal auf die Socken und gehen einen trinken, was?« Doch dann seufzte er und ging zu der Haustreppe hinüber, auf der noch immer der Polizist saß. »Entschuldigen Sie …«
    Der Polizist öffnete die Augen und begann zu zittern.
    »Tut mir leid, daß ich Sie noch mal belästigen muß«, entschuldigte sich Vanderdecker, »aber wissen Sie vielleicht, wo man hier in der Nähe was zu trinken bekommt?«
    Der Polizist deutete die Straße hinunter auf ein Haus mit der Aufschrift ›Hotel‹. Vanderdecker bedankte sich. »Vielleicht haben Sie ja Lust mitzukommen«, schlug er vor. »Sie sehen aus, als ob Sie ’n Bier gebrauchen könnten.«
    »Nein«, lehnte der Polizist energisch ab. »Nie wieder.« Dann stand er auf und fing an zu rennen.
    Vanderdecker zuckte die Achseln. »Wie Sie wollen!« rief er ihm hinterher. »Okay, Jungs, die Getränke gehen auf meine Rechnung.«
    Die Besatzung der Verdomde hastete die Straße entlang und ließ sie vollkommen menschenleer zurück. Ungefähr fünf Minuten lang herrschte absolute Ruhe, bis das entfernte Zuschlagen einer Hoteltür die Stille zerriß, und danach traten wieder jene Friedlichkeit und unendliche Ruhe ein, für die das schottische Hochland so berühmt ist. Aber schon bald näherten sich ein Rattern und Dröhnen, als ein Hubschrauber in geringer Höhe seine Kreise über dem Dorf zog, einen Moment lang in der Luft stehenblieb und dann in Richtung des Dounreayer Kraftwerks davonflog.
     
    Äußerst vorsichtig rappelte sich Professor Montalban vom Boden auf und strengte seinen Kopf an.
    Als Wissenschaftler ging er systematisch und methodisch vor. Deshalb begann er mit der Kontrolle beim Kopf: Ja, der war noch da, und er schien auch richtig zu funktionieren. Dann überprüfte er die Arme, danach den Rumpf und schließlich erst Beine und Füße. Alles noch vorhanden und in Ordnung. Gut.
    Gut, aber höchst erstaunlich. Schließlich war die Wucht der Explosion so gewaltig gewesen, daß er sich in der zehntel Mikrosekunde, die ihm zum Nachdenken zur Verfügung gestanden hatte, absolut sicher war, daß nichts auf der Welt sie überlebt haben konnte. Tja, das zeigt mal wieder, wie gefährlich es ist, vorschnell rein intuitive Schlüsse zu ziehen.
    Weiterhin war es merkwürdig, daß das Gebäude nicht beschädigt war. Jedenfalls zum größten Teil nicht. Der riesige Stahlträger, der ihm, wie er sich erinnerte, auf den Kopf gefallen war, deutete

Weitere Kostenlose Bücher