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Der Fliegende Holländer

Der Fliegende Holländer

Titel: Der Fliegende Holländer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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Immobilienbranche erzählt?«
    »Nein«, entgegnete Jane leicht verwirrt. »Ist das im Moment wichtig?«
    »Ja, ziemlich.«
    »Na gut, dann schießen Sie los.«
    »Okay.« Vanderdecker lehnte sich in seinem Stuhl zurück und schloß die Augen. »Vor vielen Jahren – selbst für meine Verhältnisse – hab ich mal ein Stück Land in Amerika gekauft. Ich weiß selbst nicht, warum. Aber es war billig, ich hatte gerade etwas Kapital und hielt es für richtig, das Geld irgendwie anzulegen. Meine Idee war, irgendwo weitab von der Menschheit und doch in unmittelbarer Nähe zum Meer eine kleine Ortschaft zu errichten, wo meine Mannschaft und ich sicher sein konnten, etwas Privatleben zu haben und das ein oder andere Bier zu trinken, wenn wir an Land gingen. So etwas in der Art hab ich mir jedenfalls immer vorgestellt. Nun gut. Bevor der erste Spatenstich getan werden konnte, hab ich in einem Wirtshaus einen Mann kennengelernt, der gerade eine Pechsträhne hatte. Er war auch Holländer, und er tat mir leid. Seine Geschichte hörte sich wirklich furchtbar an. Er war wegen seines Glaubens aus Holland vertrieben worden, und man hatte ihn gezwungen, Haus und Hof zu verkaufen. Als er endlich in der Neuen Welt ankam, um ganz von vorn anzufangen, war er fast pleite. Er hatte in der alten Heimat einen auch nicht annähernd angemessenen Preis für sein Eigentum erhalten, und ein Großteil davon war für die Schiffspassage und sonstige Umzugskosten draufgegangen, weil sich sämtliche Transportunternehmer als Beutelschneider erwiesen hatten. Zu allem Überfluß waren auch noch Rüsselkäfer in das Saatgut gelangt, und drei seiner Kühe hatten sich die Maul- und Klauenseuche geholt. Er wußte wirklich nicht, wie er sich noch genug Land in Amerika leisten sollte, um den Unterhalt für seine Frau und die drei Kinder zu bestreiten. Also fragte ich ihn, wieviel Geld er noch habe, und bot ihm daraufhin für den Rest seiner Barschaft mein Land an. Ohne zu überlegen, stimmte er sofort zu, zumal es wirklich sehr billig war, und ich hab mich dazu hinreißen lassen, weil ich im Grunde ein anständiger Kerl bin. In Anbetracht meiner Lage war das Land für mich natürlich sowieso verdammt unwichtig.«
    »Und?«
    »Nun, was ich ihm damals verkauft hab, war die Insel von Manhattan«, sagte Vanderdecker betrübt. »Eine bedauerliche Fehleinschätzung, finden Sie nicht?«
    Jane sagte überhaupt nichts.
    »Natürlich konnte ich das damals nicht wissen«, fuhr Vanderdecker fort. »So was weiß man vorher nie. Aber so ist das mit dem ewigen Leben; man muß eben auch mit seinen ewigen Fehlern leben, stimmt’s? Wie damals, als ich der spanischen Armada begegnet bin.«
    »Sie sind der spanischen Armada begegnet?«
    »Reines Glück. Es war kurz nachdem sich der Geruch bei uns eingestellt hatte. Wir waren in eine Flaute geraten und lagen vor Gravelines. Plötzlich ist das Meer übersät von spanischen Schiffen. Ein phantastischer Anblick. Dann bemerken die Spanier diesen bestialischen Gestank, und bevor ihre Kommandanten sie aufhalten können, halten alle auf die offene See zu, mit zugehaltenen Nasen. Ergebnis: sie verlieren das Wettermeßgerät und werden von meinem alten Jute-Handelspartner Francis Drake in Stücke geschossen. Oder kennen Sie die Geschichte von Karl dem Zweiten?«
    »Karl der Zweite?«
    »Genau«, sagte Vanderdecker. »Ich saß in dieser Spelunke und trank in Ruhe mein Bier, als so ein großer Mann mit Schnurrbart mich fragte, ob er per Anhalter bis nach Frankreich mitfahren könne. Kein Problem. Cromwell sah das anders, aber das wußte ich natürlich nicht. Dünkirchen ist ein weiteres Beispiel für ein und dieselbe Sache. Wenn diese deutschen Kreuzer damals nicht genau im selben Augenblick in meine Windrichtung gekommen wären, als alle diese kleinen Landungsboote ohne jede Eskorte mit Höchstgeschwindigkeit über den Kanal fuhren … Sie verstehen bestimmt, worauf ich hinauswill, oder? Meine Anwesenheit hat stets drastische Auswirkungen auf die Geschichte. Dabei gebe ich mir weder sonderliche Mühe, noch helfe ich mutwillig nach. Ich hasse mich selbst hinterher dafür, aber es geschieht immer wieder. Sie haben mich gefragt, ob ich der Meinung wäre, vom Schicksal auserwählt worden zu sein. Ich weiß aber, daß es nicht so ist. Alles ist reiner Zufall. Noch nicht einmal das – alles beruht auf berechenbarer Wahrscheinlichkeit. Wenn jemand lange genug auf der Erde lebt, müssen ihm oder durch ihn früher oder später wichtige Dinge

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